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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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ihre Finger fuhren durch das Dunkel hindurch, als wäre es Nebel. Doch Nebel glitt nicht derartig harsch zwischen ihre Beine, Nebel spreizte ihre Schenkel nicht und weitete sie in einem tiefen Stoß, in dem er sich alles nahm, was sie zu geben bereit war.
    Mit einem leisen Schrei fiel sie zurück, doch sie wurde gehalten. Die Finsternis war noch immer in ihr und bewegte sich in unerbittlichen Stößen, quälte sie mit Pausen, in denen sie ganz aus ihr glitt, nur um dann umso tiefer in sie zu stoßen.
    Binnen weniger Minuten steigerte Zoes Lust sich, und ihre Finger kratzten hilflos durch die Dunkelheit. »Wo bist du?«, murmelte sie. »Ich will dich sehen.«
    Jede Bewegung erstarb. Für einen Augenblick glaubte Zoe, vollkommen allein zu sein, doch dann legten sich Arme um sie, zogen sie nah an einen hitzigen Körper, der sich zwischen ihre Beine schmiegte. Aus der Schwärze formte sich ein Gesicht, ein Mann, der auf sie herabsah. Zoe hielt den Atem an. »Cale?«, fragte sie und befürchtete fast, dass sich der Traum der vorangegangenen Nacht wiederholen würde. Doch von den Hörnern war nichts zu sehen, und seine Augen zeigten ein normales Braun, kein erschreckend brennendes Rot.
    Sein Mund lächelte, doch seine Augen wirkten traurig, trotz der Erregung, die sie nur zu deutlich in sich fühlte. Er senkte den Kopf und küsste sie hauchzart auf die Kehle. »Hier bin ich«, sagte er leise und stieß sanft in sie. Zoe seufzte. »Ja«, murmelte sie und musterte wieder sein Gesicht. Sie musste ihn ganz erfahren. Ihre Hände legten sich auf seine Wangen, streichelten darüber. Sie wollte ihn mit jedem ihrer Sinne. Sie würde nicht eher zufrieden sein, ehe sie ihn nicht vollständig gespürt, gerochen, gesehen, gehört und geschmeckt hatte.
    Ihm schien es ähnlich zu gehen. Unerwartet sanft beugte er sich tiefer und küsste sie. Es war ein sanfter Kuss und so gegensätzlich zu dem harten Rhythmus, den er nun anschlug. Sie stöhnte in seinen Mund, klammerte sich an seinen Rücken und gab sich dem Gefühl hin, das sich in ihrem Bauch und dann tiefer konzentrierte. Er musste weitermachen, sie würde vergehen, wenn er nicht weitermachte!
    Als könnte er ihre Gedanken lesen, beschleunigte Cale seine Bemühungen um sie, nahm sie gierig, und auch sein Kuss wurde hitziger. Zoe stand ihm in nichts nach und ließ einfach zu, wie Lust jede Pore ihres Körpers in Besitz nahm. Sie kam ihm entgegen und wölbte ihr Becken so gut es ging empor. Die Beine hatte sie um seine Hüften geschlungen und schrie auf, als er mit einem letzten harten Stoß in sie kam.
    Ihr Höhepunkt klang nur sehr langsam ab. Zoe bemerkte es kaum noch, denn um sie herum wurde alles wieder dunkel. Sie versuchte, sich an Cales Gesicht zu orientieren, doch es verschmolz mit der Finsternis. Aber noch war er nicht fort.
    »Gib mir etwas, Zoe, und ich werde auch dir etwas geben«, ertönte seine Stimme an ihrem Ohr.
    »Und was ist es, was ich dir geben soll?«
    »Eine Erinnerung. Ein kleines Stück von dir.«
    Noch immer spürte sie das Nachglühen ihrer beiden Körper, seine Hitze auf ihrer Haut. Sie wollte mehr davon. Ihr Hunger war geweckt worden, nicht gestillt. »Ich kann dir nichts von mir geben«, flüsterte sie, auch wenn sie verzweifelt wünschte, dass es so wäre.
    Er klang fast bedauernd, als er antwortete: »Dann werde ich nicht wiederkommen können.«
    Nur das nicht! Der Gedanke beherrschte ihr ganzes Denken. Alles, nur das nicht!
    Fingerspitzen wanderten über ihre Stirn, berührten die glatte Haut. Das Bild der toten Katze erschien vor ihren Augen, ihr erstes Opfer. Zoe schluckte. »Was ist das?«, flüsterte er, aber da war nichts zu spüren von dem gehörnten Mann, der sie in der Nacht zuvor bedrängt hatte. Diese Frage kam aus dem Mund des Mannes, der sie nur Augenblicke zuvor liebkost hatte.
    »Blutlesen«, kam es schließlich aus Zoes Mund, noch bevor sie sich bewusst entschieden hatte, ihm diesen Teil von sich preiszugeben.
    Seine Lippen fanden ihre. »Ich komme morgen Nacht wieder zurück.«
    »In mein Bett?«, flüsterte sie.
    »In deine Träume.«
    Die Kirche ragte wie ein mahnender Zeigefinger in den dunklen Nachthimmel. Nur vereinzelte Straßenlampen beleuchteten die stille Straße vor dem protzigen Gebäude und die wenigen Autos, die wie verstreutes Spielzeug davorstanden.
    Das Kirchenfenster war der hellste Punkt. Es wurde vom Licht im Innern der Kirche beleuchtet und schwebte nahezu über den Pflastersteinen der Straße und der Mauer aus

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