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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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wenn eine gefangene Fee über Nacht drinnen blieb, verwandelte sie sich in einen Kobold – und anscheinend galt die gewaltige Voliere nicht als das Innere eines Gebäudes.
    »Die Wölbung der Maske macht deinen Kopf ganz schön groß«, meinte die gefiederte Fee kichernd zu der anderen.
    »Aus meiner Perspektive sieht dein Hinterteil ziemlich plump aus«, gackerte die Gestreifte.
    »Ich bitte euch, Mädchen«, sagte Kendra, »seid nett zueinander.«
    Die Feen wirkten wie vom Donner gerührt. »Hast du das gehört?«, fragte die gefiederte Fee. »Sie hat perfektes Silvianisch gesprochen!«
    Kendra hatte Englisch gesprochen, aber weil sie ebenfalls eine Fee war, hörten viele magische Geschöpfe Kendras Worte in ihrer Muttersprache. Auf diese Weise hatte sie sich mit Feen, Kobolden, Goblins, Najaden und Wichteln unterhalten.
    »Nimm deine Maske ab!«, befahl die gestreifte Fee.
    »Das darf ich nicht«, erwiderte Kendra.
    »Unfug«, beharrte die gefiederte Fee. »Zeig uns dein Gesicht.«
    »Es sind keine Menschen in der Nähe«, fügte die gestreifte Fee hinzu.
    Kendra hob ihre Maske und erlaubte ihnen einen kurzen Blick, bevor sie ihre Züge wieder verhüllte.
    »Du bist sie «, keuchte die gefiederte Fee.
    »Dann ist es also wahr«, piepste die Gestreifte. »Die Königin hat sich ein Menschenmädchen als Kammerjungfer erwählt.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Kendra.
    »Zier dich nicht so«, tadelte die gefiederte Fee sie.
    »Das tue ich gar nicht. Aber niemand hat jemals etwas davon gesagt, dass ich eine Kammerjungfer wäre.«
    »Nimm deine Maske noch einmal ab«, verlangte die gestreifte Fee.
    Kendra hob die Maske, und die gestreifte Fee streckte eine Hand aus. »Darf ich?«, fragte sie.
    Kendra nickte.
    Die Fee legte ihr eine winzige Hand auf die Wange, und allmählich leuchtete die Fee immer heller, bis sie orangefarbene Streifen auf das umliegende Blätterwerk abstrahlte und Kendra die Augen vor dem feurigen Schein zusammenkniff. Dann ließ die gestreifte Fee die Hand sinken und schwebte ein Stück zurück, woraufhin das Leuchten ein wenig nachließ.
    Andere Feen kamen herbeigeflogen und schwebten neugierig in der Luft.
    »Du blendest«, sagte Kendra und hob eine Hand, um die Augen zu beschirmen.
    »Ich?« Die gestreifte Fee lachte. »Die anderen schauen mich nicht mal an. Ich bin kaum der Mond, der sich im Licht der Sonne spiegelt.«
    »Ich leuchte nicht«, meinte Kendra und bemerkte, wie die zwanzig Feen um sie herum sie alle anstarrten.
    »Nicht im selben Spektrum wie ich«, erklärte die gestreifte Fee. »Aber du leuchtest viel, viel heller. Wenn du in meinem Spektrum strahlen würdest, wären wir jetzt alle blind.«
    »Geht es dir gut, Yolie?«, fragte die gefiederte Fee.
    »Ich hab es vielleicht ein bisschen übertrieben, Larina«, antwortete die gestreifte Fee. »Möchtest du den Funken teilen?«
    Die gefiederte Fee schwebte zu der gestreiften hinüber, und Yolie küsste die gefiederte Fee auf die Stirn. Larina loderte hell auf, während die gestreifte Fee etwas dunkler wurde. Als sie sich voneinander trennten, war ihr Leuchten ungefähr gleich stark.
    Larina begutachtete das Leuchten ihres vielfarbigen Federkleids. Eine helle Aura umgab sie wie ein Regenbogen. »Prachtvoll!«, rief sie.
    »Schon besser«, meinte Yolie, die immer noch glänzte.
    »Ist sie tatsächlich eine Sterbliche Kammerjungfer?«, fragte die glitzernde weiße Fee, die die Blüte erleuchtet hatte.
    »Kann es da irgendeinen Zweifel geben?«, entfuhr es Larina.
    »Du bist heller geworden, weil du mich berührt hast?«, erkundigte sich Kendra.
    »Du bist ein Reservoir an magischer Energie, wie ich noch keins gesehen habe«, erklärte Yolie. »Das kannst du doch gewiss fühlen?«
    »Nein«, entgegnete Kendra. Trotzdem wusste sie, dass sie magische Energie in sich hatte. Wie sonst hätte sie ausgebrannte magische Reliquien wiederaufladen können? Kendra schaute zu der Fliegengittertür hinüber und zu den mit Vorhängen verhängten Glastüren des Ballsaals. Was, wenn jetzt jemand herauskam – während sie ihre Maske nicht trug und mit Feen sprach? Schnell setzte sie die Maske wieder auf. »Bitte, erzählt keinem der anderen Menschen von mir. Ich muss meine Identität geheim halten.«
    »Wir werden nichts verraten«, gelobte Larina.
    »Wir sollten unsere Energie wohl besser zerstreuen«, schlug Yolie vor. »Wir sind zu hell. Der Unterschied ist zu offensichtlich.«
    »In den Pflanzen?«, meinte Larina.
    Yolie schnalzte mit der Zunge.

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