Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
Unterhose anzuziehen. Bis sie sich in ihr Halbkorsett zwang, war Bishop bereits vollständig bekleidet. Statt ohne sie loszustürmen, half er ihr, und da wusste sie, dass er sie als wahre Partnerin betrachtete.
»Dhampir!«, rief eine vertraute und dennoch fremd klingende Stimme von unten. »Komm raus und stell dich mir!«
Marika lief wieder zum Fenster, während sie gleichzeitig ihr Hemd zuknöpfte. Im Licht der Straßenlaternen sah sie einen Mann mitten auf der Straße stehen. Er hob den Kopf und sah hinauf – direkt zu ihr.
Sie hielt erschrocken die Luft an. »O mein Gott!«
»Was ist?«, fragte Bishop, der zu ihr kam und ihr ihre Stiefel in die Arme drückte. Dann sah er aus dem Fenster. »Gütiger!«
»Das ist der Mann, der mich anheuerte, dich zu suchen«, erwiderte sie matt und zog mit tauben Fingern ihre Stiefel an. »Aber er ist verändert. Er ist ein …«
Bishop beendete den Satz für sie. »Nosferatu«, sagte er grimmig, »und ein ziemlich verdammt tödlicher noch dazu.«
Kapitel 16
Der Nosferatu war einer der entstelltesten, die Bishop je gesehen hatte. Wenngleich er es Marika gegenüber nicht zugeben würde, machte Bishop sich Sorgen. Es war eine Sache, wenn sie beide sich ein paar junge Vampire und ein paar Menschen vorknöpften, aber ein solch fortgeschrittener Nosferatu … Nicht einmal Dreux war so wahnsinnig und hässlich gewesen.
Dreux hatte einen Rest Gewissen behalten und beschlossen, sich selbst zu zerstören, statt eine Kreatur des Bösen zu werden. Dieses … Ding auf der Straße war reinste Bosheit ohne auch nur eine Spur von Menschlichkeit in sich.
»Als er dich anheuerte, war er noch kein Vampir?«, fragte er und wandte sich vom Fenster ab, während seine Gedanken sich überschlugen. Waffen. Sie brauchten mehr Waffen!
»Nein.« Marika zwängte sich in ihre Stiefel.
Wie zur Hölle konnte das sein? Noch einmal sah Bishopaus dem Fenster, fand seine vorherige Einschätzung der Kreatur jedoch nur bestätigt. Wie konnte der Mann binnen so kurzer Zeit so vergiftet werden? Gewöhnlich brauchte es Monate, Jahre gar, bis ein Vampir auch nur halb so entstellt war.
Der Orden.
Er wusste nicht, wie sie es angestellt hatten, aber die Silberhand hatte einen Weg gefunden, wie sie innerhalb beängstigend kurzer Zeit einen Nosferatu schufen.
»Hast du ein Gewehr?«
Marika erstarrte und blickte ängstlich zu ihm auf. »Ist es so schlimm?«
Er könnte lügen, aber sie musste vorbereitet sein. Dieser Kampf würde hässlich werden – hässlicher, als er zugeben wollte. »Ja. Das Ding ist abscheulich, giftig und könnte sehr gut stärker sein als wir beide.«
Ihr Gesicht wurde aschfahl, und sie schluckte. »Wie ist das möglich?«
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er sich vielleicht damit gebrüstet, dass sie ihn für so schwer zu besiegen hielt, aber nicht jetzt. »Vampire sind den Dämonen verwandt. Krankes Blut entstellt sie, und manchmal stärkt es die Kräfte, die ihr Dämonenblut ihnen verleiht.«
Marika schloss die Augen und machte sich kerzengerade. »Ich habe kein Gewehr.«
Ohne die zahllosen Flüche auszustoßen, die ihm in den Sinn kamen, sagte Bishop: »Ich habe eines. Und ich frage Floarea, ob noch eines im Haus ist. Sie und ihr Mann können die Silberkugeln benutzen. Und nimm alles, was du an Waffen hast! Wir werden sie brauchen.«
Bevor er hinausging, legte er die Hand in Marikas Nackenund küsste sie so fest, dass er überzeugt war, einen Abdruck auf ihren Lippen zu hinterlassen. »Du bleibst in diesem Zimmer, bis ich wieder da bin!«
Offenbar hatte sie seine Sorge gehört, denn sie tat, was er sagte. Als er wenige Minuten später zurückkam, war Marika vollständig bekleidet und befestigte gerade den Dolch an ihrem Schenkel.
»Haben sie noch ein Gewehr gefunden?«
Er nickte. »Floarea und ihr Mann haben ein kleines Arsenal. Sie sind gut auf diese Art Angriff vorbereitet.« Er dankte Gott, dass sie es waren. Marika und er brauchten jede Hilfe, die sie bekommen konnten.
»Wie sieht dein Plan aus?«, fragte sie und zog ein gefährlich aussehendes Langschwert aus dem kleinen Waffenvorrat in seinem Schrank. Es war die ideale Waffe für sie – schmal, schnell und tödlich.
»Die Reihen ausdünnen«, antwortete er. »Die Leute draußen können den menschlichen Angreifern Paroli bieten, aber nicht den Vampiren. Floarea und ihr Mann werden dir bei den Vampiren helfen – um die kümmerst du dich hauptsächlich.«
»Während du dir den Nosferatu vornimmst?«
Ihm
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