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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Frau begeistert. »Wo bist du in letzter Zeit so gewesen?«
    Eine direkte Frage. Sollte sie lügen? Sie entschied sich für eine vage Antwort. »Hier und da.«
    »Ich bin erst jüngst aus der Dominikanischen Republik zurückgekehrt«, sagte die Frau. »Absolut perfektes Wetter. Ich habe ein angebliches Mitglied der Gesellschaft verfolgt, einen Mann, der sich erkundigt hatte, wo er einen Stumpfian erwerben könne.«
    Kendra hatte einen aus Stroh gefertigten Stumpfian gesehen, als sie mit Seth und Vanessa von ihrem Zuhause nach Fabelheim geflohen war. Vanessa hatte erklärt, dass sie wie Golems waren, wenn auch nicht ganz so mächtig.
    »Gerüchten zufolge gibt es auf der Insel einen Hexer, der sie erschaffen kann. Kannst du dir vorstellen, welche Konsequenzen es hätte, wenn diese Kunst überlebt hat? Ich fand jedoch keine Bestätigung für die Geschichten, also, wer weiß. Ich erkenne dich nicht, und du klingst jung. Bist du neu?«
    Die Frau sprach so offen, dass Kendra einen starken Drang spürte, sich ebenfalls zu öffnen. Außerdem war es fast unmöglich, ihre Jugend zu verbergen. »Ich bin ziemlich jung, ja.«
    »Auch ich habe jung angefangen …«
    »Da bist du ja«, unterbrach Warren die Frau. Neben ihm stand eine hochgewachsene Gestalt mit einer silbernen Maske mit Goldrand.
    »Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden«, sagte der Leutnant zu der Französin. »Diese junge Dame hat einen Termin beim Hauptmann.«
    »Ich wollte gerade die Vermutung äußern, dass sie eine Novizin sein muss«, meinte die Frau verzückt. »Es war so schön, dich kennenzulernen. Hoffentlich werden wir irgendwann einmal zusammenarbeiten.«
    »Es hat mich auch gefreut, Sie kennenzulernen«, erwiderte Kendra, während Warren sie am Ellbogen fasste und wegführte.
    Zu dritt verließen sie den Salon und folgten dem grandiosen Flur zu einem kleineren Korridor. Ein Stück weiter den Korridor hinunter blieben sie vor einer Mahagonitür stehen.
    »Ihre Anwesenheit verstößt gegen die Regeln«, informierte der Leutnant Warren.
    »Es verstößt ebenso gegen die Regeln, eine Minderjährige zu initiieren«, versetzte Warren. »Ich habe ihrem Großvater versprochen, sie nicht aus den Augen zu lassen.«
    »Sie kennen mich, Warren«, sagte der Leutnant. »Wo wäre das Kind sicherer als hier?«
    »Wieder ist das Schlüsselwort Kind«, beharrte Warren.
    Der Leutnant nickte knapp und öffnete die Tür. Sie traten ein. Im Raum befanden sich bereits drei Personen. Eine stand an einem breiten Kamin, angetan mit einer silbernen Robe und einer goldenen Maske. Die beiden anderen trugen silberne Masken und graue Roben wie Kendra.
    »Warren?«, fragte die Gestalt in der goldenen Maske mit einem femininen, südlichen Akzent. »Was machen Sie denn hier?«
    »Hauptmann, diese Kandidatin ist minderjährig«, erklärte Warren. »Ich bin von ihrem Betreuer gebeten worden, sie nicht aus den Augen zu lassen. Das ist die Bedingung für ihre Teilnahme.«
    »Verständlich«, sagte die Gestalt mit der goldenen Maske. »Also schön, ich nehme an, wir sind bereit anzufangen.«
    Kendra beugte sich zu Warren. »Woher wusste sie, wer …«
    »Es macht dich neugierig, woher ich wusste, dass Warren hinter der Maske steckt?«, fragte der Hauptmann. Er tippte auf seine Maske. »Diese Maske durchschaut alle anderen. Ich muss alle Ritter kennen, die unter meinem Kommando stehen. Ich habe einen jeden selbst erwählt, und ich behalte sie im Auge. Und falls du dich fragen solltest: Nein, dies ist nicht meine echte Stimme, sie ist eine weitere spezielle Eigenart meiner Maske. Leutnant, wollen wir fortfahren?«
    Der Leutnant nahm seine Maske ab. Er hatte buschiges, rotes Haar und Sommersprossen auf der breiten Stirn. Er kam Kendra seltsam vertraut vor, aber sie konnte ihn nicht einordnen. »Ihr drei Novizen empfangt heute die Ritterschaft. Ihr wurdet dem Osten zugeschrieben, und somit bin ich euer Leutnant, Dougan Fisk. Ihr werdet mein Gesicht kennen und ich die euren. Nehmt bitte eure Masken ab.«
    Kendra sah Warren an. Er nickte und nahm ebenfalls die Maske ab. Kendra folgte seinem Beispiel.
    Eine der anderen Personen mit einer silbernen Maske war kleiner als Kendra. Ohne die Maske sah Kendra, dass sie ziemlich alt war, wahrscheinlich älter als Oma. Sie hatte ein schmales, runzliges Gesicht und stahlgraues, zu einem Knoten frisiertes Haar. Die andere Person im Raum war ein Junge, der einige Zentimeter größer war als Kendra. Er war schlank und konnte aus dem Teenageralter noch

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