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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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protestieren, aber der Schwertkämpfer, der links vor dem eisernen Gittertor steht, fragt nur: »Können wir Euch helfen, etwas Bestimmtes zu finden?«
    »Nein.«
    Die Wachen tauschen einen schnellen Blick aus, als Raen ihnen nur ein Nein zur Antwort gibt, aber sie öffnen das Tor.
    Raen tritt ein. Ein Wachmann folgt ihm in den Raum. Micid und ich schlüpfen an dem anderen vorbei, der Lord Raen stirnrunzelnd hinterhersieht.
    »Vielleicht kann ich Euch die Suche erleichtern, Mylord« , sagt der erste Fae. »Wonach sucht Ihr denn?«
    »Nach einem Schwert.«
    Der Blick des Fae wandert über die mehreren Hundert Schwerter, die in ihren Ständern an der Wand lehnen. Vorsichtig schiebe ich Micid an ihm vorbei. Ich muss mich bewegen, bevor meine Zähne anfangen zu klappern.
    »Wo ist das Inventarverzeichnis?« , will Raen wissen.
    »Inventarverzeichnis?«
    »Ja.« Raen kneift die Augen zusammen. »Ihr bewacht diese Gegenstände. Da müsst ihr doch auch ein Verzeichnis der Gegenstände haben. Wie soll man denn sonst merken, ob etwas fehlt?«
    »Gegenstände?« , wiederholt der Fae, der die Dinge in diesem Raum offenbar eher für ausrangiertes Zeug hält.
    »Besorgt mir das Bestandsverzeichnis. Sofort.«
    Der Wachmann bemüht sich um einen entschlossenen Gesichtsausdruck. »Ja, Mylord.«
    Ich stehe direkt vor ihm, als er sich abrupt umdreht. Micid zieht mich gerade noch rechtzeitig zur Seite und aus dem Weg. Seine freie Hand wandert zu meiner Hüfte. Dort bleibt sie auch noch, als der Wachmann längst an uns vorbeigegangen ist. Ich widerstehe dem Drang, ihm den Ellbogen in den Bauch zu stoßen. Stattdessen mache ich einen Schritt zur Seite, um einen möglichst großen Abstand zwischen uns zu schaffen, und ziehe ihn in den hinteren Teil des Arsenals. »Um die Ecke ist noch eine Wache.«
    Der Ther’rothi nickt. Sobald Garrad auftaucht, lässt er meine Hand los. Micid schwimmt vor meinen Augen, als er losstürmt, und dann verschwindet das blaue Glühen des Zwischenreichs. Im Vergleich dazu ist das Reich heiß, fast schon zu heiß. Ich ziehe Luft in meine Lungen hinein. Es fühlt sich an, als wäre ich in der Sauna.
    Garrad springt auf. Er hat sein Schwert schon halb aus der Scheide gezogen, als es plötzlich wieder hineingerammt wird. Die Kehle des Fae klafft. Blut dringt aus dem tiefen Schnitt. Es läuft auch aus seinem Mund, als Garrad gurgelnd röchelt. Er taumelt gegen die Wand und rutscht langsam daran herunter, geht aber in den Äther, bevor er zu Boden sinkt.
    Es überläuft mich kalt, als ich Garrads Seelenschatten aufsteigen sehe.
    Micid taucht wieder auf.
    »Du hättest ihn nicht töten müssen.« Meine Worte sind kaum lauter als ein Flüstern. Heute sollte niemand sterben.
    Er wischt die Klinge an seinem Ärmel ab. »Er hätte mich daran gehindert, die Zelle der Menschen zu öffnen. Wo ist sie?«
    »Du hättest ihn bewusstlos schlagen können.« Garrad war einer von Kyols Männern. Kyol vertraute ihm, ebenso wie mir.
    Micid zuckt mit den Achseln. »Die Menschen, Schattenleserin. Unsere Zeit ist begrenzt.«
    Meine Haut klebt, und meine Finger sind taub und prickeln. Ich kann den Blick nicht von der Blutlache abwenden. Ich sehe den Schock in Garrads Augen noch deutlich vor mir, aber ich zeige mit dem Finger auf die Wand. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Ich stecke mittendrin und kann die Sache jetzt nicht einfach abblasen.
    Micid zieht den Karren aus dem Weg. »Wo ist der Öffnungsstein?«
    »Über dir.«
    »Wo?« Er bedeutet mir, vorzutreten. »Zeig ihn mir.«
    Mit klopfendem Herzen gehe ich zur Wand und stelle mich auf die Zehenspitzen, um den Stein zu berühren.
    »Hier?«, fragt er.
    Seine Hand streicht über meine, und ich zucke zurück. »Ja.«
    Der Stein glüht blau, als Micid seine Magie wirkt. Als ich das erste Geräusch der zur Seite gleitenden Steinplatte höre, versuche ich, mich wegzustehlen, aber Micid bewegt sich ebenfalls. Ich bin gefangen zwischen ihm und dem Karren. Micid stößt gegen meine Schulter – nicht zufällig – und hält mich fest, als ich beinahe hinfalle. Die Art, wie seine Hände nach meiner Hüfte greifen, ist viel zu intim. Ich breche in Panik aus.
    Ich versuche, ihn wegzustoßen, was aber damit endet, dass ich ihm noch näher komme. Er lacht auf, als ich mich wehre, doch dann gelingt es mir, meinen Dolch aus der Scheide zu ziehen, und er lacht nicht mehr. Ich winde mich aus seinen Armen und halte den Dolch zwischen uns.
    Dann schneide ich Micid. Sein rechter Ärmel ist

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