Die Schattenmatrix - 20
Natürlich nicht! Männer können manchmal solche Idioten sein! Und wahrscheinlich war gar nichts - er war einfach nur müde, und sie ebenfalls.
Dann keimten langsam Zweifel in ihrem trägen Gehirn auf. Es gab eine andere, und Mikhail hatte nicht den Mut, es ihr zu sagen. Wahrscheinlich hatte er an einem Mädchen dort Gefallen gefunden, eine Frau aus guter Familie, gegen die niemand
Einwände erhob, die im Falle einer Heirat mit Mikhail nicht das kostbare Gleichgewicht der Macht zwischen den Domänen stören würde. Wahrscheinlich hatte Regis Hastur oder Lady Linnea genau zu diesem Zweck jemanden nach Haus Halyn geschickt. Sie hatte einen Geschmack wie von Eisen im Mund, als sie den Handschuh wieder über die Linien auf ihrer Hand zog. Sie schluckte die Verzweiflung hinunter, die in ihrer Kehle aufstieg, und legte sich ins Bett. Die Matratze unter ihren müden Muskeln war weich, und sie roch nach Balsam und Sauberkeit. Margaret legte den Kopf aufs Kissen und ließ die Tränen laufen.
Mein Herz wird nicht daran zerbrechen, sagte sie sich, während sie in einen unruhigen Schlummer sank.
Mikhail knirschte frustriert mit den Zähnen und versuchte, die lähmende Müdigkeit nicht wahrzunehmen. Nach mehreren Wochen Aufenthalt in Haus Halyn war noch immer nicht daran zu denken, die Knaben zu prüfen. Seine gesamte und ohnehin beschränkte Energie widmete er dem Versuch, das Haus für den kommenden Winter ausreichend in Stand zu setzen. Es war bereits sehr kalt, auch wenn die ersten starken Schneefälle noch bevorstanden. Der Wind vom Meer fuhr in eisigen Böen um das alte Gemäuer, kroch durch die Fenster herein, die Mikhail zu reparieren versucht hatte, unter den Türen hindurch, die nicht mehr gerade in ihren Rahmen hingen, und rüttelte an den Dachziegeln.
Er hatte gerade ein weiteres, äußerst ärgerliches und vergebliches Gespräch mit Priscilla Elhalyn hinter sich und das Gefühl, als wäre sein Kopf voller Milben, die alle fröhlich an seinem Verstand nagten. Er hatte die junge Frau erneut überreden wollen, dass sie entweder wieder auf Burg Elhalyn ziehen oder die Kinder nach Thendara bringen sollte. Sie hatte ihn jedoch nur wie üblich geistesabwesend angesehen, und ein leichtes Lächeln spielte um ihren Mund. »Aber wir gehen doch alle weg, alle außer Vincent«, hatte sie gesagt.
»Und wo geht Ihr hin?« Mikhail hatte die Frage inzwischen unzählige Male gestellt.
»An einen Ort, an dem wir glücklich sein werden«, antwortete sie wie immer. Dann drehte sie sich um und ging zu dem düsteren kleinen Zimmer zurück, in dem sie die Nächte und den größten Teil ihrer Tage verbrachte, und ließ ihn wütend und hilflos zurück. Im Schatten unter der Treppe drehte sie sich noch einmal um und lächelte süßlich. »Es wäre wirklich besser, du würdest nur Vincent nehmen und wieder ver
schwinden, weißt du. Er ist derjenige, den du suchst, und außerdem der Einzige, den du haben kannst. Die anderen kommen mit mir, wenn ich gehe.«
»Wenn du wohin gehst?«, schrie er sie an, um seiner wütenden Verzweiflung Luft zu machen. Sie hatte schon mehrmals ähnliche schwammige Andeutungen gemacht, die ihn jedes Mal wieder verdrossen. Einmal nur wollte er eine klare Antwort von der Domna erhalten!
»Das geht dich nichts an, und ich glaube auch nicht, dass du hier sein solltest, wenn ich gehe. Ich glaube … es könnte tödlich sein. Und das wäre zu tragisch. Nimm einfach Vincent und reite zu Regis Hastur zurück.«
Mit diesen Worten verschwand sie, und Mikhail blieb mit geballten Fäusten im Flur zurück. Es erforderte seine gesamte Disziplin, ihr nicht zu folgen, sie am Arm zu packen und zu schütteln, bis er endlich eine vernünftige Antwort bekam. Er hatte noch nie Hand an eine Frau gelegt, nicht einmal, wenn seine Schwestern besonders lästig waren, und er wollte es auch nie tun, deshalb war er entsetzt über seine gewalttätigen Gefühle.
Mikhail schüttelte den Kopf und bemühte sich verzweifelt, ein wenig Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Das Haus türmte sich drohend über ihm auf, und auch wenn die Fenster auf der Vorderseite neu verglast waren, lag es immer noch dunkel, düster und einsam da. Vincent benahm sich wie ein sadistischer Tyrann gegenüber seinen Geschwistern und schien eine echte Freude daran zu haben, die Mädchen zu quälen, wann immer er konnte. Darkover hatte schon öfter unfähige Elhalyns überlebt - zu viele nach Mikhails Ansicht. Das konnte jedoch kein Grund Sein, einen weiteren faulen Apfel
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