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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Eidechse huschte über die Krone einer zerfallenden Mauer, hielt in unberechenbaren Abständen inne und setzte ihren Weg danach flink wieder fort. Der durstige Boden und die trockene Luft hatten den Regen bereits aufgesogen. Eine warme Brise und einige flauschige Wolken legten die Vermutung nahe, dass der Sturm vielleicht nichts anderes gewesen war als ein Traum.
    Kendra, Dougan, Gavin und Warren trotteten über rötlichen Fels weg von den Ruinen. Als sie den Rand der Mesa erreichten, konnte Kendra von oben einen Raubvogel bestaunen, der in einem weiten Kreis über die Ebene flog und seine braunen Federn in der Brise spreizte. Die Luft war schockierend klar. Das Wüstenpanorama – steinige Flächen, durchzogen von Schluchten und überragt von schroffen Felstürmen – schien so greifbar nahe, als wäre sie bis jetzt kurzsichtig gewesen und hätte endlich die ihr verschriebene Brille aufgesetzt.
    Das Verlassen der Höhle hatte sich als beinahe ebenso schwierig erwiesen wie der Hinweg. Nach langem Suchen und Experimentieren waren sie zu dem Schluss gekommen, dass das Artefakt nicht versteckt oder getarnt war – es war wirklich fort. Warren hatte Kendra ermahnt, Dougan und Gavin nicht wissen zu lassen, dass sie die Inschrift auf dem Altar lesen konnte. Am Ende nahmen sie sich jeder mehrere Schätze aus dem Gewölbe und machten sich auf den Rückweg.
    Bei ihrer Rückkehr in Chalize’ Höhle gelang es Kendra, den Drachen nicht abermals anzuschauen, und Gavin hatte der kupferfarbenen Bestie eine Auswahl der zauberhaftesten Schätze präsentiert, die sie geraubt hatten. Später hatte Warren die Luft in der Höhle mit den Würgschoten getestet und für rein befunden. Es war heikel gewesen, die Höhle abermals zu durchqueren, aber sie schafften es alle. Kendra hatte es vermieden, Neils Leiche anzusehen, die sich laut Warren bereits größtenteils verflüssigt hatte.
    Über der Schlucht war Kendra ausgerutscht, aber der Sturz bis zur Wand war nicht weit gewesen, und Warren hatte sie hochgezogen. Die anderen überwanden die Kluft ohne Zwischenfall. Dann waren sie mit derselben Plattform, die sie in diese unterirdische Welt gebracht hatte, langsam wieder in die Kiva aufgestiegen.
    Unsicher, welche Feinde sie möglicherweise vorfinden würden, hatten sie sich angespannt auf die Mesa hinausgewagt. Aber mit Gavin an der Spitze ihrer kleinen Gruppe konnten sie zu ihrer Erleichterung keine Spur von den Geschöpfen finden, die sie in der Nacht zuvor angegriffen hatten.
    Kendra wanderte am Rand der Mesa entlang und umklammerte den Regenstab, den sie dem Kojotenmann gestohlen hatte, während Juwelen in ihren Taschen klimperten. Gavin hatte eine schwere, goldene Krone mit Saphiren behalten, die er jetzt auf dem Kopf trug. Dougan hatte einen Kelch aus Kristall und Platin mitgenommen, und Warren trug mehrere neue Ringe an der Hand, mit der er den Perlmuttgriff eines noch in der Scheide steckenden Schwertes umfasste.
    Ungefähr auf halbem Wege um den Rand der Mesa herum fanden sie einen Pfad, der sie in steilen Serpentinen zurück nach unten führte. Unterwegs begegneten ihnen keinerlei Hindernisse, und während der Tag immer heißer wurde und die laue Brise erstarb, blieb die Mesa selbst friedlich.
    Am Fuß der Mesa angekommen, war Kendra wenig überrascht, als sie zurückschauten und feststellten, dass der Zickzackpfad, über den sie hinuntergekommen waren, verschwunden war. Sie wanderten gemeinsam um die Mesa herum zu ihren Wagen, bis Gavin zwischen zwei hohen, kegelförmigen Felsen Tammys Leiche entdeckte. Während Dougan und Gavin zu der Toten hinübergingen, um sie genauer in Augenschein zu nehmen, führte Warren Kendra einen anderen Weg entlang, um ihr den Anblick des Leichnams zu ersparen.
    Ihre Fahrzeuge parkten nicht allzu weit von der Stelle entfernt, an der Gavin Tammy gefunden hatte. Warren und Kendra warteten dort, bis Dougan und Gavin mit einem menschengroßen, in Tücher gewickelten Bündel auftauchten. Warren lief ihnen entgegen, um ihnen zu helfen, und zusammen legten sie Tammys Überreste sorgfältig auf die Ladefläche des Pickups.
    »Wir haben keine Schlüssel für den Jeep«, sagte Dougan. »Die sind mit Neil verlorengegangen.«
    »Ich werde auf der Ladefläche fahren«, bot Gavin an.
    »Bevor wir zur Hazienda zurückkehren, habe ich noch einen Vorschlag«, sprach Dougan weiter. »Für den Fall, dass es immer noch einen Verräter im Reservat gibt, sollten wir so tun, als wäre die Mission ein Erfolg gewesen.« Er

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