Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
das geschah, könnten ihn nur noch seine restlichen Brüder aufhalten – sofern sie sich alle gemeinsam gegen ihn stellten.
Deshalb wollte er Marika nicht in der Nähe des Dings haben. Sie sollte der Kreatur und ihrem Gift möglichst fernbleiben.
»Gib mir den Dhampir, Lilith-Brut!«, forderte die Kreatur in kultiviertem Englisch und mit einer Stimme, die aus der tiefsten Hölle kam.
Bishop hob sein Schwert mit beiden Händen. »Nein!« Und dann stürmte er los.
Der Nosferatu war unvorbereitet und unbewaffnet,aber er war schnell. Bishop gelang es, ihm den Arm aufzuschlitzen, ehe er außer Reichweite kam. Er hatte eigentlich gehofft, ihn lebensbedrohlicher verletzen zu können.
»Dann werde ich dich eben erst vernichten«, bemerkte die Kreatur gelassen und schlug das Schwert weg, als wäre es eine lästige Fliege. Allein Bishops fester Griff verhinderte, dass es ihm aus den Händen flog.
Plötzlich waren vier Vampire hinter dem Nosferatu. Wo zur Hölle kamen sie her? Bishop riskierte einen Blick zur Seite und stellte fest, dass Marika seiner Anweisung gefolgt war und mit den Anwohnern zusammen gegen andere Vampire kämpfte. Sie war noch am Leben, und ihre Klinge blitzte rötlich im Laternenschein. Das gab ihm Kraft.
»Tötet ihn!«, befahl die Kreatur ihren Untergebenen und wandte sich ab. »Ich will den Dhampir!«
Verdammt!
Wenn er dem Nosferatu nachsetzte, würden ihn die Vampire von hinten angreifen. Und tat er es nicht, würde die Kreatur Marika töten.
Folglich musste er die Vampire rasch zur Strecke bringen, womit ihm kein Spielraum für eventuelle Fehler blieb. Marikas Leben hing davon ab, und er wollte sie nicht verlieren, nicht nachdem sie gerade erst sein Herz für sich eingenommen hatte.
Bishop begab sich in Angriffsstellung und ging die Bewegungen im Kopf durch, die er ausführen musste, um die Vampire schnell und wirkungsvoll niederzustrecken.
Dann schlug er zu und zerteilte den ersten Vampir mit einem blitzartigen Schwerthieb.
Hinter ihm donnerte ein Schuss, der einen anderenVampir in die Brust traf. Er stürzte nach hinten und wand sich kreischend, während das Silber ihn von innen zerfraß.
Der Nosferatu schien überrascht. »Interessant!«, raunte er, dann sagte er zu den verbleibenden Vampiren: »Und jetzt tötet ihn!«
Noch ein Schuss wurde abgefeuert, der einen der beiden anderen Vampire jedoch nur streifte. Mehr aber brauchte Bishop nicht. Er schwang sein Schwert und hieb dem angeschossenen Vampir den Kopf ab. Nun jagte er dem Nosferatu nach, der auf einer Seite von Bishop war, der letzte der vier Vampire auf der anderen.
Der Nosferatu ignorierte ihn, als könnte Bishop keinerlei Bedrohung für ihn darstellen, und bewegte sich mit großen Schritten auf Marika zu.
Inmitten des Geschreis verängstigter Menschen und blutrünstiger Vampire vernahm Bishop herannahendes Hufgetrappel. Ein Mann rannte an ihm vorbei, und er erkannte ihn als einen von Marikas früheren Gefährten.
Zwei Pferde kamen angaloppiert. Die Reiter sprangen herunter und eilten auf Bishop zu. Ihre Pferde wandten sich ab und trotteten davon – nicht weit, aber weit genug, um in sicherem Abstand zum allgemeinen Chaos zu warten.
Bishop nahm seinen Wurfdolch hervor, holte aus und schleuderte die Silberklinge in den Rücken des Nosferatu. Er wartete nicht ab, ob er getroffen hatte oder nicht, bevor er sich einem weiteren Vampir zuwandte.
Als die Männer näher kamen, wagte Bishop einen kurzen Seitenblick. Einen von ihnen erkannte er im selben Moment, in dem er den Vampir vor sich mit seinemSchwert durchbohrte. Seit Jahren hatte er Pater Francis Molyneux nicht mehr gesehen, und er war überrascht, wie sehr er gealtert war. Aber dieses entschlossene Gesicht würde er überall wiedererkennen.
Molyneux hatte eine Pistole in einer Hand, eine Flasche Weihwasser in der anderen und einen Dolch an seinem Gürtel. Sein Begleiter, ein junger dunkelhaariger Mann, war mit einer Machete bewehrt, deren Klinge eine Silbereinlage hatte.
Bishop hob einen Fuß, stemmte ihn gegen die Brust des Vampirs und trat zu. »Molyneux, ich bin verdammt froh, dich zu sehen!«
»Ich wünschte, ich könnte dasselbe behaupten, mein Sohn«, antwortete der Priester auf Englisch mit einem starken französischen Akzent. »Hinter dir!«
Bishop wirbelte herum und duckte sich rechtzeitig, um den rasiermesserscharfen Krallen des Nosferatu auszuweichen. »Du gehst mir auf die Nerven, Vampir!«, knurrte das Monstrum.
»Gleichfalls!« Wenigstens war er
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