Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
hinter einer hohen Hecke, und ich bin mit den drei Fae alleine.
»Los«, sagt Aren in dem Moment, in dem das Paar nicht mehr zu sehen ist.
Lena öffnet einen Riss und verlässt meine Welt. Dann steht Aren auf einmal wieder neben mir und legt mir den Arm um die Taille.
»Jorreb«, knurrt Kyol. Seine Hand fährt an seine Hüfte, wo sich normalerweise sein Schwertgriff befinden würde.
»Entspann dich, Taltrayn. Wollte ich unseren Deal platzen lassen, dann hätten meine Leute sie schon am Tor wieder gefangen genommen. Wir haben uns darauf geeinigt, den Austausch um Mitternacht durchzuführen. So spät ist es aber noch nicht, und McKenzie muss noch auf eine Hochzeit gehen.«
Genau genommen ist es nur ein Empfang, und genau genommen hat Aren nicht die leiseste Ahnung, wie spät es ist. Im Reich sind die Tage und Nächte länger als auf der Erde, und er trägt ganz bestimmt keine Uhr. Es könnte durchaus schon nach zwölf sein.
»Was tust du?«, zische ich ihm zu.
»Ich bin egoistisch.«
Er ist verdammt mutig, Kyol so den Rücken zuzudrehen. Ich sehe über meine Schulter, als Aren mich zurück zur Villa führt. Kyol ist direkt hinter uns, wie ein Raubtier bereit, sich jeden Moment auf seine Beute zu stürzen.
»Mitternacht«, sage ich rasch zu ihm. »Es ist okay. Wirklich.«
Nur eine dünne Glasscheibe trennt uns jetzt noch von den Menschen oben in der Villa, und Kyol weiß, wie sehr ich es hasse, wenn die Fae in meinem realen Leben Szenen machen. Wenn er jetzt gegen Aren kämpft, wird es auffallen. Aber er scheint meine Worte nicht zu hören. Sein Blick ist starr auf Arens Rücken gerichtet, während er die linke Hand zur Faust ballt.
»Hey, McKenzie!«
Kyol erstarrt. Ich drehe mich langsam um und sehe Paige oben auf der Terrasse an der Treppe stehen.
»Geht’s euch hier draußen gut?«, fragt sie, und ihre blauen Augen wandern zwischen Aren und Kyol hin und her. Sie sieht eher neugierig als besorgt aus.
»Äh, super«, antworte ich. Aren kichert leise.
Paige verzieht den Mund. »Da ist ein Typ, den ich dir gern vorstellen wollte, aber wenn sich hier bereits zwei Männer um dich streiten …«
»Ich würde ihn gern kennenlernen.« Ich versuche, mich Aren zu entziehen, aber er lässt mich nicht los.
»Sie ist beschäftigt«, sagt er. Inzwischen hat er sich halb zu mir umgedreht, und obwohl er in Paiges Richtung sieht, bin ich mir sicher, dass er sich ganz auf den Schwertmeister konzentriert. Er wird sich von dieser Unterbrechung nicht von dem abbringen lassen, was er vorhat.
Ich drehe mich wieder zu Kyol um. »Bis Mitternacht? Bitte.«
Er sieht mir in die Augen, und ein Chaosschimmer schießt über sein angespanntes Gesicht. Ich halte den Atem an und bete, dass Kyol mich gehört hat. Er hat keinen Grund, Aren zu trauen – ich eigentlich auch nicht –, aber ich denke, er wird sein Wort halten. Wenn Kyol nur noch ein wenig länger Geduld hat …
»Mitternacht«, sagt er, und in seiner Stimme schwingt eine deutliche Warnung mit. »Ich lasse dich nicht aus den Augen.«
Ich lächle ihn dankbar an, doch Aren zieht mich bereits weiter die steinerne Treppe hinauf. Als wir oben auf der Terrasse ankommen, ziehe ich meine hochhackigen Schuhe aus. Ich habe langsam genug von den Dingern, in denen ich nur unsicher laufen kann.
»Beschäftigt, was?«, fragt Paige, beäugt Arens Arm um meiner Taille, und versucht nicht mal, ihr Grinsen zu verbergen. »Dann werde ich Lee einfach sagen, dass sich euer Kennenlernen auf ein anderes Mal verschiebt.«
»Ich kann ihn auch jetzt …«
»Danke«, schneidet mir Aren das Wort ab. »Sie weiß das sehr zu schätzen.«
»Kein Problem«, erwidert Paige. Ich starre sie wütend an, was sie jedoch nur mit einem Achselzucken quittiert. Ehrlich gesagt stelle ich ihre geistige Gesundheit manchmal infrage. Man muss schon ziemlich verrückt sein, um meine Marotten acht Jahre lang zu ertragen.
Arens Arm rutscht ein wenig tiefer, als er mich in den Ballsaal führt. Ich kann Kyol nicht mehr sehen, bin mir aber sicher, dass er uns beobachtet.
»Du bist ein Arsch«, sage ich.
Arens Schulterzucken ist gespielt unschuldig. »Wir hatten einen Deal. Ich halte mich an die Abmachung.«
Wütend schnappe ich mir ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners und schütte es runter, während alle anderen auf das Wohl des Brautpaares anstoßen. Als ich das Glas abstelle, fängt die Musik erneut an zu spielen.
»Tanz mit mir, Nalkin-Shom «, sagt Aren und führt mich auf die
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