Die Schattenplage
Was gibt’s zum Frühstück?«
Auf dem Boden neben seinem Bett kauerte Seth über einem modrigen Tagebuch und überflog Seite um Seite auf der Suche nach Worten wie Graulas und Kurisock. Er schaute auf die Uhr. Fast Mitternacht. Kendra konnte jeden Augenblick auftauchen. Er wollte nicht, dass sie herausfand, dass er begonnen hatte, Pattons Tagebücher zu lesen, oder er würde es bis an sein Lebensende zu hören bekommen.
Sein Blick fand das Wort Kurisock, und er verlangsamte sein Tempo, um den Absatz zu lesen:
Heute habe ich das Kurisock zugewiesene Territorium besucht. Ich habe immer noch den Verdacht, dass der Dämon eine zentrale Rolle bei der Tragödie gespielt hat, die meinen Onkel getötet hat und deren Einzelheiten ich nicht beabsichtige, in einem so offen zugänglichen Tagebuch preiszugeben. Wahrscheinlich werde ich die Details, falls meine Trauer über das Unglück nicht abklingt, niemals enthüllen.
Es soll genügen, zu erwähnen, dass ich die Grenze zu Kurisocks Reich überschritten und seine schwelende Grube ausspioniert habe, ein übelriechendes Unterfangen, das mir keinerlei neue Erkenntnisse beschert hat. Ich wage es nicht, mich tiefer in sein Territorium hineinzubegeben, aus Angst, dass ich mich, jeden Schutzes beraubt, verteidigungslos machen und mein Leben für nichts und wieder nichts opfern würde. Ich räume widerstrebend ein, dass es ein fruchtloses Unternehmen ist, auf diese Weise Nachforschungen über Kurisock anzustellen, und ich beabsichtige zumindest, den Rat zu befolgen, auf weitere Streifzüge in seine Domäne zu verzichten.
Ich zögere, meine Tante ihrem Schicksal zu überlassen, aber die Frau, die ich einst kannte, existiert nicht länger. Ich fürchte, dass ihr grauenvoller Zustand vielleicht irreversibel ist.
Seth hatte schon zuvor Hinweise auf Kurisock und seine Teergrube gefunden, obwohl keine Passage auch nur annähernd so viel über die Natur des Dämons enthüllte, wie Graulas es getan hatte. Seth war auch mehrfach auf Hinweise auf eine Tragödie gestoßen, die Pattons Onkel widerfahren war. Aber dies war der erste Eintrag, in dem Patton herausgerutscht war, dass Kurisock möglicherweise mit dem Tod seines Onkels zu tun gehabt haben könnte. Und bis zu diesem Zeitpunkt hatte Seth nichts über einen seltsamen Zustand gelesen, mit dem Pattons Tante geschlagen gewesen war.
Schritte polterten die Dachbodentreppe hinauf. Seth zuckte zusammen und schob das Tagebuch unter sein Bett. Er versuchte, eine lässige Pose einzunehmen, als die Tür geöffnet wurde und Dale den Kopf hereinstreckte. »Sie sind wieder da.«
Seth stand auf, dankbar, dass die Person auf der Treppe Dale war und nicht Kendra. Seine Schwester hatte die unheimliche Gabe, jedes Mal zu erraten, wenn er etwas im Schilde führte, und sie sollte auf keinen Fall erfahren, dass er klein beigegeben hatte und zu einem Bücherwurm geworden war, während sie Abenteuer erlebt hatte.
Er folgte Dale hinunter und erreichte die Eingangshalle gerade, als Oma durch die Haustür kam, einen Arm um Kendra gelegt. Warren und Opa kamen mit dem Gepäck herein und schlossen die Tür.
Seth ging zu Kendra hinüber und ließ sich widerstrebend von ihr umarmen. Dann trat er zurück und musterte seine Schwester stirnrunzelnd. »Wenn ihr gegen noch einen dreiköpfigen, fliegenden Panther gekämpft habt, werdet ihr mir Antidepressiva kaufen müssen.«
»Nein«, entgegnete Kendra. »Es war nur ein Drache.«
»Ein Drache!«, rief Seth neidisch. »Ich habe einen Drachenkampf verpasst?«
»Keinen Kampf«, korrigierte Warren. »Wir mussten uns an ihm vorbeischleichen.«
»Wo wart ihr zwei, dass ihr euch an Drachen vorbeischleichen musstet?!«, stöhnte Seth. Er fürchtete sich zwar vor der Antwort, konnte der Frage jedoch nicht widerstehen.
»In einem anderen geheimen Reservat«, sagte Kendra vage und schaute Oma an.
»Du darfst es ihm erzählen«, meinte Oma. »Wir werden heute Abend alle Informationen austauschen. Vieles ist hier geschehen, und ich bin sicher, dass auch ihr Geschichten zu erzählen habt. Wir müssen das alles zusammenfügen.«
»Wir waren in einem Reservat namens Verlorene Mesa in Arizona«, erklärte Kendra, »und haben uns auf die Suche nach einem weiteren Artefakt gemacht. Dabei hatte ich Gelegenheit, beim Füttern von Zombies zu helfen.«
Seth erbleichte. »Du hast Zombies gefüttert«, flüsterte er voll Ehrfurcht. Dann schlug er sich mit der Faust aufs Bein. »Warum quälst du mich so! Es hat dir wahrscheinlich
Weitere Kostenlose Bücher