Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
einen Becher frisches Wasser und einen Kanten Brot eintauschen. Ich kann mit leerem Magen nicht richtig denken.«
»Wir versuchen einfach, niemandem zu begegnen - so verwüstet, wie dieser Landstrich ist, dürfte das auch nicht allzu schwer sein. Ich bin ebenfalls verdammt hungrig! Und durstig. Rede bitte nicht davon, das macht es nur schlimmer!« Mikhail spürte ein leichtes Jucken, ein lästiges Kratzen auf seiner Brust. Er blickte an sich hinab und erwartete, ein Insekt zu sehen, doch dann merkte er, dass das Gefühl gar nicht äußerlich war, sondern von innen kam. Es war wieder dieses seltsame Gefühl, das ihn schon beim Verlassen des Turms von Hali in Richtung Norden gezogen hatte. Er blieb stehen und
horchte kurz in sich hinein, dann sagte er: »Wir nehmen den kleinen Pfad hier entlang.«
Marguerida nickte schwach und lenkte ihr Pferd auf einen schmalen Weg zwischen einigen dürren Sträuchern. Sie war offenbar völlig erschöpft, und Mikhail kamen Zweifel, wie sie überleben sollten. All die Dinge, an die er vorher hätte denken müssen, nagten nun an ihm. Aber tief im Innern empfand er eine seltsame Ruhe und Gelassenheit, und das verwunderte ihn so sehr, dass er allmählich an seinem Verstand zweifelte. Doch das Schicksalhafte an seiner Lage hatte ihn fest und unerschütterlich im Griff, und es gab kein Entkommen.
Die Sonne war längst über den Horizont gestiegen und sandten einen roten Schein über die gemarterte Erde. Die Landschaft war trist und öde. Mikhail hielt nach vertrauten Pflanzen Ausschau und entdeckte nur vereinzelt Unkraut, das sich aus dem verbrannten Boden kämpfte, traurige, unförmige Strünke an stehenden Wasserlöchern. Dicker Schaum schwamm auf den Tümpeln, ein hellblaues Zeug, das ebenso ungesund aussah wie die Gewächse daneben. Mikhail reckte sich im Sattel und hielt nach etwas Vertrautem Ausschau. Schließlich fiel ihm auf, dass ihn die große Stille beunruhigte. Das Vogelgezwitscher des frühen Morgens fehlte, und das Schweigen war so unheimlich und bedrückend wie die Landschaft selbst.
Eine leichte Brise hob den Saum seines Umhangs und brachte den Geruch von Wasser mit sich. Mikhail schluckte, er hatte gewaltigen Durst. Allerdings roch es nicht gerade angenehm, sondern eher widerlich faul. Sie passierten eine weitere Grube am Wegesrand, einen zweiten Glaskrater, in dem eine fürchterliche Explosion stattgefunden hatte. Diesmal sah man keine menschlichen Skelette, sondern tote Enten, deren Federn längst vertrocknet waren und zu Staub zerfielen. Sie waren jedoch nicht verbrannt, und Mikhail vermutete, dass das
Wasser, das in dem flachen Loch glänzte, sie vergiftet hatte. Ihm wurde weh ums Herz. Wie hatten seine Vorfahren Darkover nur so etwas antun können!
Sie ritten jetzt in Richtung Westen, mit der Sonne im Rücken; linker Hand stieg Nebel aus den seltsamen Wassern des Sees von Hali. Er glänzte rosa und silbern im Morgenlicht, ein Anblick, den Mikhail durchaus schön gefunden hätte, wäre ihm nicht so bange gewesen. »Na, wie findest du das alles, alter Freund?«, fragte er die Krähe, die auf dem Sattelhorn saß, um so die zunehmende Verzweiflung zu zerstreuen, die sich seiner bemächtigte. Die Krähe trat von einem Bein aufs andere und gab ausnahmsweise mal keine Antwort. Stattdessen funkelte sie Mikhail aus einem roten Auge an, ein nicht zu deutender Blick, der sein Gefühl, am falschen Ort zu sein, nicht im Geringsten linderte.
»Mikhail, wie viele Menschen lebten eigentlich zur Zeit Varzils auf Darkover?«
»Wenn ich das nur wüsste. Nach den Schätzungen der Terraner sind es inzwischen höchstens zwanzig Millionen. Regis hat sich immer geweigert, eine Volkszählung durchzuführen. Ich bezweifle sehr, dass es in der Vergangenheit mehr waren. Bei der geringen Fruchtbarkeit und den vielen Kriegen, ganz zu schweigen von den größeren noch davor, würde ich schätzen, es waren damals nicht mehr als sieben oder acht Millionen, die sich über den ganzen dünn besiedelten Kontinent verteilten. Wieso fragst du?«
»Ich glaube, ich will einfach nur möglichst viel wissen. Ich versuche, die Chancen vorauszusehen, dass wir jemanden treffen, den wir kennen müssten; außerdem lenkt es mich von meinem knurrenden Magen ab. An der Universität habe ich früher manchmal Karten gespielt, und ich habe immer gewonnen, weil ich mir genau merken konnte, welche schon ausgespielt waren. Ich hätte wahrscheinlich einen guten Spieler auf
Vainwal abgegeben, wenn ich an so etwas Gefallen

Weitere Kostenlose Bücher