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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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zweiten Obergeschoss herunter.
    »Du weißt, dass ich das nicht tun werde.« Kelia kommt die Treppe hinter ihm herunter.
    »Sie werden mich nicht töten.«
    »Das ist nicht wahr. Wenn du auf sie schießt, dann schießen sie auf dich.«
    Er erreicht den Treppenabsatz des ersten Stocks und hält sich am Geländer fest. »Dann verschwinde von hier, damit ich keinen Grund habe zu schießen.«
    »Nicht ohne dich.«
    »Verdammt noch mal, Kelia«, brüllt Naito. »Mein Vater wird dich in aller Seelenruhe abschlachten!«
    Irgendjemand räuspert sich. Ich drehe den Kopf nach rechts und sehe, dass Aren in der Badezimmertür steht. »Ihr könnt euch später darum streiten. Jetzt brauche ich dich an der Hintertür, Naito. Kelia, du bleibst bei Sethan.« Er streckt die Hand aus, als sie protestieren will. »Nur, bis er durch einen Riss fliehen konnte. Danach kannst du machen, was du willst. McKenzie.« Er sieht mich an und macht den Mund auf, um etwas zu sagen, hält dann aber inne. Er räuspert sich wieder: »Halt dich von den Fenstern fern.«
    »Sie kommen!«, ruft jemand aus dem Erdgeschoss.
    Aren rennt zur Treppe.
    »Du wirst abhauen«, sagt Naito, legt Kelia eine Hand auf den Nacken und zieht sie an sich, um sie innig zu küssen.
    Sie sieht aus, als wäre sie außer Atem, als er sie wieder loslässt, und blickt sich leicht desorientiert um, während er hinter Aren die Treppe hinunterrennt. Nach einem Augenblick hat sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle und sieht mich an. »Sethan ist oben. Komm mit.«
    Mit »oben« meint Kelia den Dachboden. Wir klettern die Leiter zu dem niedrigen Raum hoch. Lena ist auch hier oben. Sie reicht Kelia ein Schwert und wirft mir einen Blick zu, der einem Donnergrollen gleicht. Die ersten Regentropfen fallen auf das Dach. Sie werden den Silberstaub aus der Luft und von den Fassaden des Gasthauses waschen.
    Ich entferne mich ein Stück von Lena, da ich Angst habe, dass sie versehentlich direkt vor meiner Nase einen Riss öffnen könnte. Ihre Edarratae blitzen auf, aber der Dachboden wird nicht durch einen Lichtriss erhellt.
    »Es könnte einige Zeit dauern«, stellt Sethan fest.
    Lena geht auf und ab. »Wir haben keine Zeit. Die Waffen der Menschen sind präziser, und sie haben mehr Munition. Aren ist nicht unverwundbar …«
    »Das weiß ich.«
    »Er geht zu viele Risiken ein. Er hätte sie niemals hierherbringen dürfen.«
    Stress hat sich noch nie positiv auf meine Geduld ausgewirkt. Ich verschränke die Arme und erwidere ihren finsteren Blick. »Das ist nicht meine Schuld.«
    »Es sind deine Leute«, erwidert sie. »Es war deine Technik, die sie hierhergeführt hat.«
    »Deine Leute« , ich spreche die Worte so aus, dass sie wie eine rassistische Beschimpfung klingen, »haben mich entführt. Und die Vigilanten sind ebenso wenig meine Leute wie Naitos.«
    »Trotzdem wolltest du uns alle erschießen, damit du entkommen kannst.«
    Ich schnaube. »Nein, nicht euch alle. Nur dich.«
    Ein Blitz zu meiner Rechten verhindert Lenas Erwiderung. Neben Sethan zerreißt die Luft. Nachdem wir alle einen Augenblick verblüfft geschwiegen haben, nickt er seiner Schwester zu, tritt in das Licht und verschwindet. Eine Sekunde später öffnet Lena ihren eigenen Ausgang und entschwindet ebenfalls. Meine Finger wollen die Schatten am liebsten zeichnen, aber ich habe weder Stift noch Papier bei mir. Ohne zu skizzieren, was ich sehe, weiß ich nur, dass sie ins Reich gehen, und zwar in eine Provinz im Westen, wie ich vermute.
    Kelia klopft mit ihrem Schwert auf den Boden und starrt den Fleck an, an dem Sethan gerade noch gestanden hat.
    »Naito wird es sich nie verzeihen, wenn du stirbst«, sage ich zu ihr. Ihre silbernen Augen sehen mich an. Edarratae zucken über ihr angespanntes Gesicht.
    »Dann sollte ich wohl besser nicht sterben«, meint sie mit sanfter Stimme. Dann, etwas entschlossener: »Lass uns gehen.«
    Sie deutet auf die Leiter. Ich bin versucht, mich zu weigern, aber ich habe den Zorn in Toms Augen gesehen, als er auf mich losgehen wollte. Wenn die anderen Vigilanten genauso verrückt sind, wie er es war, dann werde ich bei ihnen mit Logik nicht weit kommen.
    Ich seufze, steige die Leiter hinunter und nehme dann die Treppe. Als ich im Erdgeschoss ankomme, wäre ich beinahe ausgerutscht. Der Fußboden ist feucht, und zwar im ganzen Parterre. Im Wasser glänzt noch etwas Silber, aber die Rebellen haben den Großteil weggewaschen.
    »Hier lang«, sagt Kelia.
    Ich folge ihr in den hinteren Teil des

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