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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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kleinlaut zu.
    Nacho stupste Luan am Handgelenk. Genau dort, wo Luan sein ceeBand trug.
    Da machte es Klick: Das ceeBand war sein Faden in die Wirklichkeit. Luan drehte sein Handgelenk und wischte über den glatten Bildschirm, der sich um seinen Arm schmiegte. Nur drei rote Ziffern und ein Doppelpunkt blinkten auf: 9:11. Pablo braucht meine Hilfe, schoss es Luan durch den Kopf. Panisch wurde ihm klar, dass er seit 12 Stunden in diesem Hologramm feststeckte und die Zeit vernichtete. „Ich muss zurück“, brüllte er verzweifelt.
    Augenblicklich verblasste der Dschungel und Luan stand endlich wieder im Zimmer des Korrekturhauses. Beruhigt fühlte er glatte Haut zwischen Nase und Mund. Nacho hockte hechelnd neben ihm. Luan konnte es nicht glauben. Das Hologramm musste Marc Bodins Geheimprojekt sein. Wie hatte er es nur geschafft, das Problem der Parallaxenkonversion zu lösen? Luan schlug sich gegen die Stirn. Er musste sich endlich wieder auf seinen Auftrag konzentrieren. Er hatte schon viel zu viel Zeit vergeudet. Er brauchte das Lamrag. Deswegen waren sie hier. Er musste Pablo retten.
    „In Ebene U4 kannst du dich frei bewegen. Du bist schließlich kein Gefangener“, gingen ihm Prönkes Worte durch den Kopf.

32 BEIM PROFESSOR
    Professor Brenius’ Büro lag im obersten Stockwerk des Korrekturhauses. Ganz alleine stand Sansibar in dem riesigen Raum. Sie sah hinunter auf den blau glitzernden See. Das Wasser sah einladend aus. Am liebsten wäre sie hineingesprungen.
    Die andere Seite des Büros schien aus einer einzigen Bücherwand zu bestehen. Sie reichte vom Boden bis zur Decke, bestimmt 20 Meter lang. Wie in einem Museum sah es aus. Die Bücher rochen für Sansibar fremd. Wenn sie echt waren, mussten sie ein Vermögen wert sein. Sansibar kannte Bücher nur aus dem Mallinporter Staatsmuseum. Dort lagen sie hinter Panzerglas und waren mit Transparentlaser gesichert. Die Bücher hier waren scheinbar achtlos ins Regal geschoben, lehnten aneinander und waren zu Stapeln aufgetürmt. Ehrfürchtig trat Sansibar näher. Sie hätte die Bücher berühren können, aber das wagte sie nicht. Sansibar neigte den Kopf und las die Buchrücken. Dort standen Namen, die sie noch nie gehört hatte, und Titel, die ihr nichts sagten. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus.
    Plötzlich hörte sie ein Räuspern hinter sich. Sansibar zuckte zusammen. Sie riss ihre Hand zurück, als hätte sie auf eine heiße Herdplatte gefasst. Sansibar wirbelte herum. Vor ihr stand Professor Brenius. Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen, die kaum an der mächtigen Nase vorbeisehen konnten. Seine grauen Haare waren mit Gel nach hinten gezwungen. Nur im Nacken ringelten sie sich auf dem Kragen des weißen Kittels.
    „Meine liebe Sansibar“, meinte der Professor. Er klang unerwartet freundlich. „Sieh mal, was ich hier habe.“
    Professor Brenius hielt Sansibar seinen Zeigefinger entgegen.“
    Sansibar verstand nicht. „Was ist mit Ihrem Finger?“, fragte sie unsicher. Sie wollte gut mit dem Professor zusammenarbeiten. Vielleicht käme sie dann um die Korrektur herum. Nur die Erinnerungen an ihre Mutter würde sie für sich behalten und natürlich Luan.
    „Schau genau hin. Siehst du das Sandkorn auf meiner Fingerspitze?“
    Ja, jetzt sah sie das Sandkorn. Sansibar nickte. Professor Brenius hielt das Sandkorn triumphierend in die Höhe und erklärte: „Der gesamte Inhalt dieser Bücherwand passt eine Milliarde Mal in dieses Sandkorn. Unsere technische Entwicklung hat es möglich gemacht, das Wissen der Menschheit in einem einzigen Staubkorn zu speichern, obwohl es sich im Sekundentakt vervielfacht. Wo stünden wir nur ohne RUHL?“
    Sansibar sah das Sandkorn ehrfürchtig an.
    „Setz dich doch!“, bot Professor Brenius ihr einen Stuhl an.
    Schüchtern hockte sich Sansibar auf den Besucherstuhl vor dem großen Mahagoni-Schreibtisch. Sie saß ganz vorne auf der Kante und wagte nicht sich anzulehnen. Der Professor ging um den Schreibtisch und nahm auf dem Stuhl dahinter Platz. Unablässig huschten seine Augen über Sansibar. Der Blick fühlte sich nicht aufdringlich an, sondern zeigte neugieriges Interesse.
    „Die Gemeinschaft hat Großartiges geleistet. Viel mehr als jedem einzelnen Genie möglich gewesen wäre.“
    „Ja, genau“, wollte Sansibar zustimmen, doch in ihrem Hals saß ein Kloß und sie brachte nur ein Räuspern zustande.
    Der Professor öffnete die oberste Schublade seines Schreibtischs. Er zog eine Schachtel Pralinen heraus,

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