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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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nicht heraus sein, außerdem wirkte er durchaus attraktiv, hatte gebräunte, makellose Haut, schmale Lippen und dunkle Augen. Er blickte Kendra an und schien für einen Moment in Ehrfurcht zu erstarren, sodass Kendra im Angesicht solch nackter Bewunderung sich am liebsten hinter ihrer Maske versteckt hätte, bevor sie erröten konnte. Doch nach seiner anfänglichen Benommenheit gelang es dem Jungen schließlich, seine Gesichtszüge wieder in den Griff zu bekommen. Er zog leicht die Augenbrauen hoch, und die Winkel seines Mundes zuckten zu einem unsicheren Lächeln nach oben.
    »Der Hauptmann behält seine Maske fast immer auf«, erklärte Dougan. »Unsere Bruderschaft existiert im Wesentlichen, um eine heimlichtuerische Organisation zu bekämpfen, die Gesellschaft des Abendsterns, und so ist auch auf unserer Seite Heimlichkeit geboten. Wir stützen uns auf Kontrolle und Gleichgewicht, um einander zu überwachen. Der Hauptmann kennt alle Ritter. Die vier Leutnants kennen jeder die Ritter, die ihnen zugeordnet wurden, und sie kennen auch die Identität des Hauptmanns. Jeder Ritter kennt den Leutnant, dem er oder sie zugewiesen ist, so wie ihr jetzt mich kennt. Und jeder der Ritter kennt einige andere Ritter, so wie ihr einander jetzt kennenlernt. Seid äußerst vorsichtig, wenn ihr eure Mitgliedschaft in diesem Orden anderen offenbart, selbst wenn diese anderen sie bereits erraten haben.«
    »W-W-W-Warum gehören wir zum Osten?«, fragte der Teenager und stolperte qualvoll über den ersten Konsonanten.
    »Dafür gibt es keinen Grund, es ist purer Zufall«, erklärte der Hauptmann. »Obwohl wir uns die Ritter der Morgendämmerung nennen, sind wir keine militärische Körperschaft. Titel wie ›Hauptmann‹ und ›Leutnant‹ dienen ausschließlich organisatorischen Zwecken. Wir teilen Informationen um der Sicherheit aller willen auf. Eure Mitgliedschaft ist absolut freiwillig. Ihr könnt die Bruderschaft jederzeit verlassen. Wir verlangen jedoch Geheimhaltung. Wenn wir nicht darauf vertrauten, dass ihr diese Bedingung erfüllen könnt, wärt ihr nicht hier.«
    »Als Mitglieder der Bruderschaft werdet ihr gelegentlich Aufträge erhalten, die in euer Fachgebiet fallen«, sagte Dougan. »Ihr verpflichtet euch, bis zu eurem Rücktritt zu kommen, wenn man euch ruft, und zu dienen, wo ihr benötigt werdet. Alle anfallenden Kosten werden ersetzt. Zusätzlich werdet ihr ein Stipendium erhalten, das entgangene Löhne mehr als wettmacht. Wenn ihr Geheimnisse verratet oder euch auf eine Weise benehmt, die uns ungewöhnliche Sorgen um die Sicherheit der Ritter bereitet, behalten wir uns das Recht vor, euch aus der Bruderschaft zu verstoßen.«
    »Wir sind Freunde aller magischen Kreaturen und der Zufluchten, in denen sie leben«, fügte der Hauptmann hinzu. »Wir sind Feinde all jener, die danach trachten, ihnen zu schaden oder sie auszubeuten. Habt ihr irgendwelche Fragen?«
    »F-F-Finden Sie es nicht seltsam, dass wir nicht wissen, wer unser Anführer ist?«, fragte der Junge.
    »Es ist nicht ideal«, gab der Hauptmann zu. »Aber bedauerlicherweise notwendig.«
    »Das Wort, das mir in den Sinn kommt, ist feige«, sagte der Teenager.
    Kendras Puls beschleunigte sich. Von einem Jungen mit einem Stotterproblem hätte sie niemals solchen Mut erwartet. Sie fühlte sich unbehaglich und war zugleich aufgeregt. Der Hauptmann hatte ungefähr die richtige Größe, um der Sphinx zu sein. Wie würde er reagieren?
    »Man hat mich schon Schlimmeres genannt«, erwiderte der Hauptmann freundlich. »Du bist nicht der erste Ritter, der den Vorschlag macht, auf die Masken zu verzichten. Aber wegen eines jüngsten Zwischenfalls, den zu erörtern mir nicht freisteht, ist strikteste Geheimhaltung wichtiger denn je.«
    »Ich teile nicht jedes Wissen mit jedem«, sagte der Teenager. »I-I-I-Ich wünschte nur, ich wüsste, wer mir meine Aufträge erteilt.«
    »Ich vermute, dass ich, wäre ich in deiner Lage, genauso empfinden würde wie du, Gavin«, fuhr der Hauptmann fort. »Hast du dir einmal die Mühe gemacht, darüber nachzudenken, dass hinter dieser Maske eine Person stecken könnte, die der Gesellschaft des Abendsterns bekannt ist? Vielleicht trage ich diese Maske gar nicht zu meinem Wohl, sondern um die anderen Ritter zu schützen, um die Gesellschaft daran zu hindern, mich zu benutzen, um an sie heranzukommen?«
    Gavin starrte auf seine Füße. »K-Klingt vernünftig.«
    »Kopf hoch, ich habe um Fragen gebeten. Gibt es irgendwelche anderen

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