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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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die Verbindung zwischen den beiden zu brechen. Mendigo nahm jetzt nur noch vom Personal Fabelheims Befehle entgegen. Er hatte sich als so nützlich erwiesen, dass Opa ihm mittlerweile gestattete, sich auch jenseits der Barrieren zu bewegen, die den Garten und das Haus schützten. Warum also griff Mendigo ihn an?
    »Mendigo, halt!«, schrie Seth, aber die Marionette beachtete ihn nicht. Opa hatte Mendigo den Befehl erteilt, Seth nicht aus dem Garten zu lassen. War die Holzpuppe verwirrt? Seth befand sich nicht mal am Rand der Wiese.
    Als Mendigo Seth erreichte, senkte er eine Schulter, schlang beide Arme um Seths Beine, hob ihn in die Luft und rannte aufs Haus zu. Über der hölzernen Schulter liegend schaute Seth auf und sah, wie eine Gruppe dunkler Feen auf sie zugeflogen kam. Sie waren anders als alle Feen, die Seth je gesehen hatte. Ihre Flügel glänzten nicht im Sonnenlicht. Ihre Gewänder funkelten nicht. Trotz des klaren Himmels und der heißen Sonne war jede von ihnen wie in Schatten gehüllt. Und alle zogen sie einen dünnen, schwarzen Kondensstreifen hinter sich her. Statt Licht verströmten diese Feen Dunkelheit.
    Sie kamen schnell näher, aber es war nicht mehr weit zum Haus. Mendigo schlug einen Haken, um den tintenschwarzen Schattenstreifen auszuweichen, die die Feen in ihre Richtung schleuderten. Wo immer die schwarze Energie auftraf, verwelkten die Pflanzen sofort. Gras wurde weiß und verdorrte, Blüten verloren alle Farbe und verwelkten, Blätter vertrockneten und schrumpelten in sich zusammen. Einer der dunklen Streifen traf Mendigo am Rücken, und ein schwarzer Kreis erschien auf dem braunen Holz.
    Mendigo lief an der Treppe vorbei, schwang sich über das Geländer der Veranda und erreichte die Hintertür. Dort ließ er Seth fallen, der die Tür aufstieß und der Holzpuppe befahl hindurchzugehen. Dann schlug Seth die Tür zu und brüllte nach Opa.
    Jetzt verstand Seth Mendigos Verhalten. Die Marionette hatte einen Befehl, der über allen anderen stand – die Bewohner Fabelheims zu schützen. Er hatte gespürt, dass die Feen kamen, und er hatte gewusst, dass sie Ärger machen würden. Seth hatte das mulmige Gefühl, dass er, wäre Mendigo nicht gewesen, jetzt vielleicht als braune, verschrumpelte Leiche auf dem Rasen läge wie die menschliche Version einer fauligen Banane.
    »Was gibt es, Seth?«, fragte Opa und trat aus dem Arbeitszimmer.
    »Ich bin im Garten gerade von bösen Feen angegriffen worden!«, keuchte Seth.
    Opa funkelte ihn an. »Hast du wieder Feen gefangen?«
    »Nein, ich schwöre, ich habe nichts getan, um sie zu provozieren«, beharrte Seth. »Diese Feen sind anders. Sie sind wild und dunkel. Schau aus dem Fenster.«
    Seth und sein Opa gingen zum Fenster. Der unheimliche Feenschwarm wirkte seine Magie an einer Reihe von Rosenbüschen und verwandelte grüne Blätter in braune, färbte leuchtend rote Blüten schwarz.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, stammelte Opa und griff nach der Tür.
    »Nein!«, warnte Seth ihn. »Sie werden sich auf dich stürzen.«
    »Ich muss nachsehen«, sagte Opa und drückte die Tür auf.
    Sofort kamen die Feen auf die Veranda zugeschossen und feuerten ihre schattenhaften Streifen ab. Opa zog sich prompt ins Haus zurück. Die Feen schwebten jetzt direkt vor der Veranda. Mehrere von ihnen lachten, und zwei schnitten Grimassen. Sie dörrten noch einige Topfpflanzen auf der Veranda aus, dann flatterten sie davon.
    »Ich habe noch nie etwas von Kreaturen wie diesen gehört«, sagte Opa. »Wie sind sie in den Garten gelangt?«
    »Sie kamen angeflogen, als gehörten sie dorthin«, antwortete Seth, »genau wie jede andere Fee auch.«
    »Feen sind Geschöpfe des Lichts.« Opas Stimme klang schwach und unsicher, als könne er nicht glauben, was gerade geschehen war.
    »Einige der Nipsis sind dunkel geworden«, rief Seth ihm ins Gedächtnis.
    Stirnrunzelnd rieb Opa sich das Kinn. »Diese Feen befinden sich nicht in einem gefallenen Zustand. Wenn eine Fee fällt, wird sie zu einem Kobold und wäre aus dem Garten verbannt. Diese Feen sind verdunkelt – eine undefinierte Veränderung, die ihnen weiterhin vollen Zugang zu den Gärten erlaubt. Ich habe noch nie von etwas Derartigem gehört. Vielleicht sollte ich alle Feen mit einem vorübergehenden Bann belegen, bis wir dieses Problem gelöst haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nur die Dunklen aussperren kann.«
    »Ist Oma immer noch beim Einkaufen?«, erkundigte sich Seth.
    »Ja«, sagte Opa. »Sie wird

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