Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
Wahrheit entsprach. Darf ich?« Er streckt eine Hand aus, offen.
Ich sehe Aren an und hoffe auf einen Rat, aber seine Miene bleibt unbewegt.
Na gut. Schön. Ich strecke den Arm aus und lege meine Hand auf Lorns. Ich bin auf das heiße Brennen der Chaosschimmer vorbereitet, aber Lorn zieht scharf die Luft ein, sobald meine Edarratae in ihn hineinströmen.
»Hm«, murmelt er. »Ich habe mich gefragt …« Sein Griff verstärkt sich. Drei Schimmer schießen spiralförmig um mein Handgelenk, dann durch seine Handfläche und seinen Arm hinauf. Seine grauen Pupillen erweitern sich, und ich bin mir nicht sicher, ob er mich jemals wieder loslassen wird. Es fühlt sich seltsam und durchdringend an, ihn zu berühren, aber ich werde ihm meine Hand nicht entziehen. Er soll nicht wissen, wie sehr mich dieses Gefühl beeinflusst.
Aren richtet sich auf. Lorn sieht kurz zu ihm hinüber und lässt dann meine Hand los. »Tja, das beantwortet einige Fragen.«
Ich reibe meine Handfläche über mein Hosenbein, um das angenehme Kribbeln wieder loszuwerden. Es ist leichter, mit dem Hof zusammenzuarbeiten, da mich da keiner außer Kyol berührt.
»Wir möchten, dass du sie liest«, sagt Lena mit einem Blick zu mir.
Lorn stützt seinen Arm auf die Tischkante. »Sie ist das Spielzeug des Hofes. Gewisse Leute werden sehr unglücklich sein, wenn sie verletzt wird.«
Ich sehe abwechselnd zu Lena und zu Lorn. Meint sie damit … Ist Lorn ein Gedankenleser? Die Telepathie soll doch eine ausgestorbene Magie sein.
»Ich habe Geld«, sagt Lorn nach einem Augenblick. »Ich habe Silber. Ich habe hervorragende Informanten und einen beachtlichen Einfluss im ganzen Reich. Was könntet ihr mir im Austausch für diesen Dienst schon anbieten?«
»Sie weiß, wo sich ein Sidhe Tol befindet.« Arens leise Worte legen sich wie eine Schlinge um meinen Hals.
Lorn zieht die Augenbrauen hoch. »Das ist allerdings interessant. Sag mir, woher du das weißt. Ich bezweifle, dass Atroth einem Menschen, nicht einmal seiner Nalkin-Shom , diese Information anvertraut hätte.«
»Ich werde für dich arbeiten.« Es ist ein Schuss ins Blaue, das ist mir klar. »Beschütz mich, und ich werde für dich die Schatten lesen.«
»Ein faszinierendes Angebot«, erwidert Lorn. »Aber ich brauche keinen Schattenleser, auch keinen mit deinem Ruf. Ihr Menschen seid Werkzeuge der Nachfahren, aber Geschäftsleute, die sich aus den Kriegen um den Thron heraushalten, können mit euch nichts anfangen.«
»Wenn du mich zwingst, ihnen das Sidhe Tol zu servieren, dann hast du dich für eine Seite entschieden. Das wird dir der König sicher nicht durchgehen lassen.«
»Ich vermute, dass du hinterher verschwinden wirst.« Er zieht eine Augenbraue hoch und sieht Lena an. Als sie nickt, grinst er. »Der König wird nie erfahren, dass ich etwas damit zu tun hatte.«
Mir wird klar, dass ich deutlich weniger Probleme hätte, wenn ich Lena endlich umbringen könnte. Na gut. Ich kann ihm noch ein anderes Angebot machen. »Beschütz mich, und ich verrate dir, wo sich das Sidhe Tol befindet. Dann wärst du der einzige Fae, der seinen Standort kennt.«
»Abgesehen vom Inneren Zirkel des Königs, natürlich«, erwidert er sofort.
Ich spüre, wie ein Muskel in meiner Wange zuckt. »Natürlich.«
Lorn sieht Aren an, der schräg hinter mir steht. »Ich muss sagen, dass mich das in Versuchung führt, Aren. Anscheinend habt ihr hier jemanden gefangen, der euch auf der Nase herumtanzt.«
Aren ignoriert ihn, zieht ein Stück Pergament aus der Tasche und faltet es auf dem Tisch auseinander. Ich starre das leere Blatt an und weiß, was er will. Ich erinnere mich daran, wie man zum Sidhe Tol hinfindet. Ich kann mir die Linien vorstellen, die ich zeichnen muss, die Biegung des flachen Baches, der sich mit dem Fluss vereinigt.
»Du hast keinen Grund, dem Hof weiterhin treu zu bleiben, McKenzie. Sie haben dich all die Jahre nur benutzt.« Aren legt meine Finger um einen Stift. »Hilf uns.« Meine Edarratae springen auf ihn über, als er den Stift in die Mitte des Blattes führt. »Bitte. Ich möchte nicht, dass Lorn dir die Information mit Gewalt aus dem Kopf reißen muss.«
Meine Brust zieht sich zusammen. Seinem Gesichtsausdruck und seinem Ton nach ist das sein Ernst, aber verdammt noch mal, ich sollte meinem Entführer kein Wort glauben. Kyol hat mich nicht dazu gebracht, mich in ihn zu verlieben, nur damit ich ihm helfe, die Feinde des Königs zu bekämpfen. Er hat keinem Lebensbund zugestimmt.
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