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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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finden würde.« »Davon wusste ich ja gar nichts. Eigentlich weiß ich überhaupt nicht viel von dir, Marguerida.«
»Nein, da hast du wohl Recht. Andererseits kenne ich dich auch nicht richtig. Du kommst mir ganz anders vor als im Sommer, aber wir hatten noch nicht die Zeit, uns darüber zu unterhalten.« Sie seufzte.
»Wie meinst du das eigentlich -jemanden, den wir kennen müssten?«
Der Wind wechselte die Richtung und wehte feuchten Nebel vom See von Hali zu ihnen. Mikhails Gesicht war ganz feucht, und er leckte sich den Nebel von den Lippen, trotz seiner Furcht, er könnte giftige Stoffe enthalten. Hatte jemals ein Mensch das Wasser von Hali getrunken? Mikhail konnte sich an keine entsprechende Erzählung erinnern. Jedenfalls schmeckten die Tropfen, die auf seine Zunge fielen, wie ganz normales Wasser, und darüber war er froh in seinem Durst.
»Soviel ich in den Aufzeichnungen in Arilinn herausfand, kannten sich die wichtigsten Familien jener Zeit untereinander sehr gut sogar noch besser als heute. Und sie kannten sich nicht nur gegenseitig, sondern auch die jeweiligen Stammbäume waren ihnen auf mehrere Generationen zurück geläufig. Deshalb traue ich mich zum Beispiel gar nicht, mich als Margarethe Alton vorzustellen. Die Gefahr wäre zu groß, dass ein Fremder darauf sagt: >Das kann nicht sein, denn sie ist eine kleine, dicke Frau von Mitte fünfzig und eine Tante zweiten Grades mütterlicherseits von mir.<«
»Ich verstehe, was du meinst. Dann werden wir eben hoffen müssen, dass wir nur Händlern und Bauern begegnen.«
»Du elender Optimist«, knurrte sie. Dann sah sie ihn beschämt an. »Ich wollte dich nicht anfahren, aber … du wirkst nicht gerade sehr besorgt.«
»Du machst dir schon genug Sorgen für uns beide, Marguerida.« Plötzlich war Mikhail fast leicht ums Herz. Sein anfängliches Gefühl von Sicherheit war mit der Zeit immer stärker geworden, als würden sie sich einem Ziel nähern, nach dem er schon immer gesucht hatte. Das Gefühl war so merkwürdig, dass er ihm nicht recht zu trauen wagte, auch hätte er es auf keinen Fall erklären können.
Seine Geliebte drehte sich im Sattel um, streckte ihm die Zunge heraus und gab einen sehr unhöflichen Ton von sich. »Ich sorge mich nicht, sondern ich versuche, vorausschauend zu sein.« Es gelang ihr, gleichzeitig empört und würdevoll auszusehen, und Mikhail konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ob glücklich oder traurig, sie war einfach wundervoll. »Wie willst du nur erklären, dass wir beide ohne Eskorte unterwegs sind? Soviel ich weiß, ritten Frauen damals für gewöhnlich auch nicht selbst, sie bewegten sich überhaupt kaum in der Öffentlichkeit. Sie wurden barfuß und schwanger im Haus gehalten, oder etwa nicht? Wir gehen nicht als Bruder und Schwester durch, und verheiratet sind wir auch nicht.« Sie streckte das Handgelenk vor, um auf das Fehlen des CatenasArmbands hinzuweisen, das den Status einer verheirateten Frau angezeigt hätte.
»Gutes Argument. Du könntest meine Barragana-Hure sein.« »Stimmt. Was für eine tolle Geschichte für unsere Enkel. Ich sehe mich schon tatterig und grauhaarig, mit einem kleinen Kerlchen auf dem arthritischen Knie dasitzen: >Damals, lieber Amos, als dein Großvater und ich einen Pauschalurlaub im Zeitalter des Chaos verbrachten, habe ich mich als seine Mätresse ausgegeben.« Ein amüsanter Gedanke, aber leider nicht sehr praktikabel. Und gefährlich dazu. Wir sind hier absolute Niemande, Mik, aber wir sehen aus wie Persönlichkeiten - man sieht uns von weitem an, dass wir den Comyn angehören.«
Mikhail musste so sehr über die Geschichte mit dem erdachten Enkel lachen, dass er den Rest ihrer Worte kaum mitbekam. Doch bevor er antworten konnte, hörte er auch schon das schwache Klingen von Messingringen und leises Hufgetrampel durch den Nebel. Die Krähe spreizte die Flügel, ein weiteres Alarmsignal. Mikhail und Marguerida hielten an. Dichte Nebelschwaden vom See zogen vor ihren Augen vorbei und ließen die verkümmerte Vegetation ringsum noch düsterer aussehen. Das rote Sonnenlicht verwandelte den Dunst in einen blutigen Schleier. Den Geräuschen nach kam ein einzelner Reiter näher; die beiden hielten den Atem an. Margueridas Sorgen dehnten sich bis in Mikhails Geist aus, bis ihm selbst noch eine einfiel: Was, wenn er jemanden töten musste inwiefern würde das die Vergangenheit beeinflussen? Was, wenn er einen Vorfahren von Regis und Javanne Hastur umbrachte und nie geboren wurde?
Der

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