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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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schlossen.
    »In welcher Richtung sollen wir es versuchen?«, fragte Kendra.
    »Es gibt mehrere verlockende Wege am Fels entlang«, antwortete Dougan. »Aber der richtige führt durch ein Loch in der Mitte.«
    Kendra sah einen etwas erhöhten Bereich in der Mitte der Höhle, der von Steinen umgeben war, die das Loch vollständig verdeckten. Ein gutes Versteck für den einzigen Weg hindurch, vor allem, da die Würgschoten in der Mitte der Höhle besonders dicht flogen.
    »Tammy sagte, des Rätsels Lösung bestehe darin, sich so flach wie möglich durch die Höhle zu bewegen«, berichtete Warren. »Die Würgschoten erreichen nie den Boden, ebenso wenig wie die Decke, die Wände, die Stalagmiten, die Stalaktiten oder einander. Sie meinte, die Würgschoten würden sich selten weit genug nach unten bewegen, um einen Menschen zu berühren, der flach auf dem Boden der Höhle liegt. Also werden wir uns unter ihnen hindurchschlängeln müssen und, wo immer es möglich ist, in der Nähe der Stalagmiten bleiben.«
    »Schaffst du das, Neil?«, fragte Dougan.
    Neil nickte stoisch.
    »Ich werde es als Erster versuchen«, sagte Warren. »Ihr geht alle in den Gang zurück. Falls ich eine Würgschote berühren und die Höhle unpassierbar machen sollte, gebe ich einen Warnruf, und ihr zieht euch bis zur Schlucht zurück. Andernfalls werde ich euch verständigen, sobald ich sicher an dem Loch angelangt bin.«
    Die anderen zogen sich ein Stück in den schmalen Gang zurück. »Du wirst als Nächste gehen«, eröffnete Dougan Kendra.
    »Sollte nicht Gavin als Nächster gehen?«, schlug Kendra vor. »Wenn alles andere scheitert, könnten er und Warren weitergehen und das Artefakt holen. Als Nächstes gehen Sie, Dougan, damit Sie den beiden helfen können, dann ich und Neil.«
    »Klingt vernünftig«, stimmte Neil ihr zu.
    »Nur dass ich der Größte bin und daher bei mir das größte Risiko besteht, selbst im Liegen eine Würgschote zu berühren«, wandte Dougan ein. »Gavin geht als Nächster, dann Kendra, dann ich, dann Neil.«
    Sie warteten schweigend. Hinter sich hörte Kendra ein fernes Tosen, so schwach wie der letzte Widerhall eines Echos. »Hast du das gehört?«, flüsterte Kendra Gavin zu.
    »Ja«, flüsterte er zurück und drückte ihr tröstend die Hand.
    Selbst in dieser dunklen Höhle, den Tod vor Augen, konnte Kendra nicht umhin, die Geste auch ein wenig romantisch zu finden. Sie hielt seine Hand fest, genoss die Berührung und dachte an den krassen Gegensatz zwischen seinem Stottern und der lässigen Selbstsicherheit, mit der er sie auf der Mesa beschützt hatte.
    »Ich bin drüben!«, rief Warren endlich.
    »Ich schätze, dann bin ich jetzt an der Reihe«, sagte Gavin. »Ich werde den Stab mitnehmen, Kendra. Und den Speer, Neil. Sie könnten dort drin über ihn stolpern. W-Wir sehen uns auf der anderen Seite.« Er reichte Kendra ihre Taschenlampe und hob die Stimme. »Warren, können Sie den Weg für mich beleuchten?«
    »Sicher«, erwiderte Warren.
    Gavin schlüpfte den Gang hinunter, und schon nach kurzer Zeit – viel weniger, als Warren zuvor gebraucht hatte – rief er: »Kendra ist an der Reihe!«
    Mit trockenem Mund und feuchten Handflächen kroch Kendra über den Boden. Vom Ende des Gangs aus starrte sie in die Höhle und beobachtete, wie die Würgschoten sich träumerisch hoben und senkten und in alle möglichen Richtungen durcheinander schwebten. In der Mitte der Höhle konnte sie Warrens Kopf sehen. Er hielt eine Taschenlampe in der Hand.
    »Kendra«, sagte Warren, »ich werde dich führen. Schlängel dich einfach auf dem Bauch voran und folge dem Strahl der Taschenlampe. Ich werde die Würgschoten in deiner Nähe im Auge behalten. Bei Gavin hat es gut funktioniert.«
    »Aber wenn ich eine Schote berühre, werdet ihr mit mir sterben!«
    »Wenn du eine Würgschote zum Platzen bringst und das Gas mich nicht erwischt, dann bringt dein Großvater mich um. Also komm!«
    Kendra legte sich auf den Bauch und schlängelte sich vorwärts. Der Boden der Höhle war weder glatt noch besonders scharfkantig. Langsam glitt sie auf Knien und Ellbogen weiter, dankbar, dass sie Warrens Taschenlampenstrahl folgen konnte. Sie hielt den Blick gesenkt und war sich der Schoten, die wie grotesk aussehende Luftballons über ihr auf und ab hüpften, kaum bewusst.
    Kendra hatte mehr als die halbe Strecke bis zur Mitte der Höhle zurückgelegt, als sie hörte, wie Warren scharf die Luft einsog. »Leg dich ganz flach hin, Kendra, so flach du

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