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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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saß eine Person mit einer silbernen Maske. Dahinter standen vier in Roben gewandete Gestalten, deren silberne Masken einen vergoldeten Rand hatten.
    Eine kleine Frau in einem malvenfarbenen Gewand begrüßte sie. »Willkommen, Reisende, in unserem bescheidenen Heim. Möget ihr hier einen sicheren Hafen finden, bis eure Pflichten euch an andere Orte rufen.« Sie war von durchschnittlichem Körperbau, und Kendra schätzte sie auf gut fünfzig Jahre. Ihr kastanienbraunes Haar war zu einer altmodischen Frisur geflochten, und an dem Ring an ihrer linken Hand prangte ein geradezu unanständig großer Diamant.
    »Es ist uns eine Freude, Sie wiederzusehen, Mrs. Fairbanks«, sagte Warren mit vornehmer Stimme. »Herzlichen Dank, dass Sie uns in Ihr Haus einlassen.«
    Die Frau errötete vor Freude. »Jederzeit. Keine Einladung vonnöten!«
    Hinter ihr stand ganz entspannt ein Mann mit einer gepuderten Perücke, der von einem Spieß Hühnerfleisch und Gemüse knabberte. »Ganz recht«, sagte er, während ihm der Saft übers Kinn tropfte.
    »Wie immer eine Freude, Wesley«, begrüßte Warren ihn und neigte den Kopf.
    Der Mann mit der Perücke biss in einen Pilz und erwiderte das Nicken.
    Warren wandte sich den vier maskierten Gestalten vor den Nischen zu. »Norden«, sagte er und deutete mit dem Daumen auf sich selbst. »Westen.« Er zeigte auf Tanu und Coulter. Dann deutete er auf Kendra. »Novizin.«
    »Die Novizin geht nach Osten«, sagte der Mann, der am Schreibtisch saß.
    Warren beugte sich zu Kendra. »Das sind die vier Leutnants. Sie bestätigen, wer unter den Masken ist. Eine Sicherheitsmaßnahme. Jeder überwacht eine gewisse Gruppe, benannt nach den vier Windrichtungen. Der östliche Leutnant wird deine Identität bestätigen.«
    Warren folgte einer der Gestalten mit goldgeränderter Maske in einen Alkoven. Ein anderer Leutnant führte Tanu in den zweiten Alkoven. Warren kam prompt wieder heraus, die Maske an Ort und Stelle, und ein anderer Leutnant, der größte der vier, führte Kendra in den freien Alkoven.
    »Nehmen Sie bitte Ihre Maske ab«, erklang eine schroffe Stimme.
    Kendra nahm die Maske ab.
    Der Leutnant nickte. »Willkommen. Sie dürfen eintreten. Wir werden uns in Kürze näher unterhalten.«
    Kendra setzte ihre Maske wieder auf und verließ die Nische zur gleichen Zeit, als Coulter aus der anderen kam. Gemeinsam folgten sie Warren und Tanu über einen roten, mit kunstvollen Stickereien eingefassten Läufer durch den Flur. An den Wänden hingen Gobelins, und glänzende Rüstungen flankierten den Korridor. Dann traten sie durch breite Doppeltüren in einen geräumigen Salon, der von einem gewaltigen Kronleuchter beherrscht wurde. Überall im Raum hatten sich in Roben gewandete Gestalten zu kleinen Gruppen von zwei oder drei Personen zusammengefunden. Sofas, Sessel und Diwane standen als Sitzgelegenheiten bereit. Von außen mochte das Haus wie eine Festung wirken, aber im Innern war es definitiv eine Villa.
    Tanu und Warren trennten sich, nachdem sie den Raum betreten hatten. Kendra folgte ihrem Beispiel und schlenderte allein in eine Ecke hinüber. Zwei maskierte Gestalten nickten ihr im Vorübergehen zu. Sie nickte stumm zurück, denn sie hatte Angst, ein Wort zu sagen.
    Nachdem sie einen Platz gefunden hatte, wo sie mit dem Rücken an die Wand gelehnt dastehen konnte, ließ Kendra den Blick über die Menge schweifen. Sie war recht groß für ihr Alter, aber in diesem Raum gehörte sie eindeutig nicht zu den groß gewachsenen Gestalten. Einige der Ritter waren ungewöhnlich groß, manche außerordentlich fett, andere wirkten breit und massig, eine beträchtliche Anzahl war offensichtlich weiblich, und eine Gestalt war so klein, dass man sie für eine Achtjährige halten konnte. Alle trugen die gleichen silbernen Masken und ähnliche Roben. Kendra zählte insgesamt mehr als fünfzig Ritter.
    Ihr am nächsten stand eine Gruppe von drei Personen, die miteinander redeten und lachten. Nach einer Weile drehte eine von ihnen sich um und sah Kendra an. Sie wandte sich schnell ab, aber es war zu spät, die Gestalt kam bereits auf sie zu.
    »Und was machst du allein hier in der Ecke?«, erklang eine neckende Frauenstimme mit starkem französischen Akzent.
    Kendra hatte die Fremde erst als Frau identifiziert, als sie gesprochen hatte. Eine gute Antwort wollte ihr nicht einfallen – sie war viel zu gehemmt. »Ich warte nur auf die Versammlung.«
    »Aber der Smalltalk ist Teil der Versammlung!«, verkündete die

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