Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
Tanzfläche.
»Das ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt.«
Natürlich ignoriert er mich, und schon drücke ich mich an ihn und stehe von zahllosen Menschen umgeben mitten in einem makellosen Ballsaal. Aren presst mich an sich und macht die Bewegungen der Tanzenden um uns herum nach. Ich habe noch nie zuvor einen Fae wie einen Menschen tanzen sehen. Auf diese Weise tanzen Fae normalerweise nicht, bewegen sich nicht eng aneinander geschmiegt hin und her.
»Das ist lächerlich, Aren. Ich bin nicht Cinderella auf einem Ball. Und das hier … So bekommst du meine Unterstützung auch nicht, nicht mal meine Sympathie. Ich werde nicht …«
Er legt mir einen Finger auf die Lippen. »Ich vergesse meine Pflichten, wenn ich bei dir bin. Das ist schön. Friedlich.« Seine Hand gleitet in meinen Nacken, unter mein Haar. Er spielt mit dem Verschluss der Halskette. »Ich wünschte, du könntest auch alles vergessen, wenn du bei mir bist. Du wärst dann glücklicher.«
Mein Herz hämmert. Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, das Prickeln zu ignorieren, das seine Berührung verursachte. Doch ich kann nichts gegen die meinen Rücken hinabschießenden Chaosschimmer tun, es sei denn, ich winde mich und errege Aufmerksamkeit.
Ich schlucke und sehe mich im Ballsaal um, halte Ausschau nach einer Uhr. An der gegenüberliegenden Wand entdecke ich eine. Sie ist riesig, und ihr Zifferblatt ist umkränzt mit vergoldeten Rosen. Der goldene Minutenzeiger steht kurz vor Mitternacht. Ein Glück. Ich halte das auch nicht mehr lange aus. Kyol auch nicht. Er steht direkt unter der Uhr. Ich kann sehen, wie er mit sich kämpft, wie er versucht, geduldig zu sein, weil er es mir versprochen hat, und seinen Wunsch unterdrückt, mich Aren zu entreißen. Arens umherwandernde Hände machen die Sache so viel schlimmer, als sie sein müsste.
»Versuchst du, ihn noch wütender zu machen?«
Er sieht in die Richtung, in die auch ich blicke. »Es gefällt ihm nicht, dass ich dich berühre, was?«
» Mir gefällt es nicht, dass du mich berührst.«
»Das glaube ich dir nicht.« Er lächelt, und, verdammt noch mal, mir wird ganz heiß. Die Hand, die er auf meinen nackten Rücken gelegt hat, brennt angenehm, und meine Knie drohen nachzugeben. Meine Arme liegen um Arens Schultern. Wir sind uns zu nah. Ich sollte Abstand halten.
»Eines würde ich gern wissen, McKenzie: Was wirst du tun, wenn du herausfindest, dass es Naito nicht gut geht? Wenn du erfährst, dass dein teurer Schwertmeister ihn getötet hat?«
»Naito geht es gut.« Meine Stimme ist nicht so fest, wie sie sein sollte. Das liegt nicht daran, dass ich an dem zweifle, was ich gesagt habe, sondern daran, dass Arens Chaosschimmer mich verzaubern.
Sein Daumen zieht meine Kinnlinie nach. »Es tut mir leid, Nalkin-Shom .«
Ich frage ihn nicht, was er damit meint. Stattdessen wende ich den Blick ab und sehe zur Uhr an der Wand, weil seine silbernen Augen zu intensiv sind und seine Berührung zu intim ist.
Der Minutenzeiger rückt auf die Zwölf vor.
»Mitternacht«, sage ich leise. Ich hätte fast schon erwartet, dass ein tiefer Gong ertönt und die Bedeutung dieses Augenblicks unterstreicht.
Aren sieht ebenfalls zur Uhr und dann zu Kyol, der schweigend und abwartend darunter steht. Als der Schwertmeister den ersten Schritt auf uns zu macht, legt Aren seine Hände auf meine Schultern und dreht mich zu sich herum.
»Hör mir gut zu, McKenzie. Lass Taltrayn nicht wissen, dass du unsere Sprache gelernt hast. Denk über alles nach, was du hörst. Such nach den Lügen. Die Rebellion … Wir sind nicht so, wie sie uns darstellen. Du kennst uns.« Seine Hände packen meine Schultern fester. »Du kennst mich.«
»Deine Kette.« Er streicht mit den Daumen über die Diamanten. »Diese Steine, sie haben etwas von derselben … Ekissrin .« Er sieht nach rechts, weil er zweifellos erkannt hat, dass Kyol schon fast bei uns ist. »Dafür gibt es in deiner Sprache kein Wort, aber sie sind sich ähnlich, die Diamanten und die Ankersteine. Sie können beide geprägt werden. Dieser hier …«, er berührt den größten Diamanten, der mitten auf meiner Brust liegt, »… bringt dich direkt an einen sicheren Ort.«
»Aren …«
»Ich werde bei jedem Sonnenuntergang dort sein, wenn ich kann. Falls du nicht selbst kommen kannst, schick jemand anders. Aber niemand, von dem du glaubst, dass du ihm vertrauen kannst. Schick einen Armen. Jemand, der sich kaufen lässt.«
Aren ist verrückt, so etwas zu
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