Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
sieht, öffnet er einen weiteren Riss und betritt das Frühstückszimmer.
Shane versteift sich, aber er dreht sich nicht um. Er wird nicht so wie ich von den Schatten angezogen. Er sieht ihre Spitzen und Kurven nicht, und es juckt ihn nicht in den Fingern, sie aufzuzeichnen.
Ich kneife die Augen zusammen und konzentriere mich dann auf den Fae. In die Mitte seines Jaedrik -Brustharnisches ist ein Abira -Baum eingepresst, also gehört er zum Hof, aber es ist nicht Taber, der Fae, den Kyol zu mir schicken wollte.
»Ihr werdet beide gebraucht. Rasch.« Sein Englisch hat einen starken Akzent.
Carla hört auf zu reden. Es macht fast den Anschein, als ob sie die Worte des Fae gehört hätte, aber ein Blick sagt mir, dass sie Shane finster ansieht und nicht etwa den mit Chaosschimmern bedeckten Mann, der neben dem Tisch steht.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragt sie.
»Natürlich«, erwidert Shane aalglatt, aber er runzelt nachdenklich die Stirn und überlegt vermutlich gerade, warum wir beide gerufen werden.
Carla verschränkt die Arme. »Dann beantworte meine Frage.«
»Ich habe doch gesagt, dass ich dir zuhöre.«
»Die Frage davor .«
»Jetzt, Shane«, sagt der Fae. Etwas in seinem Ton sagt mir, dass er Shane nicht zum ersten Mal ermahnen muss, sich zu beeilen. Sie haben schon früher zusammengearbeitet.
»Ich muss mal kurz raus.« Shane schiebt seinen Stuhl zurück. Es gefällt mir nicht, mit einem Fae, den ich nicht kenne, durch einen Riss zu gehen, aber ich will weitere Informationen, und da ich ihn nichts fragen kann, solange Carla hier sitzt, stehe ich auch auf.
»Wohin?« Sie sieht von Shane zu mir und dann wieder zu Shane zurück.
»Spazieren«, erwidert er.
Sie steht auf. »Du gehst spazieren? Jetzt? Mit ihr?«
Ihr Streit ist nur kurz. Sie besteht darauf, uns zu begleiten. Er teilt ihr rundheraus mit, dass das nicht geht, und lässt sie wütend im Frühstückszimmer sitzen. Nach nicht einmal drei Minuten stehen wir vor der Tür, aber der Fae ist nicht glücklich über die Verzögerung. Er geht in für ihn flottem Tempo los, was bedeutet, dass Shane und ich rennen müssen, um mitzuhalten.
»Wo bringst du uns hin?«, will ich wissen.
Er sieht mich kaum an. »Nach Haeth.«
Haeth ist eine Stadt in der Südostecke des Reichs in der Nähe der Adaris-Berge. Ich bin erst einmal dort gewesen, um das Tor zu benutzen, und das ist auch schon mehrere Jahre her. Mit dem Kerrel-Meer im Norden und den Bergen im Osten ist es dort wunderschön, und ich würde die Stadt gern wieder aufsuchen, wenn ich nicht wüsste, dass uns dort Blutvergießen erwartet. Der Hof muss Informationen erhalten haben und davon ausgehen, dass sich dort Rebellen aufhalten. Ob sie das wirklich tun, weiß ich nicht.
Shanes Haus liegt an einem Golfplatz. Es ist später Vormittag, und der Himmel ist kristallklar, daher sind wir nicht die Einzigen, die hier unterwegs sind. Gruppen von Golfspielern warten, dass die Spieler vor ihnen fertig sind, damit sie an die Reihe kommen. Sie sind nicht gerade glücklich, als sie warten müssen, bis wir den Platz überquert haben.
»Hat dich der Schwertmeister geschickt, um mich zu holen?«, frage ich und bin froh, dass Shane bei mir ist, da es so nicht so aussieht, als würde ich Selbstgespräche führen.
»Radath«, antwortet der Fae.
»Der Lord General? Normalerweise lässt er mich über Taltrayn rufen.«
Als wir den Wald auf der anderen Seite erreichen, nehme ich die Halskette vom Handgelenk und stopfe sie in die Hosentasche. Der Fae wird uns Ankersteine geben, wenn wir am Tor ankommen, und wenn ich mit zwei Steinen auf der Haut in den Riss gehe, verliere ich mich im Zwischenreich.
»Ich befolge nur meine Befehle«, sagt der Fae.
»Hält sich Taltrayn in Haeth auf?«
Als er nicht antwortet, bleibe ich stehen. »Ich werde nur mitkommen, wenn er dort ist.« Ich habe schon mit anderen Fae als Kyol die Schatten gelesen, aber nur sehr selten, und es war immer jemand, den ich kannte. Außerdem bin ich gerade erst den Rebellen entronnen, und ich habe Kyol gesagt, dass ich mich zurückziehen will. Ich will nicht wieder in den Krieg hineingezogen werden.
Shane bleibt neben mir stehen. »Ich bin ganz ihrer Meinung, Daz. Irgendetwas sagt mir, dass Taltrayn stinksauer sein wird, wenn sie in Haeth landet.«
Es überrascht mich, dass Shane mich unterstützt. Er hat gar nicht den Anschein gemacht, als wäre er jemand, der sich in Dinge einmischt, die ihn nicht direkt betreffen.
Daz dreht sich um, und
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