Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
Vom Netzwerk:
schrie er.
    Einen Sekundenbruchteil später landete Warren klatschend auf dem Boden am Fuß der Leiter. »Lauft, lauft, lauft!«, drängte er und riss Kendra auf die Füße. Hals über Kopf rannten sie über den unebenen Boden und um mehrere Ecken, bevor sie sich gestatteten, langsamer zu werden und schließlich stehen zu bleiben.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte Dougan und legte Warren einen Arm um die Schulter.
    »Ich denke, ja«, erwiderte Warren. »Ich habe es kommen sehen, es waren einfach zu viele Würgschoten, die Neil bedrängt haben. Ich habe ihn gewarnt und mich dann vorsichtshalber etwas zurückgezogen und die Taschenlampe neben dem Loch auf dem Fels liegen lassen. Als ich die Schote platzen hörte, ließ ich mich fallen und habe es irgendwie geschafft, mir bei der Landung nichts zu verstauchen. Ich glaube, wir sind aus dem Schneider.« Er drehte sich um und schlug so fest gegen die Wand der Höhle, dass seine Knöchel zu bluten begannen.
    »S-S-S-S-Sie haben das gut gemacht«, sagte Gavin zu Warren. »Wären Sie nicht gewesen, hätte ich es nicht durch die Höhle geschafft.«
    »Ich auch nicht«, sagte Kendra.
    »Wir stehen in Ihrer Schuld«, stimmte Dougan ihnen zu.
    Warren nickte und löste sich sanft aus Dougans Umarmung. »Und wir stehen in Neils Schuld. Er hat meine Haut gerettet. Das ist ein gefährlicher Ort. Er bringt Unglück. Wir sollten weitergehen.«
    Die anderen folgten Warren, als der Gang zum ersten Mal anzusteigen begann. Kendra versuchte, nicht an Neil zu denken, der tot in einer riesigen Höhle voll bizarrer, schwebender Schoten lag. Sie verstand, was Warren meinte, als er sagte, sie stünden in seiner Schuld. Wäre Neil nicht gewesen, wäre sie ebenfalls tot. Und jetzt hatte Neil sein Leben verloren.
    Gavin drängte sich an Kendra und Dougan vorbei und griff nach Warrens Arm. »Warten Sie«, sagte er in einem drängenden Flüstern.
    »Was ist los?«, fragte Warren.
    »Ich rieche einen Drachen«, antwortete Gavin. »Zeit, mich nützlich zu machen. Wenn ich einen sicheren Durchgang finden kann, werde ich pfeifen. Wenn Sie in die Höhle kommen, sehen Sie den Drachen nicht an, sehen Sie ihr vor allem nicht in die Augen.«
    »Ihr ?«, fragte Dougan.
    »Er riecht wie ein Weibchen«, antwortete Gavin. »Ganz gleich, was geschieht, ziehen Sie nicht einmal in Erwägung, sie anzugreifen. Wenn es schiefgeht, fliehen Sie.«
    Warren trat beiseite, Gavin ging an ihm vorbei und verschwand um eine Biegung des Tunnels, während sie zu dritt schweigend warteten. Sie brauchten nicht lange zu warten.
    Ein trommelfellzerreißendes Kreischen erklang, und alle drei hielten sich sofort die Ohren zu. Es folgte ein ohrenbetäubendes Brüllen und Heulen, das eigentlich zu laut war, um von irgendeinem Tier zu stammen. Die einzige Kreatur, die Kendra jemals Geräusche von dieser Lautstärke hatte von sich geben hören, war Bahumat, was kein aufmunternder Gedanke war.
    Das Brüllen dauerte unvermindert an und ließ den Fels unter ihren Füßen vibrieren. Kendra schien es, als wären es hundert Drachen und nicht nur einer. Endlich legte sich der Lärm, und die folgende Stille schien viel lautloser als zuvor. Sie ließen die Hände von den Ohren sinken, und einen Moment später hörten sie einen schrillen, hohen Pfiff.
    »Das ist das Signal«, sagte Dougan. »Ich zuerst. Warren, bleiben Sie mit Kendra zurück.«
    Dougan übernahm die Führung, während Warren und Kendra in einiger Entfernung folgten. Schon bald sahen sie vor sich Licht, und Dougan schaltete die Taschenlampe aus. Sie erreichten eine Öffnung, die in ein derart gewaltiges Gewölbe führte, dass Kendra sich kaum vorstellen konnte, wie es in die Mesa passen sollte. Der riesige Raum erinnerte sie an Hals Beschreibung, der behauptet hatte, manche der Höhlen wären groß genug, um ein ganzes Footballstadion darin unterzubringen. Sie hatte angenommen, dass er übertrieben hatte. Anscheinend hatte sie sich geirrt.
    Das riesige Gewölbe wurde von in die Wände eingelassenen, weiß leuchtenden Steinen erhellt, die Kendra an die Steine in dem umgekehrten Turm erinnerten. Es reichte so weit nach oben, dass sie bezweifelte, ob selbst Hugo einen Stein bis an die Decke werfen konnte. Dougan tastete sich unterdessen weiter in die Höhle vor, bis er sich schließlich umdrehte und ihnen bedeutete, ihm zu folgen.
    Die Kaverne war sogar noch breiter und tiefer, als sie in die Höhe reichte. Manche der Stalagmiten mussten mindestens fünfzehn Meter hoch sein. Obwohl Kendra

Weitere Kostenlose Bücher