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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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ich Kyols Stimme höre. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er das Bad verlassen hat. Aren offensichtlich auch nicht, wenn ich seine Miene richtig deute. Wir haben uns beide nur auf den anderen konzentriert.
    »Der macht dich wacher«, sagt Aren, der jetzt nicht mehr lächelt.
    Ich ziehe das Glas an mich heran, aber nur, weil mir unangenehm bewusst ist, dass mich alle anstarren.
    Der einzige freie Stuhl steht zu meiner Linken, und Kyol setzt sich neben mich. Er ist mir so nah, dass ich spüre, wie die Luft ein wenig wärmer wird, und die Seife riechen kann, mit der er sich gewaschen hat. Er trägt noch immer dieselbe schwarze Hose, aber er hat sich ein frisches Hemd geliehen.
    »Gut«, sagt Lena. »Nun, da du hier bist …«
    »Bevor wir uns unterhalten«, unterbricht Kyol sie und sieht dabei unverwandt mich an. »Ich würde dich von all dem hier wegbringen, McKenzie. Ich würde dafür sorgen, dass dich kein Fae je wieder aufsuchen kann. Du müsstest nie wieder einen Schatten lesen.« Er berührt die Narbe an meinem Hals. »Du würdest nie wieder verletzt.«
    Ein Chaosschimmer schießt über meine Haut, und mein Magen zieht sich zusammen. Es ist verwirrend, dass meine Gefühle so durcheinandergebracht werden. Ich könnte mit Kyol glücklich werden, davon bin ich überzeugt. Er ist der Mann, den ich immer gewollt habe.
    Ich sehe Aren an. Edarratae rasen durch meinen Bauch, als mir klar wird, wie er auf seinem Stuhl sitzt. Er mag gelassen und sorglos aussehen, aber in seiner Haltung liegt auch eine gewisse Wachsamkeit, eine stetige Bereitschaft. Hinter dieser Fassade beobachtet er mich. Um seine Augen herum wirkt er angespannt, fast so, als würde er sich auf einen Schlag vorbereiten. Ich will ihm nicht wehtun, ebenso wenig wie Kyol.
    »Ich habe beschlossen, der Rebellion zu helfen.« Ich sacke auf meinem Stuhl zusammen und starre auf die Tischplatte. Ich muss Kyol nicht ansehen, um zu wissen, dass über ihm jetzt eine dunkle Wolke schwebt. Ich spüre förmlich, wie sie sich auf seine Schultern legt und ihn die Trauer überkommt. Wenn er sich der Rebellion anschließt, hat er Atroth endgültig verraten.
    Lena breitet eine Karte des Reichs auf dem Tisch aus. »Die anderen Sidhe Tol . Du weißt, wo sie sind.«
    Daraufhin herrscht Schweigen, und ich beiße mir auf die Lippe. Kyol verrät nicht nur seinen König, sondern auch seinen Freund.
    »Dich auf den Thron zu bringen, führt nur zu einem neuen Krieg«, sagt Kyol.
    Meine Stimmung sackt in den Keller. Natürlich hat er recht. Atroths Anhänger werden nicht verschwinden, nur weil Kyol jetzt Lena unterstützt. Einige werden ihm folgen, weil sie ihn respektieren und ihm vertrauen, aber ein Großteil wird kämpfen.
    »Ich mache dich zu meinem Lord General«, erklärt Lena. »Du wirst entscheiden, wie dieser Krieg geführt wird. Jede Strategie, die dir nicht gefällt, wird nicht angewendet. Du kannst jeden Schwertkämpfer an meinem Hof entlassen, der deinen Standards nicht entspricht. Du wirst die Truppen des jetzigen Königs inspizieren und beschließen, welche Fae uns ergeben sind und welche gehen müssen. Ich werde auf deinen Rat hören, Taltrayn.«
    Widerstrebend muss ich zugeben, dass Lena nicht nur gut aussieht, sondern auch verdammt clever ist. Außerdem hat sie glasklar erkannt, dass Kyol vor allem ein Problem mit Radath hat und nicht mit dem König. Aber Kyol liegt nichts an Titeln. Wenn er sich einverstanden erklärt, Lena zu helfen, dann tut er das nur, weil er glaubt, zum Wohle des Reiches zu handeln.
    Kyol dreht sich zu mir um. »Ist es das, was du willst?«
    Meine letzte Chance, all dem den Rücken zuzudrehen. Himmel, wie gern würde ich es tun. Mein Leben wäre so viel einfacher und so viel besser , wenn ich einfach ginge und es den Fae überließe, alleine mit ihren Problemen fertig zu werden. Und Kyol würde mit mir weggehen, meinetwegen , aber ich glaube, ein kleiner Teil von ihm würde auch sterben, wenn er das Reich verließe und Radath die Schwertkämpfer des Königs kommandierte. Sich der Rebellion anzuschließen ist unsere Gelegenheit, den Lord General endlich loszuwerden.
    »Es ist das Richtige«, sage ich. Damit habe ich unser aller Schicksal besiegelt.

28
    D ie Sidhe Tol befinden sich alle in dieser Welt«, erklärt Kyol.
    Aren, der seinen Stuhl bis eben auf zwei Beinen balanciert hat, lässt ihn krachend wieder auf dem Boden landen.
    »Kein Wunder, dass wir sie nie gefunden haben«, murmelt Naito. »Wir müssen uns das Gelände genau ansehen.

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