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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Stahlbeton, blieb er augenblicklich in der Luft stehen. Sein Magen stülpte sich nach oben und Luans Gehirn schwappte gegen die Schädeldecke. Dann stürzte er senkrecht in die Tiefe. Die Metroglider rasten vorbei. Sie hatten Luans Manöver verschlafen.
    Kurz über dem Boden riss Luan das Ruder herum und zischte wie eine Schlange durch den mannshohen Farn, dicht über den Boden. Die schirmgroßen Wedel gaben ihm Schutz. Das Krächzen der Metroglider klang immer ferner und verschwand schließlich ganz. Er hatte es geschafft.
    Der Farn wuchs so dicht, dass Luan nicht nach oben durch die Blätter blicken konnte. Sein Puls raste. Er musste sich beruhigen. Er fuhr mit der Hand über seine schweißnasse Stirn. Dabei sah er, dass er eine grün-braun gefleckte Tarnjacke trug, mit einer Goldkordel an der Seite. Wo kam die her? Genauso eine trug Conelli. Auch seine Beine steckten in Conellis gestreifter Hose. Wie eine Schlafanzughose sah sie aus. Eine schreckliche Ahnung überfiel Luan. Mit fahriger Bewegung tastete er sein Gesicht zwischen Oberlippe und Nase ab. Ein stacheliger Schnauzbart pikste in seine Finger. Und Luans Bauch fühlte sich dick und rund an. Auf Conelli würde er vergeblich warten, denn er war jetzt selbst Conelli.
    Das musste ein Hologramm-Kostüm sein, das ihn in Conelli verwandelt hatte. Luan zitterte. Immer wieder fuhr er über den Schnauzbart. Es war noch niemandem gelungen ein Hologramm-Kostüm zu programmieren. Wer hatte das geschafft?
    Da bog sich ein Farnblatt zur Seite. Luan spürte einen sanften Windhauch. Die warme Luft roch abgestanden. Und dann sah er sie, die metallene Vogelmaske mit der blauen Narbe. Armando, der Chef der Metroglider, blickte ihn reglos an.
    Wie ein Computer ratterte Luans Gehirn alle Möglichkeiten durch. War er wirklich schachmatt? Der Laser-Raptor! Ohne Armando aus den Augen zu lassen, tastete Luan nach seiner Hosentasche. Er spürte den weichen Gummigriff des Laser-Raptors. Armando musste nur nahe genug herankommen.
    Armando stakste in seinen Krallenstiefeln heran. Er ließ sich Zeit, schien sich seiner Beute sicher. Langsam schwebte der zweite Metroglider von oben herab. Armando leckte sich mit seiner langen, dünnen Zunge über den Schnabel. Unhörbar tauchten Armandos Krallenstiefel in das weiche Moos.
    Da riss Luan den Raptor aus seiner Hosentasche, den Finger am Abzug. Armando drückte sich vom Boden ab wie mit Stahlfedern.
    Ehe Luan den Finger krümmen konnte, sprang mit unglaublicher Wucht etwas riesiges Weißes aus dem Farn. Mit klauenbewehrten Pranken schlug es nach Armando. Kreischend zuckte der Vogelmensch zurück. Luan bekam ein Schlag mit dem Schwanz ab und stürzte. Der Schockstrahl löste sich aus seinem Laser-Raptor und zischte ins Leere.
    Das riesige weiße Tier schlug auch den zweiten Metroglider in die Flucht. Und der dritte ließ sich überhaupt nicht mehr blicken. Armando breitete sein Pfauencape aus und erhob sich in die Luft. Sein linkes Bein stand sonderbar ab. Ein heulendes Krächzen, dann war er verschwunden.
    Luan rappelte sich auf. Er stand einem weißen Löwen mit zotteliger Mähne gegenüber. Der Löwe sah Luan mit seinen großen braunen Augen treuherzig an. Er legte sich vor Luans Füße und begann zu schnurren, ein tiefes brummendes Schnurren.
    Eine Schüssel mit duftenden Blaubeerpfannkuchen schwirrte vorbei. Schmatzend kicherten sie.
    Luan wollte sich schon auf die Pfannkuchen stürzen. Doch er zwang sich innezuhalten. Er hämmerte seinen Handballen gegen die Stirn. „Luan aufwachen. Das ist nicht die Wirklichkeit. Du befindest dich in einer Hologramm-Welt, einem Computerspiel. Du bist nicht Conelli.“
    Er erinnerte sich, warum er hier war: Er musste Nacho suchen. Kein Wunder, dass Nacho nicht gehorcht hatte. Wie sollte ein Hund das verstehen, wenn er selbst einem Milchreis-Hologramm hinterherjagte und Conelli spielte.
    Der weiße Löwe legte eine Pranke auf Luans Füße.
    „Hau endlich ab!“, schimpfte Luan. Er musste sich konzentrieren und seinen Faden wiederfinden.
    Der Löwe sah Luan mit treuherzigen Augen an. „Nicht hinsehen“, versuchte Luan seine Gedanken in eine andere Bahn zu lenken. Da machte es Klick. Nie und nimmer waren das Katzenaugen. Diesen Blick kannte Luan. „Nacho?“, rief er. Seine Stimme überschlug sich vor Aufregung.
    Dankbar strahlte der Löwe. Diesen Blick hatte wirklich nur Nacho drauf. Luan streichelte über Nachos Mähne. „Ich habe unseren Faden zurück in die Wirklichkeit verloren“, gab Luan

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