Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
ihn.«
»Wie?«
Er starrt aus dem Fenster.
»Ich würde es wirklich gern wissen. Sethan ist tot. Seine Unterstützer verlassen dich.«
Sein Kiefer spannt sich an.
»Denk doch mal darüber nach, Aren. Kyol kennt den König. Er kennt General Radath.«
Bei diesen Worten zuckt er nicht mal.
»Er weiß, wo sich die anderen Sidhe Tol befinden.«
»Verdammt noch mal, McKenzie!« Aren fährt herum. »Er hat dich verloren! Er kann dich nicht zurückhaben!«
Mein Herz klopft wütend. »Weil ich ihn verlassen habe …«
»Weil du es tun musstest.«
Ich bohre meine Finger in das Stuhlleder. »Ich war schon dabei, ihn zu verlassen, bevor mich Radath in Chaer eingesperrt hat.«
»Weil du es musstest«, wiederholt er mit ätzender Stimme. »Er wollte deinetwegen seinem eigenen Ansehen nicht schaden.«
»Er wollte mit dem König über uns reden!« Ich rolle den Stuhl auf ihn zu.
Er schiebt ihn zur Seite und stürmt auf mich zu. »Er hatte zehn Jahre Zeit, um dich in ihn verliebt zu machen. Ich hatte nicht mal zehn Wochen! Sag mir nicht, dass das fair wäre!«
Ich weiche mit hämmerndem Herzen zurück.
»Weißt du, was er in diesen letzten Wochen getan hat? Weißt du das?«
»Er …«
»Er ist in das Haus jedes Faes eingedrungen, der Gerüchten zufolge Verbindungen zur Rebellion hatte. Er hat ihre Familien bedroht und jeden zugerichtet, der seine Fragen nicht beantworten wollte. Wenn ihm die Antworten nicht gefallen haben, dann hat er die Leute einfach verhaftet. Haben sie ihn bekämpft, hat er sie getötet. Hast du eine Ahnung, wie viele meiner Freunde er getötet hat?«
»Er will diesen Krieg ebenso beenden wie du.« Ich hasse es, dass Kyol töten muss. Ich hasse es, dass Aren es muss, dass ich es muss.
Er schlägt mit der Faust gegen die offene Tür. Sie knallt zu. »Du würdest alles sagen, damit ich ihn rette.«
»Aren …«
»Nur zu«, schnaubt er. »Lüg mich an. Sag mir, dass du keine Gefühle mehr für ihn hast.«
Edarratae zucken über sein Gesicht. Die blauen Blitze scheinen durch seine Wut in helle Aufregung versetzt zu sein. Ich habe ihn erst einmal ansatzweise so wütend gesehen, und das war, als ich die Polizei mit dem Handy des Vigilanten angerufen habe, aber nachdem er damals hochgegangen war, ist er kalt und abweisend geworden. So ist er jetzt ganz und gar nicht.
Ich mustere seine Brust, die sich hebt und senkt, während er schnell atmet. Er hat recht: Es wäre gelogen, zu behaupten, dass ich keine Gefühle für Kyol mehr hätte – ich habe sie –, aber ich tue das hier nicht nur, um Kyol zu retten. Ich tue das hier auch, um Aren zu retten.
»Was passiert danach?«, will er wissen. »Was passiert, wenn dich Taltrayn wieder in die Finger bekommt?« Er packt mich an der Hüfte. »Wenn er dich anfleht, ihm zu vergeben?« Er zieht mich an seine Brust.
Meine Hände streichen über die harten Muskeln an seinen Armen. Chaosschimmer schießen seine Arme hinauf und hinunter, erhitzen meine Handflächen.
»Aren«, flüstere ich.
Sein Mund ist jetzt so nah, dass ein Chaosschimmer durch die Luft auf meine Lippen fliegt. Ich erschaudere, als er über meine Zunge zuckt. Doch Aren überbrückt die letzten Millimeter nicht. Er sieht mich an und scheint mich mit den Blicken aufzufordern, ihn zu küssen.
Alle Gedanken an Kyol verblassen. Arens Hände umklammern meine Hüften, als ich meinen Mund auf seinen senke. Er ist einen Augenblick lang wie betäubt, dann küsst er mich zurück und presst seinen Körper an meinen. Die Edarratae fließen nur so aus ihm heraus und in mich hinein. Meine Muskeln scheinen zu schmelzen. Sie zittern. Ich streiche mit den Händen über seine Brust und lege sie auf seine Schultern. Dort bohre ich meine Finger in seine Muskeln, als er seine Zunge in meinen Mund eintaucht.
Ein Stöhnen. Mein Stöhnen. Hitze breitet sich in meinem Bauch aus und sinkt tiefer. Aren verschränkt die Hände hinter meinen Knien und hebt mich hoch. Ich lege meine Beine um seine Hüften und streiche mit den Fingern durch sein zerzaustes Haar. Alles geht zu schnell und doch nicht schnell genug.
Er setzt mich auf Naitos Schreibtisch ab und schiebt seine Hände unter mein T-Shirt. Blitze zucken über mich, und ich biege mich ihm entgegen. Er küsst mein Kinn, meine Kehle, die Narbe an meinem Hals. Er murmelt etwas auf Fae, aber mein Körper ist zu voll von Edarratae , mein Kopf zu voll von ihm, als dass ich es übersetzen könnte.
Ich küsse ihn erneut und sauge Chaosschimmer von seiner Unterlippe.
Weitere Kostenlose Bücher