Die Schattenplage
Lenas Blick zu Kendra. »In Ordnung, Kendra. Vielleicht ist es das, was er gewollt hätte. Er hat das Artefakt in dem alten Herrenhaus versteckt.«
»Wo in dem Herrenhaus?«
»Es wird schwer zu finden sein. Geht in den zweiten Stock, in den Raum, der nach Norden liegt. Der Safe mit dem Artefakt darin erscheint jeden Montag genau um zwölf für eine Minute.«
»Hat der Safe einen Schlüssel?«
»Eine Kombination: zweimal rechtsherum auf 33, einmal linksherum auf 22, dann rechts auf 31.«
Kendra drehte sich zu Opa um, der sich die Zahlen notierte. »Hast du das?«, fragte sie.
»Dreiunddreißig – zweiundzwanzig – einunddreißig«, wiederholte er und sah Lena mit seltsamem Blick an.
Seine ehemalige Haushälterin wandte schüchtern die Augen ab.
»Ich habe noch eine Frage«, sagte Kendra. »Was hat Kurisock Pattons Onkel angetan?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Lena. »Diese Geschichte hat Patton mir niemals erzählt. Sie hat ihm sichtlich Schmerz bereitet, also habe ich ihn nicht weiter bedrängt. Er wollte es mir erzählen, glaube ich, in seinen späteren Jahren. Er hat mir wiederholt gesagt, dass ich die Geschichte eines Tages hören würde.«
»Dann weißt du also nichts über Kurisock?«, hakte Kendra nach.
»Nur, dass er ein Dämon in diesem Reservat ist. Und er könnte irgendwie mit der Erscheinung verbunden sein, die das Herrenhaus an sich gerissen hat.«
»Was für eine Erscheinung?«, wollte Kendra wissen.
»Es geschah vor meinem Sturz in die Sterblichkeit. Wie ich schon sagte, ich habe die Einzelheiten nie erfahren. Die Erscheinung, die Marshal vernichtet hat, residiert zweifellos noch immer im Herrenhaus. Patton hat das Artefakt dort versteckt, weil es dort gut bewacht sein würde.«
»Marshal war Pattons Onkel?«
»Marshal Burgess.«
»Ein Letztes noch. Es gibt da eine silberne Schale. Die Feenkönigin hat sie mir geschenkt.«
Lena nickte. »Vergiss die Schale. Du hast sie in den Teich geworfen, und wir haben sie uns geholt.«
»Ich muss sie wiederhaben«, sagte Kendra, und die anderen Najaden brachen in einen Chor lauten Gelächters aus. »Sie ist der Schlüssel, um mich noch einmal gefahrlos der Feenkönigin nähern zu können. Die Königin ist möglicherweise unsere einzige Hoffnung, die Seuche aufzuhalten.«
»Komm rüber an den Rand, und ich werde sie dir hinaufreichen«, höhnte eine unsichtbare Najade. Mehrere andere kicherten.
»Die Schale ist ihr kostbarster Schatz«, sagte Lena. »Sie … wir werden sie niemals hergeben. Ich sollte jetzt besser gehen. Meine Schwestern werden ungeduldig, wenn ich zu viel Zeit in der Nähe der Oberfläche verbringe.«
Kendra traten die Tränen in die Augen. »Bist du glücklich, Lena?«
»Glücklich genug. Meine Schwestern haben sich bemüht, mich wieder bei sich aufzunehmen. Der Blick auf Pattons Foto war eine schöne Erinnerung, obwohl jetzt alte Wunden wieder schmerzen. Für die Freundlichkeit der Geste habe ich dir erzählt, was du wissen wolltest. Genieße, was dir noch an Zeit verbleibt.«
Dann sank Lena zurück in den Teich, und Kendra spähte ihr hinterher, aber der Teich war tief, und Lena war bald außer Sicht.
Opa näherte sich von hinten und legte Kendra dankbar die Hände auf die Schultern. »Gut gemacht, Kendra. Sehr gut gemacht.«
»Der Verwelkte hat die Dreiste gepackt«, bemerkte eine Stimme.
»Stoß sie hinein!«, rief eine andere.
»Lass uns von hier verschwinden«, sagte Kendra.
KAPITEL 17
Vorbereitungen
D as größte der drei Zelte, die Dale aus dem Haus mitgebracht hatte, war das riesigste in Privatbesitz befindliche Zelt, das Seth je gesehen hatte. Die quadratische Monstrosität hatte breite, purpurne und gelbe Streifen und ein steiles Dach, das an der hohen Mittelstange unter einem Banner endete. Die Lasche vor dem breiten Eingang war auf Stangen aufgespannt und bildete ein ansehnliches Vordach. Die kleineren Zelte waren ebenfalls ziemlich geräumig, wenn auch in Abmessungen und Farbgebung deutlich weniger exzentrisch.
Seth saß im Eingang des Zeltes, in dem er, Warren und Dale schlafen würden. Oma und Opa teilten sich das Große. Und Kendra bekam ihr eigenes Zelt, was Seth nicht gefiel, aber traurigerweise fiel ihm kein vernünftiges Argument ein, warum andere Arrangements getroffen werden sollten. Er hatte beschlossen, dass er in einem der Pavillons schlafen würde, wenn das Wetter so angenehm blieb.
Eine barfüßige Dryade näherte sich Opas Zelt. Ihr langes, kastanienbraunes Haar hing ihr bis über
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