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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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um. Wir sind nicht mehr in der Limo, wir liegen in einem Bett. Ich erinnere mich nicht daran, die Augen geschlossen zu haben, aber ich habe es wohl getan, und das muss dem Anschein nach ein Gästezimmer in Shanes Haus sein. Ist Kyol die ganze Zeit hier gewesen? Seine Chaosschimmer sind in Aufruhr und sehen schlimmer aus als bei der Fahrt hierher. Selbst wenn das Licht ausgeschaltet ist, strömt die Elektrizität durch die Kabel, und vermutlich gibt es hier auch drahtlose Geräte oder Telefone. Die Hochzeit, die Fahrt in der Limousine und dieses Haus, er ist der Technologie schon viel zu lange ausgesetzt.
    Ich setze mich auf. »Du solltest nicht hier sein.«
    »Ich bin nur ein wenig desorientiert«, gibt er zu. »Sobald ich ins Reich zurückgekehrt bin, geht es mir wieder gut.«
    Ich schlage das Deckbett zurück.
    »Nein.« Kyol legt seine Hand auf meine. »Steh nicht auf. Schlaf weiter. Ich werde Taber in ein paar Stunden zu dir schicken.«
    Er drückt meine Hand und lässt sie aus seiner gleiten, als er aufsteht. Selbst wenn die Technologie ihn nicht belasten würde, müsste er gehen. Ich bin mir sicher, dass Atroth und Lord General Radath einen Bericht von ihm verlangen. Bestimmt wollen sie auch bald mit mir reden.
    »Kyol?«
    Er sieht auf mich herab und wartet, aber ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte. Etwas über Aren? Die Rebellion? Die Worte, die mir einfallen, klingen alle so, als wollte ich verteidigen, was die Rebellen getan haben. Da das nicht richtig ist, begnüge ich mich mit einem »Danke.«
    Der Ansatz eines Lächelns zeichnet sich auf seinen Lippen ab, während er einen Riss öffnet. »Wir sehen uns später.«
    Er geht in das helle Licht und verschwindet. Selbst in dem dunklen Zimmer kann ich seine Schatten sehen. Ich kann sie nicht genau lesen, nicht, ohne eine Karte zu zeichnen, aber ich kann kein Blatt Papier in der Nähe sehen. Hier sind nur das extra große Bett, ein Frisiertisch und eine dazu passende Kommode, alles aus roter Eiche. Auf dem Frisiertisch liegen zusammengelegt eine Jeans und ein graues langärmliges T-Shirt, und neben dem Tisch stehen – von Menschenhand gemachte – Stiefel. Da mir klar ist, dass ich sowieso nicht wieder einschlafen kann, stehe ich auf.
    Jeans und T-Shirt wie die Stiefel haben genau die richtige Größe. Ich nehme alles, gehe zur Tür und sehe hinaus. Der Flur ist leer, und das Badezimmer befindet sich gleich auf der anderen Seite.
    Ich stelle das Wasser an, ziehe mein Kleid aus, nehme die Halskette ab und lege beides auf die Ablage neben der Badewanne. Einige Minuten später sinke ich ins Wasser und überlasse es der Hitze, die Verspannung meiner Muskeln zu lösen. Ich kann die beiden Narben auf meinem Bauch im Wasser sehen. Gut, dass Kyol und ich gestern Abend nicht weitergemacht haben. Wenn er diese Narben gesehen hätte, dann hätte er sich wegen meiner Entführung noch größere Vorwürfe gemacht. Und er hätte erfahren, wo Arens Hände mich überall berührt haben.
    Mein Magen zieht sich zusammen, als ich mich an Arens Berührung erinnere. Frustriert atme ich tief ein und tauche unter. Ich muss diese Erinnerung auslöschen, darf nie wieder an diesen Kuss denken. Das war nur wieder einer seiner Versuche, mich zu manipulieren. Aren und ich sind Feinde. Ich weiß das. Er weiß das. Er hätte mir nie diese verdammte Halskette geben dürfen.
    Ich schieße wieder hoch und schnappe nach Luft. Die Diamanten glänzen auf der Ablage und scheinen mich zu verspotten. Ich muss ihnen den Ankerstein geben, oder? Selbst wenn ich das Gefühl habe, Aren damit zu verraten?
    Ich streiche mir mit den Fingern durch das nasse Haar. Das alles soll endlich vorbei sein. Ich möchte ein normales, menschliches Leben führen. Mit Kyol.
    Du könntest nie ein normaler Mensch sein. Arens Worte am Flussufer in Deutschland. Er hat sie mit einem Lächeln auf den Lippen gesagt, als ob ich zu außergewöhnlich wäre, um normal zu sein.
    »Verdammt.« Bevor ich wieder an den Kuss denken kann, stehe ich so schnell auf, dass das Wasser aus der Wanne schwappt. Ich trockne mich ab, drücke mir das Wasser aus den Haaren und nehme die Kette von der Ablage. Ich will sie mir nicht wieder um den Hals hängen, also wickle ich sie einige Male um mein Handgelenk und verschließe sie dann. Man kann sie tatsächlich auch als mehrreihiges Armband tragen, und unter dem langärmligen T-Shirt, das mir Kyol dagelassen hat, wird sie niemand sehen, wenn ich das nicht will.
    Einige Minuten später bin ich

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