Die Schattenplage
nicht mal gefallen!«
»Das hat es tatsächlich nicht«, gab Kendra zu.
Seth legte sich die Hände über die Augen. »Es ist, als würden dir ständig die tollsten Sachen passieren, nur weil du zu mädchenhaft bist, um sie zu genießen!«
»Und du hast dich mit einem uralten und mächtigen Dämon unterhalten«, rief Opa ihm ins Gedächtnis.
»Ich weiß, und es war auch absolut cool, aber Kendra wird das kein bisschen interessieren«, klagte Seth. »Sie wird nur froh sein, dass nicht sie diejenige war. Das Einzige, das sie eifersüchtig machen könnte, wäre, wenn ich auf einem Einhorn eine Parade anführen würde, während Ballerinas Liebeslieder singen.«
»Versuch nicht, mir deine geheimen Träume in die Schuhe zu schieben«, antwortete Kendra mit einem Feixen.
Seth spürte, wie seine Wangen ein wenig warm wurden. »Versuch nicht, so zu tun, als würdest du lieber einen Drachen als ein Einhorn sehen!«
»Vielleicht hast du recht«, gestand Kendra. »Vor allem, weil das Einhorn nicht versuchen würde, mich zu hypnotisieren und dann zu fressen. Aber der Drache war auch ziemlich umwerfend. Sie hat ganz kupfrig geglänzt.«
»Sie?«, wiederholte Seth. »Es war ein Drachenmädchen? Okay, jetzt geht’s mir schon ein bisschen besser.«
»Ich weiß, es ist spät«, unterbrach Opa die beiden, »aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir bis morgen warten können, um Informationen auszutauschen und damit anzufangen, einen Plan auszuhecken. Sollen wir ins Wohnzimmer gehen?«
Sie ließen das Gepäck im Flur und suchten sich Plätze im Wohnzimmer. Zum Erstaunen aller bis auf Kendra berichtete Warren, dass das Artefakt in der Verlorenen Mesa von Patton Burgess nach Fabelheim gebracht worden war, dann erzählte er von Javier, der das falsche Artefakt gestohlen hatte. Opa setzte Warren und Kendra darüber in Kenntnis, dass Coulter und Tanu zu Schatten geworden waren, und berichtete ihnen in allen Einzelheiten, was Seth von Graulas erfahren hatte.
»Ich kann nicht glauben, dass der alte Dämon euch beide hat gehen lassen«, sagte Warren. »Denkt ihr wirklich, dass ihr ihm trauen könnt?«
»Ich bin mir sicher, dass wir ihm nicht trauen können«, entgegnete Opa. »Aber nachdem ich mich ein wenig mit dem Problem beschäftigt und ein paar Nachforschungen angestellt habe, glaube ich jetzt, dass er möglicherweise die Wahrheit gesagt hat – vielleicht aus Langeweile oder als Teil eines verwickelten Plans der Gesellschaft oder sogar, um persönliche Rache an einem Rivalen zu nehmen.«
»Vielleicht war er wirklich beeindruckt von meinen Heldentaten«, fügte Seth leicht gekränkt hinzu.
»Ich nehme an, das war er, sonst hätte er dich überhaupt nicht wahrgenommen. Trotzdem bin ich skeptisch, ob Bewunderung allein ihn so weit gebracht hat, so wichtige Informationen preiszugeben«, erwiderte Warren.
»Ich bin skeptisch, ob er überhaupt die Wahrheit gesagt hat«, warf Oma ein. »Graulas ist ein Ränkeschmied. Wir haben keine Möglichkeit, irgendetwas von dem zu überprüfen, was er über Kurisock gesagt hat.«
»Gleichzeitig haben wir nichts gefunden, was die Dinge widerlegen würde, die er Seth erzählt hat«, meldete Opa sich wieder zu Wort. »Ein Dämon wie Graulas lädt keine Menschen in seine Höhle ein und lässt sie lebendig wieder ziehen. Er war jahrhundertelang inaktiv und hat jahrzehntelang Winterschlaf gehalten. Irgendetwas muss sein aufrichtiges Interesse geweckt und ihn aus seiner Benommenheit gerissen haben.«
»Die Seuche selbst könnte es gewesen sein«, sagte Oma. »Und sein einziges Motiv könnte darin bestehen, sich an der Zerstörung dieses Reservats zu beteiligen. Haben wir dieselben Tagebücher gelesen, Stan? Graulas hat aus seiner Geringschätzung für Fabelheim nie einen Hehl gemacht. Er betrachtet dieses Reservat als sein schändliches Grab.«
»Ich kann mir auch nicht wirklich einen Reim auf sein Verhalten machen, aber seine Erklärung hat viele plausible Aspekte«, beharrte Opa. »Sie passt zu dem, was Vanessa uns über den Sphinx erzählt hat. Sie passt auch zu der Tatsache, dass wir den Nagel nie gefunden haben, den Seth aus dem Hals des Wiedergängers gezogen hat. Sie nennt eine glaubwürdige Quelle für die Seuche. Heute Nachmittag haben Hugo und ich den Teich untersucht, in dem Lena jetzt wohnt, und die Magie, die dieses Sanktuarium schützt, hält tatsächlich die Dunkelheit fern. Wie Graulas behauptet hat, haben sich dort viele der verbliebenen Geschöpfe des Lichts
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