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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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nicht lange, bis ich denjenigen finde, den ich suche. Er ist da, sitzt auf einer Bank unter der Statue eines Cirikith mit fein gemeißelten Schuppen, das jedoch nicht den Karren eines Händlers zieht, sondern wild ist und sich aufbäumt. Als mein Schatten auf den Fae fällt, sieht er von den Dokumenten auf, die er gerade liest.
    »Mylord« , sage ich in seiner Sprache, »habt Ihr noch immer das Bedürfnis, dass Euch Eure Tochter vergibt?«

21
    P lante ich nicht einen Gefängnisausbruch, mit dem ich mich ablenken könnte, dann würde ich den Rest des Tages … Tja, nicht heulend auf meinem Zimmer hocken, so bin ich nicht, aber definitiv in einen Zustand der Verzweiflung versinken. Stattdessen ziehe ich mit meinen Stiefeln fast Furchen in den Steinboden, weil ich höllisch nervös bin und auf den Sonnenuntergang warte. Heute Abend können eine Million Dinge schieflaufen.
    In Wahrheit halte ich nicht viel von unserem Plan. Eigentlich ist es eher Lord Raens Plan. Er denkt, ihn würde niemand aufhalten, wenn er mich durch den Keller schleppt, weil er ein Hochedler ist. Ich habe versucht, ihm zu verstehen zu geben, dass unsere Aussichten nicht sehr gut sind, aber irgendwann habe ich einfach mit den Achseln gezuckt, was er offenbar als mein Einverständnis gedeutet hat.
    Vielleicht gelangen wir dank seines Titels sogar zu Naito und dem anderen Menschen, aber Raen konnte mir nicht so genau beschreiben, wie wir sie da rausholen wollen. Er sagte nur, ich soll ihm vertrauen. Er würde sich schon darum kümmern. Obwohl ich in letzter Zeit große Probleme damit habe, anderen zu vertrauen, warte ich wie abgemacht im Gang, als die Sonne untergeht, lehne mich an die Wand und versuche, möglichst unverdächtig auszusehen. Dummerweise kann ich die Edarratae auf meinen Händen und in meinem Gesicht nicht kontrollieren, und selbst wenn ich es könnte, würde ich trotzdem aussehen wie ein Mensch. Vergleicht man uns mit den Fae, dann sehen wir nun mal anders und deutlich unspannender aus.
    Ich bin nervös, nehme die Halskette aus meiner Hosentasche und befestige sie an meinem Handgelenk. Es ist beruhigend, sie wieder auf der Haut zu spüren, und ich hoffe, dass sie mir Glück bringen wird. Hoffentlich geht dieser Gefängnisausbruch reibungslos über die Bühne.
    Als die letzten Sonnenstrahlen vor meinem Fenster verblassen, taucht Lord Raen auf.
    »Komm« , sagt er und geht an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Er sieht sich nicht um, um sich zu vergewissern, dass ich ihm folge, erst als wir eine Treppe hinuntergehen, schaut er mich an. Auf halber Höhe bleibt er stehen und zieht einen Dolch.
    Ich erstarre. Obwohl ich drei Stufen über ihm stehe, muss ich mich zusammenreißen, um nicht vor ihm zurückzuweichen, als er die Klinge langsam hin und her dreht. Diese Geste wirkt auf mich höchst bedrohlich.
    »Gift« , sagt er, und ich sehe etwas Feuchtes an dem Stahl glänzen. »Lass deinen Gegner bluten, und er wird fallen.«
    »Ist er dann tot?« , frage ich und höre mein Herz in meiner Brust schlagen. Ich möchte niemanden töten, erst recht niemanden, der eigentlich nur seinen Job macht.
    »Bewusstlos.« Er schiebt den Dolch wieder in die Scheide und reicht sie mir. »Schneid dich nicht.«
    Etwas bewegt sich hinter Lord Raen. Ich schiebe den Dolch schnell hinten in meinen Hosenbund. Der Fae, der die Treppe heraufkommt, ist gefährlich. Das spüre ich an der Art, wie er langsam näher kommt und wie sein Blick zwischen Lord Raen und mir hin und her wandert. Die Griffe zweier Schwerter ragen wie Dämonenflügel hinter seinen Schultern empor, aber er ist kein Palastwächter und keiner der Schwertkämpfer des Königs. Er trägt schwarze, unscheinbare Kleidung.
    Raen geht einen Schritt zur Seite, aber der Fae geht nicht vorbei. Er bleibt zwischen Raen und mir stehen, und seine Mundwinkel verziehen sich zu einem kaum erkennbaren Lächeln. Vielleicht versucht er, freundlich zu sein, aber mir jagt er dadurch nur Angst ein.
    »Das ist Micid, Sohn des Riagar« , stellt ihn Raen vor. »Er ist Ther’rothi.«
    Ich runzle die Stirn. »Ther’rothi?«
    »Es bedeutet«, sagt Micid auf Englisch, »›der im Zwischenreich wandelt‹.«
    Ich blinzle, und er grinst weiter.
    »Ich besuche das Tjandel «, erklärt er.
    Ich habe keine Ahnung, wer oder was das ist. Ich werfe Raen einen Blick zu, aber er scheint genauso überrascht darüber zu sein, dass Micid meine Sprache spricht, wie ich es bin.
    »Was bedeutet das?«, will ich wissen. »Im

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