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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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voller. Ich würde am liebsten rennen, aber wir befinden uns mitten in einer Stadt, die zwischen der höchsten Bergkette des Reiches und dem Kerrel-Meer eingezwängt ist. Das Tor ist mein einziger Weg hier raus. Wie will uns Aren da hindurchbringen? Es wird von Inspektoren kontrolliert und ist stets von zahlreichen Lyechabanern umgeben.
    Oh Gott. Vielleicht will er mich ja gar nicht da hindurchbringen. Vielleicht hat er vor, mich hierzulassen, nachdem wir mit Lorn gesprochen haben. Vielleicht will er mich an die Einheimischen ausliefern.
    Panik ergreift mich, schnürt mir die Luft ab.
    Nein. Dreh jetzt nicht durch, McKenzie. Naito ist hier. Aren muss einen Plan haben, wie er ihn aus der Stadt bringen kann.
    Aber ich kann die Furcht nicht abschütteln, die mich überkommt, erst recht nicht, als ich den Bau an der nächsten Ecke sehe. Ein hoher silberner Zaun geschmückt mit einer komplizierten Metallarbeit, die die Ta r Sidhe darstellt, umgibt das Gebäude. Aufgrund der schwarzen spitzen Türme sieht es eher aus wie eine mittelalterliche Kirche als wie ein Amtsgebäude. Hierher werden mich die Soldaten der Stadt bringen, wenn sie mich finden. Wenn mich die Bürger von Lyechaban zuerst entdecken, dann werden sie die Formalitäten überspringen, mich nicht dem Richter vorführen und mich direkt ins Stadtzentrum bringen. Wie die Verbrecher, die man in meiner Welt vor einem Jahrhundert am Schandpfahl zur Schau gestellt hat, wird man mich mitten auf dem Marktplatz zur Schau stellen.
    Was ist, wenn auf dem Platz in diesem Moment ein Mensch am Pranger steht?
    Ich gehe langsamer und bleibe schließlich stehen. Jemand prallt von hinten gegen mich. Ich verspanne mich, aber derjenige murmelt nur eine Entschuldigung auf Fae und geht weiter.
    Erneut spüre ich Arens warmen Arm. »Geh weiter« , flüstert er mir durch die Kapuze ins Ohr.
    Er zwingt mich, einen weiteren Schritt zu machen. Zwei Schritte. Ich möchte ihn anflehen, dass wir woanders langgehen. Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie wir um die Ecke und ins Stadtzentrum gehen. Als ich das letzte Mal hier war, standen zwei Personen Rücken an Rücken an einem Pfahl auf dem Podium in der Platzmitte. Ich hatte den Marktplatz schon halb überquert, als mir bewusst wurde, dass dort Menschen standen. Ich war mir sicher, dass sie tot waren, doch dann zuckte einer von ihnen.
    Aren beugt sich vor und lugt unter meine Kapuze. »McKenzie. Was ist los? «
    »Ich kann nicht …« Ich halte inne, weil mir auffällt, dass ich Englisch spreche, aber mir wollen die Worte auf Fae nicht einfallen.
    Reiß dich zusammen, McKenzie. Das ist nur eine Erinnerung. Niemand wird auf dem Podium stehen. Jeder Mensch, der jemals das Reich betreten hat, weiß, dass er nicht nach Lyechaban kommen sollte, und außerdem bin ich kein Feigling. Ich kann über den verdammten Marktplatz gehen, ohne die Fassung zu verlieren.
    »Nichts.« Ich gehe weiter. Aren bleibt dicht an meiner Seite. Mit dem Arm um meine Schultern. Ich weiß, dass er spürt, wie sich mein Körper verspannt, als wir um die Ecke gehen. Er merkt auch, dass ich einen Augenblick später ausatme. Das heißt noch lange nicht, dass ich mich entspanne. Auf dem Podium stehen keine gehäuteten Menschen, aber auf dem Marktplatz wimmelt es von Lyechabanern oder wie auch immer sie sich selbst nennen mögen.
    Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich das schaffen soll. Ich werde bestimmt ein Dutzend verschiedene Fae berühren, wenn wir uns durch das dickste Gewühl drängen. Obwohl meine Haut bedeckt ist, habe ich Angst, dass meine Edarratae irgendwie durch meinen Umhang auf die Fae überspringen. Sie werden das warme Prickeln des Schimmers nicht ignorieren können. Und ich sitze in der Falle.
    Als wir den Marktplatz endlich verlassen, zittere und schwitze ich. Noch näher kann ich nicht an Aren heranrücken, dann müsste er mich schon tragen.
    »Wir sind gleich da« , sagt er wieder durch meine Kapuze.
    Versucht er, mich zu beruhigen? Wäre er nicht gewesen, dann müsste ich überhaupt nicht hier sein.
    Ich werfe ihm einen Blick zu, den er nicht sehen kann. Er hält meinen Arm fest, als ob er Angst hätte, dass ich ihm weglaufen könnte. Idiot. Ich bin nicht selbstmordgefährdet. In dieser Stadt werde ich ihm nicht von der Seite weichen.
    Aren führt mich zu Kelia und Naito, die bereits vor einem bescheidenen, zweigeschossigen Gebäude aus Tewar warten, einem blassroten Stein, der an der Ostküste des Reichs häufig vorkommt. Auf den ersten Blick fällt

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