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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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nicht ohne einen Preis dafür zu bezahlen. Morgen werden wir die Speerspitze eures Ablenkungsmanövers sein. Am Tag danach werden wir bei Morgengrauen die Schmach deiner Unverschämtheit tilgen.«
    Kendra ergriff Seths Hand, und diesmal erlaubte er ihr, ihn wegzuführen. Sie sprach erst, als sie schon weit von den Zentauren entfernt waren. »Was ist eigentlich los mit dir?« Es brauchte ihre ganze Selbstbeherrschung, nicht zu schreien.
    »Ich habe sie dazu gebracht, uns zu helfen«, antwortete Seth.
    »Du hast gewusst, dass sie arrogant sind. Du hast gewusst, dass sie uns wahrscheinlich nicht helfen würden, aber du hast darauf bestanden, sie zu beleidigen! Es ist nicht nur keine gute Idee, dich umbringen zu lassen, es schmälert auch unsere Chancen, Fabelheim zu retten!«
    »Aber ich bin nicht tot«, wandte Seth ein und klopfte sich auf die Brust, wie um es zu beweisen.
    »Das solltest du aber sein. Und das wirst du wahrscheinlich auch.«
    »Erst in zwei Tagen.«
    »Sprich nicht so vorschnell. Wir haben Oma und Opa noch nicht erzählt, was passiert ist.«
    »Erzähl es ihnen nicht«, flehte Seth, plötzlich verzweifelt. »Es ist schon alles schlimm genug. Ich werde tun, was immer du willst, nur erzähl es ihnen nicht.«
    Kendra warf die Hände in die Luft. »Jetzt flehst du!«
    »Wenn du es ihnen erzählst, werden sie mir nicht erlauben, zum Herrenhaus zu gehen, aber sie werden mich brauchen. Und sie werden sich grundlos Sorgen machen. Sie werden sich nicht konzentrieren können und Fehler machen. Hör zu. Du kannst es ihnen ja irgendwann erzählen. Du kannst mich so dumm aussehen lassen, wie du willst. Warte nur, bis wir vom Herrenhaus zurück sind.«
    Seths Worte schienen irgendwie logisch. »In Ordnung«, gab Kendra schließlich nach. »Ich werde bis morgen Nachmittag warten.«
    Sein Grinsen führte sie in Versuchung, ihre Meinung sofort wieder zu ändern.

KAPITEL 18
Das alte Herrenhaus
    K endra lehnte allein an dem glatten Geländer des Pavillons und beobachtete, wie Dutzende von Geschöpfen überall auf dem Feld Position bezogen. Dryaden und Hamadryaden scharten sich um die Lücken, wo man die Hecke durchdringen konnte. Doren führte einen Trupp Satyre zu der Hauptlücke am Pfad. Gruppen von Feen patrouillierten in glitzernden Formationen die Luft. Breithuf und Wolkenschwinge bezogen in der Mitte des Feldes in der Nähe von Hugo und dem Karren Position.
    Nicht alle Geschöpfe nahmen teil. Die Mehrheit der Feen umflatterte die Spaliere des Bohlenwegs und spielte zwischen den Blüten. Die Zwerge hatten einmütig in ihren Zelten Zuflucht gesucht, nachdem sie sich bei Opa beklagt hatten, dass Rennen nicht zu ihren Stärken zähle. Die tierähnlicheren Geschöpfe hatten sich versteckt. Viele Satyre und Nymphen beobachteten die Vorgänge von anderen Pavillons aus.
    Selbst im Schatten war die mittägliche Hitze unangenehm. Kendra fächelte sich matt mit einer Hand Luft zu. Sie konnte Seth, Oma, Warren und Dale nicht sehen. Die vier hatten ein Zelt abgebrochen und lagen versteckt darunter auf der Ladefläche des Karrens. Opa stand vor dem Karren und beobachtete, die Hände in die Hüften gestemmt, die letzten Vorbereitungen.
    Kendra hatte Wort gehalten und niemandem von Seths Übereinkunft mit Breithuf erzählt. Oma und Opa waren überglücklich gewesen zu hören, dass die Zentauren bei dem Ablenkungsmanöver helfen würden. Kendra hatte ihr Bestes getan, sich ebenso erfreut zu zeigen.
    Opa hob ein Taschentuch, wedelte kurz damit und ließ es dann fallen. Während das seidige Stück Stoff zu Boden flatterte, bäumte Wolkenschwinge sich auf, und seine Pferdemuskeln spannten sich unter seinem silbernen Fell. Er umklammerte mit einer Hand einen riesigen Bogen, und auf seinem breiten Rücken hing ein Köcher mit Pfeilen von der Größe von Wurfspeeren. Breithuf zog sein gewaltiges Schwert mit schwungvoller Gebärde aus der Scheide, und der brünierte Stahl der Klinge glänzte im Sonnenlicht.
    Grasbüschel flogen durch die Luft, als die Zentauren mit wirbelnden Hufen gemeinsam losgaloppierten und dabei eine Eleganz ausstrahlten, dass es Kendra den Atem verschlug. Schulter an Schulter stürmten sie durch die Lücke, hinüber zu den dunklen Satyren, die versuchten, sie aufzuhalten.
    Mit einem Siegesschrei lösten sich zwanzig Satyre zu beiden Seiten der Lücke aus der Hecke, folgten den Zentauren hindurch und verteilten sich in alle Richtungen. Einige Hamadryaden liefen mit ihnen. Die Satyre waren schnell und leichtfüßig,

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