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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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plötzlich andere Stimmen, verzweifelte Stimmen.
    »Haltet sie auf!«
    »Packt sie!«
    »Diebin!«
    »Verräterin!«
    Lena schoss am Ende des Stegs aus dem Wasser, sprang wie ein Delfin in die Luft, und Patton fing sie mit starken Armen auf. Bis auf die Knochen durchnässt stand er da und umarmte seine Frau. Sie trug ein schimmerndes, grünes Etuikleid, ihr langes, glänzendes Haar breitete sich wie ein schwerer, nasser Schal über ihre Schultern aus, und in den mit Schwimmhäuten versehenen Händen hielt sie die silberne Schale aus dem Schrein der Feenkönigin. Lena lehnte den Kopf an Pattons Stirn, dann fanden ihre Lippen seine, und während sie sich küssten, lösten sich die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern auf.
    Überall um den Steg herum heulten und fluchten die Najaden.
    Mit Lena in den Armen ging Patton zurück zum Pavillon, während Kendra und Seth die Treppe zum Steg hinuntereilten. Patton stellte Lena auf die Füße.
    »Hey, Kendra«, sagte Lena mit einem warmen Lächeln. Sie war so vertraut – ihre Augen, ihr Gesicht, ihre Stimme – und doch so verändert. Sie war etliche Zentimeter größer als zuvor, ihre Haut war glatt und makellos, ihr Körper kurvig und schlank.
    »Sie sind schön«, sagte Kendra und beugte sich vor, um sie zu umarmen.
    Lena trat zurück und umfasste stattdessen Kendras Hände. »Ich werde dich ganz nass machen. Du bist so groß geworden, Liebes. Und Seth! Du bist ein Riese!«
    »Nur im Vergleich zu Najaden«, entgegnete Seth erfreut. Er richtete sich ganz auf und war jetzt mehr als einen halben Kopf größer als Lena.
    »Du wirst Patton nur für drei Tage haben«, rief Kendra ihrer Freundin ins Gedächtnis, besorgt, dass Lena ihre Entscheidung am Ende bereuen könnte.
    Lena reichte Kendra die makellose Schale, dann schaute sie ihren Ehemann bewundernd an und liebkoste sein Gesicht. »Ich hätte den Teich auch für drei Minuten verlassen.«
    Patton senkte den Kopf und rieb seine Nase an ihrer.
    »Ich denke, sie brauchen ein wenig Zeit für sich allein«, meinte Seth angewidert und zog an Kendras Ärmel.
    Patton blickte Seth fest in die Augen. »Geht nicht. Wir haben viel zu besprechen.«
    »Das gelb-purpurn gestreifte Zelt ist schalldicht«, sagte Seth.
    »Bestens.« Ohne Lenas Hand loszulassen, führte er sie die Treppe hinauf und in den Pavillon.
    »Nicht lange vor deinem Tod«, begann Lena, »hast du mir gesagt, dass wir eines Tages wieder zusammen sein würden, jung und gesund. Damals habe ich vermutet, du meintest im Himmel.«
    Patton gab ihr ein schiefes Lächeln. »Ich meinte wohl eher diesen Ort und diesen Tag. Aber im Himmel wird es auch schön sein.«
    »Ich kann gar nicht sagen, wie berauschend es sich anfühlt, wieder jung zu sein«, schwärmte Lena. »Und selbst du siehst jungenhaft aus. Du bist wie alt, sechsunddreißig?«
    »Ganz gut geschätzt.«
    Lena blieb stehen, zog ihre Hand weg und verschränkte die Arme vor der Brust. »Einen Moment mal. Bist du etwa an jenem Tag am Anfang unserer Ehe in die Zukunft gereist, um mich zu besuchen, und hast es mir nie erzählt?!«
    »Offensichtlich.«
    »Du und deine Geheimnisse.« Sie schob ihre Hand wieder in seine. Dann gingen sie über die Wiese zu dem gestreiften Zelt. »Wie hast du es überhaupt angestellt hierherzukommen? Was war das Letzte, das du getan hast?«
    »Ich habe diesen Chronometer im Herrenhaus versteckt«, sagte Patton in einem vertraulichen Tonfall und deutete mit dem Kopf auf die Kugel, die Seth trug. »Bevor ich ihn in den Safe schloss, habe ich auf einen Knopf gedrückt, der mich in die Zukunft schicken würde, zu jenem Moment, da jemand erneut den Knopf drückt.«
    »Das war ich«, verkündete Seth stolz.
    »Du hast mir von dem Artefakt erst erzählt, als du über sechzig warst«, tadelte Lena ihn. »Ich wusste nur selten, was du so treibst.«
    »Wir haben uns gerade gestritten«, erklärte Patton. »Wegen der Vorhänge in unserem Schlafzimmer. Erinnerst du dich? Es fing an mit den Vorhängen und endete damit, dass ich meinen Versprechen nicht gerecht würde …«
    »Ich erinnere mich«, sagte Lena wehmütig. »Tatsächlich war es das letzte Mal, dass du mir gegenüber je die Stimme erhoben hast. Es war eine harte Zeit für uns beide, doch nicht lange, dann kehrte Frieden ein. Wir hatten eine wunderschöne Ehe, Patton. Du hast mir das Gefühl gegeben, eine Königin zu sein, und es dir zu danken, war eine Freude.«
    »Erzähle mir nicht zu viel!«, unterbrach Patton und hielt sich die Ohren zu. »Ich

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