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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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auf die Beine. »Bleib in meiner Nähe.«
    Ich habe keine Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen, ob Sosch im Rucksack ein Schleudertrauma bekommt. Wir rennen durch die Hintertür und in die Nacht hinaus. Oder in das, was eigentlich Nacht sein sollte. Die Lichtung wird von den Rissen der Fae erhellt. Die weißen Lichtrisse reflektieren den strömenden Regen. Es ist, als würde man am 4. Juli über ein Feld abbrennender Feuerwerkskörper laufen. Schüsse übertönen das Ritsch-Ratsch der Risse der Fae, als sie zwischen dieser Welt und dem Reich hin und her springen, wieder und wieder, und das schneller, als ich gucken kann.
    »Lauf weiter!«, brüllt Naito.
    Vor meinen Augen verschwimmt das Licht mit den Schatten. Ich kann kaum sehen, wo ich hinlaufe, und ich habe Angst, direkt in einen der Risse zu rennen. Wo fängt der verdammte Wald an? Regentropfen fallen mir in die Augen, und ich könnte schwören, dass die Lichtung immer größer wird.
    »Runter!«
    In dem Moment, in dem mir klar wird, dass man mich zu Boden reißt, werde ich auch schon weitergezerrt.
    »Los!«
    Dieses Mal erkenne ich Arens Stimme. Er schiebt mich hinter Naito her, der sich gerade wieder aufrappelt. Ich ignoriere das Seitenstechen und den zappelnden Kimki in meinem Rucksack und renne weiter.
    Wir erreichen den Pfad, aber wenn ich geglaubt hatte, dass meine Panik nachlassen würde, wenn wir den schützenden Wald erreicht haben, dann habe ich mich geirrt. Ich kann die Vigilanten nicht sehen, aber ich kann sie hören. Ich höre ihre Pistolen, ihr schweres Atmen, ihre Schritte im feuchten Unterholz. Sie kommen näher. Von links. Von rechts. Dann stellt sich mir ein Mann in Tarnklamotten direkt in den Weg.
    Ich bleibe rutschend stehen, als er seine Waffe hebt und zielt.
    Aren öffnet direkt zwischen uns einen Riss. Ich höre den Schuss. Stahl blinkt auf, als Arens Schwert durch den Regen saust und den Menschen mittendurch haut.
    Aren greift nach hinten, packt meinen Arm und zieht mich nach vorn. »Folge Naito!«
    Ich taumele über den gurgelnden Vigilanten und versuche, die klaffende Spalte in Schulter und Brust zu ignorieren. Mein Körper würde am liebsten alles ausblenden und einfach stehen bleiben. Ich habe an diesem Abend schon zu viel Blut und zu viel Gewalt gesehen.
    Ich krieche weiter und bemerke dann das kleine blaue Handy, das aus einer der Taschen des Vigilanten hervorlugt. Ich ziehe es heraus – oh Gott, ich bestehle einen Toten! – und stopfe es in meine Tasche.
    Dann streiche ich mir das nasse Haar aus dem Gesicht und schaue auf. Naito ist direkt vor mir. Er sieht über seine Schulter und bemerkt, dass ich auf allen vieren im Schlamm hocke. Ich treffe eine Entscheidung, springe auf, drehe mich um und renne Richtung Gasthaus. Nach einigen Schritten biege ich vom Pfad ab und bahne mir einen Weg durch den Wald.
    »McKenzie!«, ruft Naito, aber ich bin mir sicher, dass er mir nicht folgen wird. Er liebt Kelia viel zu sehr, als dass er sie am Tor warten lassen würde. Und Aren ist beschäftigt. Ich müsste weit genug entkommen können, um jemanden anzurufen.
    Das Gestrüpp wickelt sich um meine Beine. Ich reiße mich frei und laufe weiter, rutsche aus, schlittere über Blätter und nasses Gras. Ich weiß nicht, in welche Richtung ich renne, aber es ist mir auch egal, solange ich von allem wegkomme.
    Die Schüsse werden leiser, und ich sehe keine weißen Risse mehr im dichten Grün des Waldes. Durch das Blätterdach über meinem Kopf dringt ein wenig Licht, und ich werde langsamer, als die Bäume vor mir weniger werden. Vorsichtig drücke ich mich an eine dicke Eiche und mustere die Lichtung. Das Gasthaus liegt offenbar nicht so tief im Wald, wie ich gedacht hatte. Auf der anderen Seite der Wiese kann ich eine waschechte befestigte Straße erkennen. Aber ich will auch nicht ungeschützt ins Freie rennen, wenn ich nicht weiß, wo ich einen sicheren Unterschlupf finden kann.
    Ich lege die Hände um die Riemen meines Rucksacks und prüfe erneut die Straße, während ich mich frage, wie viel Verkehr hier wohl so ist, als mir Gott einen Knochen hinwirft. Knappe zwanzig Meter zu meiner Linken steht ein leerer BMW halb verdeckt unter ein paar aus dem Waldsaum hervorspringenden Bäumen. Noch besser ist, dass ich ihn erreichen kann, ohne die Wiese überqueren, ohne den Schutz des Waldes verlassen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass der BMW den Vigilanten gehört. Hoffentlich erreiche ich ihn, bevor sie zurückkommen. Falls die Fae überhaupt

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