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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hätte gern einen Rabbithorn-Eintopf gegessen, mit getrocknetem Obst darin, oder ein Hirschragout, so wie es der Koch in Armida immer zubereitete. Wenn das nicht ging, hätte er mit Freuden Fisch gegessen, im Fluss wimmelte es davon, selbst um diese Jahreszeit. Aber lan hatte ein Talent dafür, jeden Fisch, der in seiner Küche landete, absolut zu ruinieren. Entweder er briet sie so hart, dass man sie als Türstopper benutzen konnte, oder er kochte sie so lange, bis Geschmack und Struktur gleichermaßen verloren gingen.
Er dachte sehnsüchtig an das Esszimmer in Armida und an den großen Speisesaal in Ardais, doch dann verscheuchte er diese Fantasien. Sie erinnerten ihn zu sehr an Marguerida. Er konnte nicht an diese Räume denken, ohne sich an eine der ersten Mahlzeiten zu erinnern, die er in ihrer Gegenwart eingenommen hatte. Sie hatte eine besondere Art, Fisch zu verzehren, die ebenso elegant wie geschickt war. Aber sie war ja
auch auf einem Wasserplaneten aufgewachsen, deshalb hatte sie darin wahrscheinlich so viel Übung.
Es würde bestimmt auch wieder gekochten Lauch geben, der in einer glänzenden Brühe schwamm, und harte Brötchen, die man hervorragend als Geschosse verwenden konnte, sollte Haus Halyn je angegriffen werden. Er wünschte, er würde mehr vom Kochen verstehen, und lachte dann aber über sich selbst. Erst die Wäsche und jetzt Kochtöpfe - was für eine gute Figur er doch als Mann abgab.
Liriel rauschte ins Esszimmer, Mira an einem Arm und Val am anderen. Sie lachte und hatte sich offenbar schon mit den Mädchen angefreundet. Kurz darauf erschien Emun, der Alain am Ärmel hinter sich herzog. Das Haar des Jüngeren war noch feucht vom Waschen, und es klebte an seiner Stirn und ließ sein schmales Gesicht noch ängstlicher aussehen. Seine großen Augen hasteten zum Halbdunkel der Zimmerecken, als erwartete er, dass ihn von dort etwas anspringen könnte.
Alains Anwesenheit freute Mikhail sehr, denn es kam nur selten vor, dass der älteste Elhalyn aus seinen schmutzigen Decken stieg und einen anderen Raum als sein Schlafzimmer betrat. Hinter den Jungen tauchte Daryll auf; Mikhail wusste, dass der junge Gardist sich angewöhnt hatte, einen großen Teil seiner Freizeit mit Alain zu verbringen. Er sprach oft leise mit ihm oder erzählte ihm unglaubliche Geschichten. Bisweilen schienen diese Geschichten Alain fast aus seinem Stumpfsinn herauszureißen. Zunächst hatte Mikhail gedacht, dass sich Daryll nur langweilte und nach einer anderen Beschäftigung suchte, statt zu schlafen, vor seiner Tür Wache zu halten, Wände auszubessern oder beim Erneuern des Scheunendachs zu helfen. Doch inzwischen wusste er, dass Daryll echte Zuneigung für den armen Kerl empfand, und er freute sich, dass es ihm gelungen war, Alain zum Abendessen nach unten zu holen.
Duncan teilte gerade Schalen mit Brötchen aus, als Vincent eintraf, wie immer großspurig und laut. Er sah sehr gut aus im Licht der Kerzen auf dem Tisch und an den Wänden, und seine blauen Augen funkelten. Vincent überflog den Raum mit einem anmaßenden Blick, dann ging er auf Liriel zu, jeder Zoll ganz der Herr des Hauses.
»Ich heiße Euch in Haus Halyn willkommen, Domna. Es tut mir Leid, dass ich bei Eurer Ankunft nicht anwesend war - ich hatte etwas zu erledigen.« Er stand sehr nahe bei Liriel, viel dichter, als es höflich gewesen wäre.
Mikhail war schockiert und auch ein wenig verärgert, aber Liriel sah den jungen Mann ruhig an. »Danke für dem Empfang«, sagte sie höflich.
»Und wie findet Ihr Euer Zimmer?«
Die Frage schickte sich nun wirklich nicht, aber Liriel lächelte amüsiert. »Es ist einwandfrei.«
»Ich frage nur deshalb, weil Ihr doch bestimmt an großen Luxus gewöhnt seid. Hier in Haus Halyn gibt es keinen, weil meine Mutter meint, dass er den Willen schwächt.«
»Luxus? Mein Zimmer in Tramontana ist zwar gemütlich, aber ich würde es keinesfalls als luxuriös bezeichnen.«
Vincent schien über diese Antwort ein wenig verdutzt zu sein. »Ich meinte in Armida oder…«
»Ich fürchte, ich achte nur selten auf solche Dinge. Meine Güte, hier riecht es aber gut. Ich habe einen riesigen Appetit von der Reise.« Ein Spannungsknoten, der Mikhail gar nicht bewusst gewesen war, löste sich plötzlich in seiner Brust. Er hatte eine gute Entscheidung getroffen, als er Liriel um Hilfe bat. Sie hatte die allerbesten Manieren und ließ sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Nicht einmal von einem ungehobelten Jungen, der mit ihr zu

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