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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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kannst!« Sie bettete die Wange auf den Stein, ließ alle Luft aus ihrem Brustkorb entweichen und zwang sich, in den Fels hineinzusinken. »Auf mein Kommando rollst du dich nach links auf den Rücken. Denk darüber nach, wo für dich links ist – roll dich nicht nach rechts. Fertig, gleich, gleich, jetzt!«
    Kendra rollte sich nach links auf den Rücken und drückte sich so flach wie möglich auf den Boden. Obwohl sie die Augen lieber geschlossen hätte, musste sie unwillkürlich hinsehen. Würgschoten drängten sich von allen Seiten um sie. Sie beobachtete, wie eine riesige Schote neben ihr sich bis wenige Zentimeter über den Höhlenboden herabsenkte, genau an der Stelle, wo sie gelegen hatte. Dann schwebte die Schote wieder nach oben.
    »Lieg still«, befahl Warren mit angespannter Stimme.
    Obwohl die gewaltige Würgschote keine der anderen berührt hatte, schwebten die übrigen wegen des Luftzugs in neue Richtungen davon. Zwei von der Größe eines Basketballs stießen direkt über Kendras Nase beinahe zusammen, so nah an ihrem Gesicht, dass sie erwartete, sie würden ihre Haut berühren und platzen. Stattdessen drifteten sie auseinander und verfehlten sie nur um wenige Millimeter.
    Zitternd atmete Kendra langsam ein und beobachtete, wie sich das Gewusel von Würgschoten über ihr gemächlich zerstreute. Eine Träne rann ihr aus dem Augenwinkel.
    »Gut gemacht, Kendra«, sagte Warren erleichtert. »Roll dich noch einmal links herum und folge dem Strahl meiner Taschenlampe.«
    »Jetzt?«, fragte Kendra.
    »Jetzt.«
    Sie rollte sich herum und kroch weiter, wobei sie versuchte ihre Atmung zu beruhigen.
    »Rutsch schnell vorwärts«, wies Warren sie an. »Du hast einen freien Bereich erreicht.«
    Ihre Ellbogen schmerzten, als sie sich hastig über den Boden der Höhle bewegte. Der Strahl der Taschenlampe führte sie nach rechts, dann nach links.
    »Langsamer«, sagte Warren. »Warte, halt, ein wenig zurück.«
    Kendra schaute auf und sah eine Würgschote von der Größe eines Volleyballs schräg auf ihren Kopf zusinken. Sie war definitiv auf Kollisionskurs!
    »Roll dich nicht herum!«, warnte Warren. »Sie sind auf beiden Seiten! Blase sie an!«
    Kendra spitzte die Lippen und pustete gegen die herandriftende Würgschote an, was ihre Lungen hergaben. Der Luftstrom brachte die gescheckte Schote tatsächlich von ihrem Kurs ab.
    »Leg dich flach hin!«, befahl Warren.
    Diesmal schloss Kendra die Augen und wartete in der Dunkelheit darauf, dass eine Schote ihre Haut küsste und zerplatzte.
    »Okay«, sagte Warren. »Du hast es fast geschafft, Kendra. Schlängel dich weiter vorwärts.«
    Sie öffnete die Augen und folgte dem Lichtstrahl zu der felsigen Barriere am Eingang des Lochs. Warren war so nah!
    Er ließ sie noch einmal warten, dann musste sie über die Felsen rutschen, als die Bahn für einen Moment frei war. Anschließend half er ihr, sich an den in die Wand eingelassenen eisernen Sprossen in das Loch hinabzulassen. Überrascht, noch am Leben zu sein, und zitternd vor Schreck, kletterte sie die Sprossen hinunter, wo Gavin schon auf sie wartete.
    »Klang, als wäre es ein paar Mal ziemlich knapp gewesen«, bemerkte Gavin.
    »Es war schrecklich«, gab Kendra zu. »Ich dachte, es wäre aus mit mir. Eine Schote musste ich sogar wegpusten.«
    »Ich habe drei w-w-weggepustet«, berichtete Gavin. »Ich wurde übermütig und habe versucht, mich zu beeilen. Das hätte mich beinahe das Leben gekostet. Vielleicht solltest du dich lieber hinsetzen.«
    Kendra ließ sich mit dem Rücken an der Wand zu Boden gleiten und zog die Knie an die Brust. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie überlebt hatte. Einige Male waren die Würgschoten unerträglich nah gekommen. Sie senkte den Kopf und versuchte, sich zu beruhigen. Das Abenteuer war noch nicht vorüber.
    Noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, kam Dougan die Sprossen herunter und stellte sich neben Gavin. »Auf diese Erfahrung hätte ich liebend gerne verzichtet.« Er klang erschüttert. »Ich war schon einige Male in ziemlich großer Gefahr, aber der Tod hat sich noch nie so greifbar nah angefühlt.«
    Kendra war erleichtert, dass sie nicht die Einzige war, die die Erfahrung derart mitgenommen hatte.
    »Ist nicht der Drache unser nächstes, noch größeres Problem?«, fragte Gavin.
    »Tammy zufolge, ja«, bestätigte Dougan. »Genau so weit ist sie gekommen.«
    Das war der Moment, in dem sie eine Explosion hörten, gefolgt von Neils erstickter Stimme. »Lauft!«,

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