Die Schattenplage
frühestens in einer Stunde zurückkommen. Dale ist unten beim Stall. Tanu und Coulter suchen noch immer nach einem geeigneten Ort, um die guten Nipsis umzusiedeln.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Seth.
»Ich werde Ruth anrufen«, antwortete Opa. »Sie warnen, dass sie vorsichtig sein soll, wenn sie den Garten betritt. Außerdem werde ich Mendigo ausschicken, um Dale zu holen.«
»Können wir uns irgendwie mit Tanu und Coulter in Verbindung setzen?«, wollte Seth wissen.
»Nein, aber sie haben Hugo bei sich«, sagte Opa. »Wir werden darauf vertrauen müssen, dass sie auf sich selbst aufpassen können.« Er drehte sich um, um das Wort an die große Marionette zu richten: »Mendigo, lauf, so schnell du kannst, um Dale aus den Ställen zu holen, und bewahre ihn vor Schaden. Halt dich von jedweden dunklen Kreaturen wie diesen Feen fern.«
Opa öffnete die Tür, und Mendigo raste hinaus auf die Veranda, sprang über das Geländer und jagte über den Rasen.
»Und was soll ich tun?«, fragte Seth.
»Halte von den Fenstern aus Wache«, wies Opa ihn an. »Geh nicht nach draußen. Lass es mich wissen, wenn du etwas Ungewöhnliches siehst. Nachdem ich deine Großmutter angerufen habe, werde ich nochmal versuchen, den Sphinx an den Apparat zu bekommen.«
Opa eilte davon, und Seth ging von Raum zu Raum, schaute durch sämtliche Fenster und versuchte, die dunklen Feen zu entdecken. Nach drei Runden gab er es auf. Anscheinend waren sie davongeflogen.
Um seine Vermutung zu überprüfen, öffnete er die Tür und wagte sich auf die Veranda hinaus. Hatte Opa nicht vor wenigen Minuten das Gleiche getan, obwohl die Feen noch in Sicht gewesen waren? Seth war darauf vorbereitet, sich sofort wieder zurückzuziehen, aber keine düsteren Feen griffen ihn an. Hatte Opa sie bereits aus dem Garten verbannt? Seth setzte sich auf einen Stuhl und schaute in den Garten hinaus.
Ihm wurde bewusst, dass dies seit der Bestrafung wegen seines Besuchs bei den Nipsis das erste Mal war, das er sich unbeobachtet draußen aufhielt. Er verspürte sofort den Drang, in den Wald zu rennen. Wohin würde er gehen? Vielleicht zum Tennisplatz, um nachzusehen, was Doren und Newel so machten? Oder zum Teich, um die Najaden mit Steinen zu bewerfen?
Nein. Nach dem Schrecken mit den Feen musste er widerstrebend zugeben, dass Opa wahrscheinlich recht hatte und dies nicht die richtige Zeit war, um allein durch die Wälder zu streifen. Außerdem würde er wahrscheinlich für immer Opas Vertrauen verlieren und für alle Ewigkeit Stubenarrest bekommen, wenn er erwischt wurde.
Er bemerkte einige normale Feen, die im Garten umherflatterten. Sie näherten sich den toten Rosen und begannen sie mit glitzernden Blitzen zu heilen. Verwelkte Blüten bekamen wieder Farbe, verschrumpelte Blätter öffneten sich, und brüchige Stiele wurden wieder geschmeidig und grün.
Die Feen waren offensichtlich noch nicht verbannt worden, was bedeutete, dass die anderen den Hof freiwillig verlassen hatten. Seth beobachtete, wie sie fortfuhren, die beschädigte Pflanzenwelt zu heilen, versuchte aber nicht, näher heranzukommen, um Genaueres zu sehen, denn selbst die hübschen Feen hatten nichts für ihn übrig. Sie verübelten es ihm noch immer, dass er im vergangenen Sommer versehentlich eine von ihnen in einen Kobold verwandelt hatte. Sie hatten ihn bestraft, die Fee war wieder zurückverwandelt worden, und er hatte sich ausgiebig entschuldigt, aber die meisten Feen verachteten ihn noch immer.
Als seine Aufregung über die dunklen Feen sich langsam legte, verspürte Seth quälende Langeweile. Wenn Opa ihm die Schlüssel zum Kerker anvertrauen würde, könnte er wahrscheinlich eine Möglichkeit finden, sich dort unten die Zeit zu vertreiben. Er wünschte, Mendigo würde bald zurückkehren. Er wünschte, er könnte mit Kendra den Platz tauschen und zu einem Abenteuer aufbrechen, das so geheim war, dass niemand ihm Einzelheiten anvertraut hatte. Er wünschte sich sogar beinahe, er wäre mit Oma einkaufen gegangen!
Was konnte er tun? Auf dem Dachboden gab es Spielzeuge, Unmengen davon, aber er hatte im Lauf des Sommers bereits so viel mit ihnen gespielt, dass sie ihn nicht mehr locken konnten. Vielleicht konnte er ein paar seiner Kleider zerreißen und sie für die Wichtel hinlegen, damit sie sie wieder flickten. Es war immer interessant, die Verbesserungen zu sehen, die sie vornahmen.
Seth stand auf, bereit, ins Haus zu gehen, als plötzlich eine merkwürdige Erscheinung aus dem
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