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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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die Taille, und ihre Robe erinnerte an leuchtendes Herbstlaub. Sie beugte sich vornüber und duckte sich in den Eingang. Wie groß musste sie sein? Zwei Meter? Mehr?
    Seth hatte im Lauf der letzten Stunde mehrere interessante Gestalten in Opas Zelt gehen und wieder herauskommen sehen. Aber als er um Zutritt gebeten hatte, hatte Oma ihn weggescheucht und ihm versprochen, dass er schon bald Teil des Gesprächs sein würde.
    Eine rote Fee mit Flügeln wie Blütenblättern schoss durch die Luft. Seth konnte nicht erkennen, ob sie aus Opas Zelt gekommen oder von hinten über das Dach geflogen war. Sie schwebte einen Moment nicht weit von Seth entfernt, bevor sie wieder verschwand.
    Seth riss geistesabwesend ganze Büschel von Gras aus und beschloss, sich nicht länger ausschließen zu lassen. Offensichtlich zogen Opa und Oma es vor, ihre Erkundigungen auf eine Weise einzuziehen, die es ihnen gestattete, die Informationen unter Verschluss zu halten und Seth nur das wissen zu lassen, was sie als für sein unterentwickeltes Gehirn geeignet erachteten. Aber die Einzelheiten ungefiltert und von den Kreaturen selbst zu hören, war der eigentliche Spaß, und – ob seine Großeltern es glaubten oder nicht – Seth wusste, dass er reif genug war, um mit allem fertig zu werden, was sie womöglich zu hören bekamen. Außerdem: War es denn seine Schuld, dass Zelte so dünne Wände haben?
    Er stand auf und schlenderte zur Rückseite des gelb-purpurnen Zeltes, dann setzte er sich mit dem Rücken zur Stoffwand auf den schattigen Rasen. Er spitzte die Ohren und versuchte gleichzeitig, möglichst gelangweilt auszusehen. Aber er hörte nur das Getöse der Satyre, die auf dem Bretterweg spielten.
    »Du wirst nichts hören«, bemerkte Warren, der um das Zelt herumkam.
    Seth sprang schuldbewusst auf. »Ich wollte mich nur im Schatten ein wenig ausruhen.«
    »Das Zelt ist durch Magie schalldicht gemacht – eine Tatsache, um die du vielleicht gewusst hättest, wenn du uns beim Aufbauen geholfen hättest.«
    »Es tut mir leid, ich war …«
    Warren hob eine Hand. »Wenn ich in deiner Lage gewesen wäre, hätte ich ebenfalls darauf gebrannt, all die Kreaturen hier kennenzulernen. Keine Sorge, ich wäre schon gekommen und hätte dich mir geschnappt, hätten wir wirklich deine Hilfe gebraucht. Hast du dich amüsiert?«
    »Die Zentauren waren nicht sehr nett«, antwortete Seth.
    »Es hat so ausgesehen, als hätten sie mit dir gesprochen. Allein das ist schon eine reife Leistung.«
    »Was haben die eigentlich für ein Problem?«
    »Mit einem Wort: Arroganz. Sie betrachten sich als den Gipfel jedweder Schöpfung. Alles andere liegt unterhalb ihrer Wahrnehmungsschwelle.«
    »Irgendwie wie die Feen«, meinte Seth.
    »Ja und nein. Feen sind eitel und finden die meisten unserer Angelegenheiten langweilig, aber so sehr sie sich auch verstellen mögen, es ist ihnen wichtig, was wir von ihnen halten. Zentauren suchen unsere Bewunderung nicht, noch würden sie sie zu schätzen wissen – wenn überhaupt, halten sie sie für selbstverständlich. Im Gegensatz zu Feen sind Zentauren aufrichtig der Meinung, dass alle anderen Geschöpfe weit unter ihnen stehen.«
    »Sie hören sich an wie mein Mathelehrer«, sagte Seth.
    Warren grinste.
    Seth bemerkte, dass einige dunkle Feen direkt hinter der Hecke schwebten. »Diese Seuche hat die Zentauren genauso erwischt wie alle anderen.«
    »Wäre das nicht der Fall, bezweifle ich, dass sie auch nur das geringste Interesse zeigen würden«, erwiderte Warren. »Um fair zu sein: Sie haben eine gewisse Entschuldigung für ihren Hochmut. Zentauren neigen dazu, brillante Denker zu sein, begabte Künstler und ehrfurchtgebietende Krieger. Stolz ist ihre größte Charakterschwäche.«
    »Seth!«, rief Oma von der anderen Seite des Zelts. »Dale! Warren! Kendra! Kommt und beratet euch mit uns.«
    »Na bitte«, sagte Warren, der selbst erleichtert klang. »Das Warten ist vorüber.«
    Ein Teil von Seth fragte sich, ob Warren nur zur Rückseite des Zeltes geschlendert war, um sich heimlich davon zu überzeugen, ob es tatsächlich so schalldicht war, wie behauptet wurde.
    Sie gingen um das Zelt herum und kamen dabei an der großgewachsenen Dryade mit der herbstlichen Robe und einem hochbetagten Satyr mit weißem Ziegenbärtchen und tiefen Lachfalten vorbei. Kendra zog gerade den Reißverschluss ihres Zeltes auf und trat ins Freie. Dale kam aus der Richtung herbeigelaufen, in der sich das Zwergenlager befand. Oma und Opa warteten am

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