Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
lädiert und blutig, und sein linkes Auge ist fast komplett zugeschwollen. Unter seinem zerfetzten Baumwollhemd kann ich blutrote Schnitte auf seiner Brust und seinen Schultern erkennen. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich mir vorstelle, wie schlimm erst sein Rücken aussehen muss.
Sein unverletztes Auge sieht mich an. Er stützt sich schwer auf ein Schwert und macht einen weiteren Schritt ins Haus. Dann stockt er und schwankt.
Ich bin da, bevor er zusammenbricht. Er atmet zischend aus, als ich seine Arme ergreife, um ihn auf den Boden zu setzen.
»Mist. Tut mir leid.« Großer Gott . Das war keine gute Stelle, um ihn zu berühren. Seine Haut hängt in Fetzen herunter.
Er umklammert noch immer das Schwert in seiner Hand. Ich versuche, seine Finger zu lösen.
»Kyol«, flüstere ich und dränge ihn, den Griff loszulassen. Er versucht, mir zu antworten, muss aber husten, und das feuchte, gurgelnde Rasseln ist kaum zu ertragen.
Lena sinkt neben mir auf die Knie. »Zur Seite!«
Zitternd stehe ich auf und gehe aus dem Weg. Ich atme erst wieder, als sie ihre Hände auf Kyol legt. Kyols Körper zuckt und absorbiert ihre Magie. Sie heilt ihn. Ich bin unglaublich erleichtert. Die weniger tiefen Wunden schließen sich bereits. Er wird wieder gesund. Aren und er werden wieder gesund.
Ich warte, bis Lena fertig ist, um dann zu ihm zu gehen. Er sieht so müde aus. Ich vermutlich auch. Er runzelt besorgt die Stirn und berührt mein Gesicht.
»Kaesha .«
»Was ist passiert?«, frage ich, ignoriere die Blitze in meinem Inneren und gehe ein wenig auf Distanz, da ich Arens Temperament lieber nicht reizen möchte.
Kyols Maske verschwindet für einen Moment. »Ich wollte nicht zulassen, dass meine Männer in Lynn Valley kämpften. Ich habe versucht, den Angriff zu verhindern.«
»Du bist gescheitert«, sagt Lena. Aren steht hinter ihr, und seine Augen wirken wütend. Sein Körper ist so angespannt, dass er kurz davor sein muss zu explodieren.
Doch dann entspannen sich seine Schultern ohne jegliche Vorwarnung. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, bis mir eine Szene auf Amys Hochzeitsempfang wieder einfällt. Sobald Aren Kyol entdeckt hatte, verschwand die Anspannung bei ihm. Damals kam mir die Veränderung merkwürdig vor, aber jetzt verstehe ich es. Aren verbirgt seine Gefühle hinter seinem Grinsen und seiner Gleichgültigkeit, ebenso wie Kyol sie hinter seiner undurchdringlichen Maske versteckt.
»Wir müssen reden«, sagt Lena. »Geht euch waschen. Schnell. Dann treffen wir uns in der Küche.«
Kyol und ich helfen uns gegenseitig beim Aufstehen.
»Geht es dir wirklich gut?«, will er wissen.
»Mir geht’s gut«, sage ich. Zumindest wird es mir gut gehen, solange er und Aren sich nicht gegenseitig umbringen. Aren gibt sich große Mühe, so zu tun, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen, aber seine Hand am Schwertgriff spannt sich an. »Geh schon.« Ich deute in Richtung des Badezimmers.
Aren beobachtet mich, als ich zum Tisch gehe. Lena tritt zwischen uns und beharrt darauf, ihn zu heilen, aber er sieht die ganze Zeit mich an. Sein Blick ist fast schon spürbar, und ein Prickeln läuft durch meinen Körper. Ich sehe meine Arme an, weil ich mich vergewissern muss, dass seine Edarratae nicht irgendwie auf mich übergesprungen sind. Nein. Ich habe bloß eine Gänsehaut.
Ich setze mich an den Tisch. Lena setzt sich zu mir, nachdem sie Aren geheilt hat. Naito und Kelia setzen sich ebenfalls, aber Aren geht an uns vorbei in die Küche. Er kehrt einige Sekunden später mit einem Glas mit einer purpurroten Flüssigkeit zurück. Ich runzle die Stirn, weil ich schwören könnte, dass er grinst. Dann wird mir auch klar, warum.
Als er den Cabus vor mir abstellt, schiebe ich das Glas weg. »Nein, danke. Mir geht’s gut.«
»Nein, dir geht es nicht gut. Ich werde dir das Zeug eintrichtern, wenn ich muss, Nalkin-Shom .«
Wäre dieses kaum merkliche Grinsen in seinem Mundwinkel nicht und hätte er mich nicht auf diese ganz besondere Art Nalkin-Shom genannt, dann wäre ich jetzt sauer. Stattdessen breitet sich eine angenehme Wärme in mir aus.
»Ich brauche nur einen Kaffee.«
Er setzt sich auf einen Stuhl und schiebt das Glas wieder vor mich. »Das oder gar nichts.«
»Dann lieber gar nichts.« Es fühlt sich gut an, sich wieder so mit ihm zu streiten.
»McKenzie«, schimpft er.
Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und verschränke die Arme.
»Du solltest den Cabus trinken.«
Ich erstarre, als
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