Die Schattenplage
als nutzlos erkannt.«
Breithuf fixierte Seth mit grimmigem Blick. »Gewiss hat das Menschenjunge sich versprochen.«
Seth verschränkte die Arme vor der Brust und starrte schweigend zurück.
»Wenn er vorhat, an seiner Beleidigung festzuhalten«, sagte Breithuf unheilverkündend, »werde ich unverzügliche Satisfaktion fordern. Niemand, ob groß oder klein, befleckt meine Ehre.«
»Du meinst ein Duell?«, fragte Seth ungläubig. »Du willst deinen Mut beweisen, indem du ein Kind verprügelst?«
»Er spricht eine berechtigte Sorge an«, mischte Wolkenschwinge sich ein und legte Breithuf eine Hand auf die Schulter. »Wenn wir uns mit Schweinen einlassen, wird uns das nur besudeln.«
»Ihr zwei seid tot für uns«, erklärte Breithuf. »Geht.«
Kendra versuchte, Seth wegzuziehen, aber er war zu stark.
»Nur ein Haufen Muskeln und kein Rückgrat«, fauchte Seth. »Lass uns ein paar Satyre suchen, die uns anführen. Oder vielleicht einen Zwerg. Sollen diese ängstlichen Ponys doch weiter so tun, als hätten sie so was wie Ehre.«
Kendra hätte ihren Bruder am liebsten erwürgt.
»Wir haben deine Beleidigung aus Mitleid übergangen«, schäumte Breithuf. »Und doch beharrst du darauf?«
»Ich dachte, ich wäre tot?«, versetzte Seth. »Steh zu deinem Wort, du lahmer Gaul!«
Breithuf ballte die Fäuste, und gewaltige Muskeln traten an seinen Unterarmen hervor. An seinem mächtigen Hals pochten die Adern. »Also schön. Morgen früh bei Sonnenaufgang werden wir beide das Thema meiner Ehre erörtern.«
»Nein, werden wir nicht«, widersprach Seth. »Ich kämpfe nicht gegen Maultiere. Mir einen Sack Flöhe einhandeln, wär ja noch schöner … Außerdem gibt es ein Problem, das gelöst werden muss. Ihr könnt mich gerne heute Nacht in meinem Zelt ermorden.«
»Breithuf tut recht, dich nach einer vorsätzlichen Beleidigung zum Duell zu fordern«, bekräftigte Wolkenschwinge. »Ich bezeuge den Wortwechsel.« Er streckte eine Hand aus und deutete auf das umliegende Gebiet. »Überdies ist dieser Ort eine Zuflucht für Geschöpfe des Lichts. Als Mensch bist du ein Eindringling hier. Wie die Najaden im Teich könnte Breithuf dich vollkommen ungestraft erschlagen.«
Kendra hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Und Seth wirkte aufrichtig erschüttert.
»Was nichts beweisen würde, was eure Ehre betrifft«, gab er schließlich mit beinahe fester Stimme zurück. »Wenn ihr euch für Ehre interessiert, führt morgen das Ablenkungsmanöver an.«
Wieder steckten die Zentauren die Köpfe zusammen und unterhielten sich leise. Einen Moment später lösten sie sich voneinander.
»Seth Sørensen«, begann Breithuf in düsterem Tonfall. »Niemals in meinen langen Jahren bin ich so offen beleidigt worden. Deine Worte sind unverzeihlich. Und doch bleibt meinem scharfen Verstand nicht verborgen, dass sie in der irregeleiteten Absicht gesprochen wurden, meine Hilfe zu erringen, als Gegengewicht zu der unbeholfenen Schmeichelei, mit der du es zuerst versucht hast. Für die Unverschämtheit, mir meine Genugtuung zu verweigern, sollte ich dich an Ort und Stelle niederstrecken. Aber in Anerkennung der verzweifelten Tapferkeit hinter deinen Worten werde ich für den Moment stillhalten und vergessen, dass dieses Gespräch je stattgefunden hat, sofern du dich auf die Knie fallen lässt, mich um Vergebung anflehst, den Verstand verloren zu haben behauptest und dich zu einem feigen Angsthasen erklärst!«
Seth zögerte, und Kendra stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.
»Nein!«, rief er mit einem Kopfschütteln. »Das werde ich nicht tun. Wenn ich es täte, wäre ich wirklich ein Feigling. Ich nehme nur die Behauptung zurück, mein Großvater hätte das Reservat schlecht verwaltet. Und du hast recht, dass wir nur so getan haben, als wollten wir euch schmeicheln.«
Mit einem metallischen Klirren zog Breithuf ein riesiges Schwert aus der Scheide, die an seiner Seite hing. Keinem der beiden Kinder war sie bis dahin aufgefallen. Der Zentaur hielt die Klinge hoch.
»Dies bereitet mir kein Vergnügen«, knurrte Breithuf nachdenklich.
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte Seth. »Wenn ihr morgen das Ablenkungsmanöver anführt und ich lebendig zurückkehre, werde ich mich mit dir duellieren. Dann kannst du deine Ehre auf angemessene Weise wiederherstellen.«
Der Zentaur sah irgendwie erleichtert aus, fand Kendra. Er unterhielt sich kurz mit Wolkenschwinge.
»Also schön«, sagte Breithuf. »Du hast dein Ziel erreicht, wenn auch
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