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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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nichts mehr, als nur noch einmal die Ekstase zu erleben, die sie in seinen Armen verspürt hatte.
    Das alles würde verschwinden, wenn es wirklich Cales Gesicht war, das sie nun sehen würde.
    Dumas sah sie noch immer an, und seine Hand lag unerbittlich auf ihrer Schulter. Er dirigierte sie in den Flur auf den teuren, doch mittlerweile ausgeblichenen Teppichboden und bat sie leise, sich hinzulegen.
    Wie betäubt folgte Zoe ihm einfach und kniete sich hin. Als sie auf dem Rücken lag, spürte sie, wie etwas Nasses aus ihrem Augenwinkel rann. ›Blöde Kuh‹, schalt sie sich selbst. ›Stell dich nicht so an. Es war nur ein Traum, nichts weiter. Hör endlich auf damit.‹
    Zoe atmete tief ein und zog die Hand aus der Tasche. Sie hob den Daumen an die Lippen und nahm das Blut auf. Wie jedes Mal aufs Neue traf sie der Übergang hart, und sie musste sich einfach mitreißen lassen.
    Um sie herum war es dämmrig und seltsam verschwommen. Es dauerte, bis sie realisierte, dass dem Opfer namens Simias jemand ins Gesicht geschlagen hatte. Seine Augen schwollen an, aber damit würde er sich nicht mehr lange quälen müssen. Zoe spürte einen stechenden Schmerz in der Brust und musste nicht einmal nach unten blicken, um zu wissen, warum. Sie versuchte, irgendwie einen Blick auf ihren Angreifer zu erhaschen, aber es blieb ihr verwehrt. Stattdessen sprach Simias. Die Laute waren vom Blut erstickt, das aus seinem Mund quoll, aber Zoe musste sie gar nicht so genau hören. Sie wollte sie gar nicht hören, aber ihr blieb keine Wahl. Simias’ letzte Atemzüge formten den Namen Cale.

Elftes Kapitel
    Nächtliche Besuche
    ›Ich halte das immer noch für die dümmste Idee, die du seit Langem hattest.‹ Caes klang selbst für seine Verhältnisse ernst, und Cale hätte fast schwören können, dass in der Stimme des Dämons ein Hauch Besorgnis mitschwang.
    ›Du wirst doch nicht etwa anfangen, dir Gedanken um mein Wohlergehen zu machen?‹, fragte er leise, während er den Kopf gegen das zerfaserte Gemäuer hinter sich lehnte und auf dem Fenstersims balancierte. Seine Augen suchten dabei immer wieder das gegenüberliegende Fenster ab. Zoe hatte die Vorhänge ihrer Wohnung samt und sonders zugezogen, aber es war hastig geschehen, und die Spalten zwischen den Stoffbahnen boten Cale genug freie Sicht, um immer wieder einen Blick auf die Fotografin erhaschen zu können. Sie bewegte sich von einem Raum zum anderen, begann damit, Tee zu kochen oder die alten Blumen aus der Vase in ihrem Wohnzimmer auszusortieren, aber sie brach alle Tätigkeiten gleich wieder ab.
    ›Bild dir ja nichts ein‹ , erwiderte Caes in diesem Moment, und Cale musste lächeln ob des verschnupften Tonfalls des Dämons.
    ›Werd ich nicht, keine Angst.‹
    Zoe ging in diesem Moment wieder am Wohnzimmerfenster vorbei. Sie trug nur ein T-Shirt, und Cale erhaschte einen Blick auf ihre milchweißen Oberschenkel. Er spürte zum ersten Mal Erregung in sich aufblitzen und runzelte die Stirn. Lust war etwas, das er seit Jahrzehnten nicht mehr empfunden hatte. Er hatte viele Frauen gehabt, aber keine wirklich begehrt. Und nach Eloises Tod hatte er ohnehin kaum Experimente gewagt. Für ihn war es eine Tatsache geworden, dass Sex für ihn immer nur ein Mittel zum Zweck sein würde. Er schlief mit einer Frau und überlebte. Nichts weiter.
    Seit der letzten Nacht war diese Tatsache aber ins Wanken geraten. Cale ertappte sich, wie sich in seinem Kopf gefährliche Wünsche formten, während er Zoe zusah. Auch wenn es nur im Traum gewesen war, so hatte er sie doch genauso tief berührt, als wären sie wirklich zusammen gewesen. Und er wünschte sich, es wieder tun zu können. In der realen Welt, nicht in den fadenscheinigen Bildern ihrer Träume. Er wollte ihre Lust – und mehr. Er wollte sie nicht dabei beobachten müssen, wie sie ihre Bilder am Computer betrachtete und dabei mit dem Fuß wippte, er wollte dabei neben ihr sitzen und mit ihr über ihre Fotografien sprechen. Er wollte bei ihr sein, wenn sie auf dem Sofa saß und gedankenverloren an die Decke sah, wollte sie dabei im Arm halten und ihr weiches Haar an seiner Wange spüren.
    Gelächter unterbrach seine Gedanken. › Das wird niemals passieren‹ , sagte Caes amüsiert. › Du vergisst, wer und was du bist, ganz abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich mit Lexas Mörder zu tun hat.‹
    ›Hat sie das wirklich?‹, murmelte Cale nachdenklich und beobachtete Zoe so gut es ging dabei, wie sie im Schlafzimmer hin und her lief.

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