Die Schattenplage
mich um die Angelegenheit mit dem Sphinx kümmern, und ich werde Sie über jedwede bedeutende Entdeckung ins Bild setzen. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie irgendwelche neuen Informationen haben.«
»Sie können sich auf mich verlassen«, sagte Warren und führte Kendra aus dem Raum.
Kendra erwachte am folgenden Morgen kurz nach Sonnenaufgang. Neben ihr auf dem Bett lag ein gebundenes Buch von Louis L’Amour, das sie sich aus einem Regal im Wohnzimmer geholt hatte. Am Ende hatte sie die Lektüre viel weniger gebraucht, als sie erwartet hatte. Vor Mitternacht, als sie den Western erst zu einem Drittel gelesen hatte, waren ihre Augen müde geworden, und sie hatte den Kopf auf ihr Kissen gebettet. Das war das Letzte, woran sie sich erinnerte.
Kendra legte den Roman auf ihren Nachttisch und schaltete ihre Leselampe aus. Sie fühlte sich viel zu ausgeruht, um noch einmal einzuschlafen, und zog sich an. Ob die anderen schon auf waren?
Im Flur vor ihrem Zimmer war es still. Sie ging in die Küche und fand auch dort niemanden. Sie war noch nie als Erste in der Hazienda erwacht und konnte sich nicht vorstellen, dass alle so lange schlafen sollten.
Sie öffnete die Vordertür und sah Gavin über die Einfahrt kommen. »Guten Morgen!«, rief Kendra.
»Wenn du es sagst«, erwiderte er.
»Was ist passiert?«
»Javier ist verschwunden, zusammen mit dem Tresor.«
»Was?«
»Schau dir den Jeep an.«
Kendra blickte an Gavin vorbei zu dem Jeep, der in der Einfahrt parkte. Hal und Mara hatten Ersatzschlüssel benutzt, um den Wagen am vergangenen Abend zu holen. Alle vier Reifen waren platt. »Er hat die Reifen aufgeschlitzt?«
»Und sie konnten den Pickup nicht finden«, berichtete Gavin. »Sie sind alle auf Motorrädern und Pferden draußen und suchen.«
»Also war Javier ein Spion?«
»S-S-S-Sieht so aus. Glücklicherweise ist das Artefakt, das er gestohlen hat, ja nicht echt. Trotzdem hat Dougan sich ehrlich besorgt gezeigt. Obwohl Javier eine fragwürdige Vergangenheit hatte und seine Dienste meistens an den Höchstbietenden verkauft hat, hat er sich in den letzten Jahren als extrem verlässlich erwiesen. Dougan meinte, wenn Javier heimlich für die Gesellschaft gearbeitet hat, wäre jeder verdächtig.«
»Was jetzt?«, fragte Kendra.
»Wir werden trotzdem wie geplant aufbrechen. Ich wollte gerade ins Haus kommen, um etwas zu frühstücken.«
»Warum hat mich niemand geweckt?«, wollte Kendra wissen.
»Mich hat auch niemand geweckt«, antwortete Gavin. »Sie wollten uns nach dem gestrigen Tag ausruhen lassen. Das Jaulen der Motorräder hat mich aus dem Bett geholt. M-M-Mein Fenster geht nach vorn raus. Hast du Hunger?«
Sie gingen in die Hazienda zurück, traten in die Küche, und Kendra nahm sich Milch aus dem Kühlschrank und Müsli aus der Speisekammer. »Willst du Orangensaft? Toast?«, fragte Kendra.
»Bitte.«
Während sie den Saft einschenkte und Brot in den Toaster schob, deckte Gavin den Tisch, stellte die Milch zwischen die Müslischalen und suchte nach dem Glas mit Boysenbeeren. Kendra bestrich den Toast mit Butter, goss Milch auf ihr Müsli und begann zu essen.
Sie spülten gerade ihre Schalen aus, als Dougan mit schnellen Schritten hereinkam. Warren war ihm dicht auf den Fersen.
»Haben Sie etwas erreicht?«, fragte Gavin.
»Wir haben den Pickup in der Nähe des Eingangs zum Reservat gefunden«, berichtete Dougan voll Verbitterung. »Er hat die Reifen zerschnitten. Er muss einen Komplizen gehabt haben, der auf der anderen Seite des Zauns auf ihn gewartet hat.«
»Werden wir es trotzdem rechtzeitig zum Flughafen schaffen?«, fragte Kendra.
»Hal hat Ersatzreifen.« Dougan schenkte sich ein Glas Wasser ein. »Wir sollten trotz allem pünktlich loskommen.« Er nahm einen langen Schluck. »Nach allem, was geschehen ist, scheint es nur passend, dass unser Aufenthalt hier mit einem weiteren Missklang endet. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Ritter der Morgendämmerung das Gelände nie wieder betreten dürfen.«
»Wir scheinen wie das Gegenteil von Hasenbockfüßen zu wirken«, stimmte Warren ihm zu. »Wenn man die Sache positiv betrachtet, brauchen wir wenigstens nicht einem bösen Auftraggeber zu gestehen, dass wir unsere Beine ruiniert und unsere Tarnung offenbart haben, nur um ein gefälschtes Artefakt zu stehlen. Ich denke, der gute Javier wird womöglich einen weit schlimmeren Tag erleben als wir.« Er klatschte und rieb sich die Hände. »Zeit für eine kulinarische Entschädigung.
Weitere Kostenlose Bücher