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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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ihr etwas anderes erzählt.
    »Wissen Sie mit Sicherheit, dass Saint Ihre Mutter umbrachte?«
    »Ja«, antwortete sie streng. »Sagen Sie mir, wo er ist!«
    »Wie ich bereits erwähnte, weiß ich es nicht.«
    »Und wie ich Ihnen bereits sagte, lügen Sie!« Ihre Wangen röteten sich im Fackelschein, und ihre Augen funkelten vor Zorn. »Sie wollen Ihren Freund schützen.«
    Freund? Hatte Saint einen solchen Titel jemals angestrebt oder getragen? Sie waren eher Brüder gewesen als Freunde – einander treu bis in den Tod, aber nicht sonderlich nahe. Und ebendiese Treue schützte Saint heute noch. »Was für ein Freund wäre ich wohl, wenn ich es nicht täte?«
    »Er tötete meine Mutter.«
    »Und ihn zu töten würde sie nicht wieder lebendig machen.« Sechshundert Jahre machten es ihm leicht, weise zu sein. Und in diesem Punkt sprach er fürwahr aus eigener Erfahrung.
    »Dennoch würde es mir Befriedigung verschaffen.«
    »Nein, würde es nicht.« Auch das hatte er in seinen sechshundert Jahren gelernt.
    »Wollen Sie mir erzählen, Sie würden die Chance nicht nutzen, den Tod Ihrer Frau zu rächen?«
    Bishop wurde eiskalt. Wie konnte sie es wagen, über seine Frau zu sprechen? »Sie wurde von Menschen ermordet, die Ihnen und Ihren Leuten recht ähnlich waren, und ich brauche keine Chance mehr, mich zu rächen. Ich habe sie alle schon vor fast dreihundert Jahren umgebracht.«
    Ihre Züge wurden noch versteinerter. »Das behaupten Sie. Manche Leute glauben, Sie hätten sie selbst getötet.«
    Das war nichts als ein lahmer Versuch, ihn in Rage zu bringen, und er schlug fehl. Es gäbe reichlich anderes, womit sie ihn aus der Reserve locken könnte, nur war Marikaviel zu wütend, um darauf zu kommen. »Das leugne ich nicht. Ihre Beziehung zu mir kostete sie das Leben. Ich bot ihr Unsterblichkeit an, doch sie wollte sie nicht. Sie war katholisch.« Warum sagte er ihr das alles?
    »Sie wusste, dass sie dadurch verdammt wäre.«
    »Glauben Sie, ich sei verdammt?« Es überraschte ihn eigentlich nicht. Jeder dachte das, selbst die Kirche, an die er und die anderen sich wandten. Bishop indessen glaubte es nicht, keine Sekunde.
    »Ich weiß es.«
    »Und was ist mit Ihnen, kleines Halbblut?« Er sprach es so verächtlich aus, wie er nur konnte. »Wenn Sie dereinst sterben, können Sie schlechterdings beide Welten für sich beanspruchen. Gehen Sie dann in die Hölle oder in den Himmel?«
    »Ich hoffe, in den Himmel zu kommen.«
    »Indem Sie Unschuldige abschlachten? Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    »Keiner von denen, die ich getötet habe, war unschuldig. Sie waren ja nicht einmal menschlich.«
    »Ihren Maßstäben nach sind Sie auch nicht menschlich. Mithin verdienen Sie den Tod ebenfalls.«
    Sie widersprach ihm nicht, aber er fühlte, dass sie unsicher wurde. Es war gewiss nicht leicht, zwei gegensätzliche Wesen in sich zu vereinbaren. Trotzdem würde er sie nicht bemitleiden, denn immerhin hatte sie ihn in Silberketten gelegt und mit Weihwasser begossen. Und selbst wenn sie nie wirklich zu den Menschen gehören würde, rechtfertigte das nicht, wie sie sich in der Schattenwelt zur Außenseiterin machte und Angst und Schrecken verbreitete.
    Sie stupste noch einmal mit dem Fuß gegen den Teller. »Ivan sagte, Sie wollten Essen.«
    Bishop blickte auf den Teller mit Eintopf. »Das ist nicht die Art Nahrung, die ich meinte. Nicht dass sie nicht gut aussieht und köstlich riecht, aber es dürfte wohl kaum den Hunger stillen, der an mir nagt.«
    Sie wirkte entsetzt. »Ich bringe Ihnen ganz sicher kein Blut!«
    Beinahe musste er lachen, weil sie so entgeistert schien. »Dann bekommen wir ein Problem.«
    »Drohen Sie mir?«
    Er sah sie an und konnte weder Hohn noch vorgetäuschte Ahnungslosigkeit entdecken. »Sie wissen es tatsächlich nicht, stimmt’s?«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Mein Gott, wie viele Vampire haben Sie umgebracht?« Was sonst wusste sie nicht, und wie könnte er ihre Unwissenheit zu seinem Vorteil nutzen?
    Sie zuckte mit den Schultern. »Hundert vielleicht.«
    Gütiger Gott!
»Und Sie haben noch nie einen so festgehalten wie mich jetzt?«
    Zunächst zögerte sie. »Nein.«
    »Verlangt es Sie nie nach Blut?«
    Sie rang die Hände. »Selbstverständlich nicht!«
    Sie log. Er sah es an ihren Augen, aber das war jetzt unerheblich. »Dann haben Sie keine Ahnung, was mit einem ausgehungerten Vampir geschieht?«
    »Ich vermute, er wird geschwächt.«
    Ihre Überheblichkeit würde sie eines Tages das Leben kosten.

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