Die Schattenmatrix - 20
war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache, als sie zu den Ställen ging, nachdem sie ihren Reitrock angezogen und Lederhandschuhe über die seidenen gestreift hatte.
Die Kopfschmerzen hatten etwas nachgelassen, aber sie waren immer noch spürbar da, wie entfernter Donner, den man mehr fühlt als hört. Margaret gähnte, um ihren Kiefer zu entspannen, und betrat den schattigen Stall. Es roch nach sauberem Stroh, verspritztem Wasser und Mist - eine Mischung, die sie angenehm und irgendwie tröstlich fand. Einer der Pferdeburschen bemerkte sie und kam ihr mit einem breiten Grinsen entgegen.
»Domna! Dorilys wird sich aber freuen, Sie zu sehen. Sie sind nicht mehr so lange weggeblieben, seit Sie krank waren.«
»Sie sollten mich ausschimpfen, Martin, weil ich mein kleines Mädchen so vernachlässigt habe.«
»Wieso denn, Domna, das würde ich niemals tun. Ich habe hier nichts zu sagen, und Sie waren bestimmt fleißig bei Ihren Studien im Turm.«
Margaret gab es auf. Sie würde sich wahrscheinlich nie richtig wohl dabei fühlen, wenn man sich ihr unterwarf und sie behandelte, als wäre sie etwas Besonderes. Sie war zu viele Jahre Ivor Davidsons Assistentin gewesen und hatte sich um sein Gepäck und Reiserouten gekümmert, hatte mit kleinlichen Bürokraten und korrupten Zollbeamten verhandelt oder sich mit akademischer Rivalität und Eifersucht herumgeschlagen. Sie konnte sich nun mal nicht über Nacht in eine Comynara verwandeln. Egal, wie man sie behandelte, sie hatte immer noch das Gefühl, einfach nur Margaret Alton zu sein, ein Mitglied der Universität, und nicht Marguerida Alton, die Er
bin einer darkovanischen Domäne, eine Adlige in beinahe jeder terranischen Hierarchie, die ihr einfiel.
Es war ein bisschen entmutigend, zu wissen, dass es ihr auch mit den besten Absichten der Welt wahrscheinlich nie gelingen würde, sich so zu benehmen, wie es ihrer Furcht erregenden Tante Javanne Lanart-Hastur und all den anderen Matronen ihrer Generation gefiel. Sie blieb zu unabhängig, zu eigensinnig, und es mangelte ihr entweder am Willen oder an der Fähigkeit, sich einem Mann zu unterwerfen, oder zumindest so zu tun, als sei sie dumm und schwach. In den engen Grenzen der darkovanischen Gesellschaft war sie eine Außenseiterin und würde wahrscheinlich auch immer eine bleiben, egal, wie sehr sie sich anstrengte.
Aber da sie ihren Charakter nun mal nicht ändern konnte, beschloss Margaret, das Beste aus allem zu machen, und wenn es nur ein netter Spazierritt an einem schönen Herbsttag war. Das Thermometer zeigte fast zehn Grad an, und der Wind blies nur als kühle Brise; er roch nach Laub, das zu Pottasche verbrannt wurde, und nach dem Brot aus den Bäckereien von Darkover.
Martin führte die gesattelte Dorilys, die aufgeregt tänzelte, über das Pflaster zum Tritt. Hinter ihm brachte ein zweiter Stalljunge ein weiteres Pferd, und Margaret begriff verblüfft, dass Martin sie begleiten wollte. Es würde ihr nichts nützen, wenn sie ihn bat, hier zu bleiben - sie war eine Frau, und Frauen, sofern sie keine Entsagenden waren, ritten nicht allein aus. Er würde ihren Wunsch nicht begreifen und, was noch schlimmer war, wäre sicherlich verletzt. Margaret wusste, dass sie oft zu feinfühlig war und dass Martin oder jeder andere Diener sie beeinflussen konnte, deshalb zuckte sie nur die Achseln, kletterte auf den Tritt und schwang sich in den Sattel.
Dorilys warf den Kopf zurück und bäumte sich kurz auf vor Freude, dass Margaret bei ihr war. Die kleine Stute ließ sich auch von den Stallburschen reiten, aber es gab keinen Zweifel daran, wer ihre bevorzugte Reiterin war. Sie tänzelte noch immer und konnte kaum erwarten, dass es losging. Margaret schlug die Zügel leicht gegen den weichen Hals des Pferdes und ritt aus dem Stallbereich. Martin folgte ihr.
Arilinn lag auf einer Ebene, die sich bis zum Fluss erstreckte, und das Gelände war überwiegend flach. Ein großer Teil war von Wald bedeckt - meist Bäume, die so ähnlich wie Ahorn, Ulme, Eberesche und andere Harthölzer aussahen, im Gegensatz zu den Nadelbäumen, die für die Landstriche weiter nördlich typisch waren. Aber es gab auch ausreichend freies Gelände, das sich gut für einen Ritt eignete.
Die Felder um die kleine Stadt beim Turm waren kahl, die Ernte war längst vorbei, doch die Bäume glühten in den Farben des Herbstes: Rot, Orange, Rostbraun und Gold. Ganz in der Nähe lag eine kleine Köhlersiedlung, und Margaret wusste, dass die Kohlenbrenner fleißig bei
Weitere Kostenlose Bücher