Die Schattenplage
würde lieber unvoreingenommen miterleben, wie sich die Dinge für uns entwickeln.«
Sie erreichten das Zelt und traten ein. Patton schloss die Luke hinter ihnen, dann setzten sich alle auf den Boden.
»Ich kann nicht fassen, dass du den Teich aus freien Stücken verlassen hast«, sagte Kendra zu Lena. »Ich wollte dich von dort wegholen, seit du wieder hineingegangen warst.«
»Es war lieb von dir, zu mir zu kommen«, erwiderte Lena. »Ich erinnere mich noch, wie du versucht hast, es mir auszureden. Mein Verstand war getrübt. Er hat anders gearbeitet. Ich hatte vieles von der Person verloren, die ich während meiner Sterblichkeit geworden war. Nicht genug, um mich wirklich einzufügen, aber genug, um zu bleiben. Das Leben im Teich ist unbeschreiblich einfach. Bedeutungslos, aber ohne Schmerz, fast gänzlich frei von Denken. Es gab viele Dinge, die ich an der Sterblichkeit nicht vermisst habe. In gewisser Weise war die Rückkehr ins Wasser wie Sterben. Ich brauchte nicht länger mit dem Leben fertigzuwerden. Bis ich Patton sah, wollte ich tot bleiben.«
»Jetzt bist du wieder klar?«, fragte Patton.
»Ganz die Alte«, bestätigte Lena. »Oder ich schätze, ich sollte sagen, ich bin wieder so, wie ich es in jungen Jahren war. In der jetzigen Situation würde ich – mit dir oder ohne dich, Patton – niemals das stumpfe Leben im Teich wählen. Sein Zauber erfasst mich nur, wenn ich dort im Wasser bin. Erzählt mir von dieser Seuche.«
Kendra und Seth berichteten in allen Einzelheiten von der Seuche. Seth erzählte von seiner Begegnung mit Graulas und den Schattensträngen, die, wie er inzwischen wusste, bei Ephira im Herrenhaus zusammenliefen. Lena war bekümmert zu hören, dass Oma, Opa und die anderen zu Schatten geworden waren. Als Seth schließlich Navarog erwähnte, reagierte Patton besorgt.
»Wenn Navarog wirklich freigekommen ist, habt ihr nicht das letzte Mal von ihm gehört«, erläuterte er. »In der Legende ist Navarog als der verderbteste und gefährlichste aller Drachen bekannt. Er wird als Prinz unter Dämonen angesehen und wird vor nichts Halt machen, um die Monstrositäten, die in Zzyzx gefangen sind, zu befreien.«
Als Nächstes unterhielten sie sich über die Artefakte. Kendra und Seth erzählten alles, was sie über die fünf Artefakte wussten, und berichteten, wie sie das heilende Artefakt aus dem umgekehrten Turm geholt hatten. Kendra berichtete auch von ihren Erlebnissen in der Verlorenen Mesa und erzählte, dass die Ritter der Morgendämmerung über eines der geheimen Reservate keinerlei Informationen hatten.
»Also barg der umgekehrte Turm den Staub der Heiligkeit«, sagte Patton. »Ich habe nie nachgeschaut. Ich wollte die Fallen nicht entschärfen.«
»Warum haben Sie den Chronometer von der Verlorenen Mesa weggebracht?«, fragte Kendra.
Patton kratzte sich am Schnurrbart. »Je mehr ich über das Potential dieser Artefakte nachdachte, vor allem darüber, dass sie die Tore des großen Dämonengefängnisses öffnen können, umso weniger gefiel mir, wie viele Personen wussten, wo sie versteckt waren. Die Ritter der Morgendämmerung meinen es gut, aber Organisationen wie diese haben die Neigung, Geheimnisse lebendig zu erhalten und dabei zu helfen, sie zu verbreiten. Ich kannte nur eine Person auf der Welt, der ich solch wichtige Informationen anvertraut hätte. Mich selbst. Also machte ich mich daran, so viel wie möglich über die Artefakte in Erfahrung zu bringen, um sie noch schwerer auffindbar zu machen. Aber nur das Artefakt in der Verlorenen Mesa habe ich tatsächlich an einen anderen Ort gebracht.«
»Wie sind Sie an dem Drachen vorbeigekommen?«, fragte Kendra.
Patton zuckte die Achseln. »Ich verfüge über ein paar angeborene Talente, darunter die Zähmung von Drachen. Ich bin weit davon entfernt, der beste aller Drachenzähmer zu werden – ich bin gerade mal Durchschnitt, sollte ich meinen –, aber ich kann immerhin ein Gespräch mit einem Drachen führen, ohne die Kontrolle über meine Sinne zu verlieren. Das Artefakt in der Verlorenen Mesa wurde jedenfalls von einem boshaften Drachen namens Ranticus bewacht, der bis ins Mark verderbt war.«
»Ranticus war der Name des Drachen im Museum«, erinnerte Kendra sich.
»Korrekt. Ein gewaltiges Netzwerk von Höhlen erstreckt sich unter der Verlorenen Mesa. Nach vielen Erkundungszügen erfuhr ich von einer Schar Goblins, die Zutritt zu Ranticus’ Höhle hatten. Die Goblins beteten ihn an und benutzten ihren geheimen
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