Die Schattensurfer (German Edition)
Schritt auf das Bett zu.
„Mit dir reden. Der Professor spricht mit jedem Patienten vor der Korrektur. Er muss die Diagnose stellen, um die richtige Dosis Lamrag zu wählen. Wenn du zu wenig bekommst, hilft das überhaupt nichts. Und wenn du zu viel bekommst, ist das auch unerfreulich. Du vergisst alles und weißt nicht mehr, wer du bist. So jemand ist nutzlos für die Gesellschaft. Dessen leere Gedanken helfen nicht einmal RUHL.“
Sansibars Knie zitterten, als sie sich auf das Transportbett fallen ließ. Die Verschlüsse der Decke schnappten zu.
„Sag nichts! Hörst du, sag kein Wort!“, rief Kalawesi ihr nach. „Deine Geheimnisse gehören dir.“
Prönke und seine Kollegen schoben Sansibar durch die Tür. Der Lichtvorhang fiel hinter ihr zu. Sie hörte, wie Kalawesi noch einmal rief: „Deine Geheimnisse gehören dir.“
31 WO BLEIBT SERGEANT CONELLI?
Zitternd vor Aufregung trat Luan nach draußen in den Dschungel. Eine Hologramm-Welt, das war der absolute Wahnsinn. Wem war es gelungen, das Problem der Parallaxenkonversion zu lösen? Nichts erinnerte daran, dass er in einem Computer-Hologramm stand. Mücken surrten um ihn herum. Er wich zurück, wollte nicht gestochen werden.
Luan drehte sich um. Die Glasfront zu seinem Zimmer war längst verschwunden. Er stand mitten im Dschungel.
Luan fühlte sich so leicht, als stünde er auf dem Mond. Er sprang in die Luft, immer höher. Mühelos hüpfte er über Büsche bis hinauf in die Äste der riesigen Bäume. Nur nach oben, über ihre Kronen hinaus kam er nicht. Irgendwo dort musste das Hologramm enden. Eine dampfende Schüssel Milchreis mit Rosinen schwebte an ihm vorbei und quietschte mit Comicstimme: „Hast du Hunger?“
Luan nickte. Er liebte Milchreis.
„Fang mich doch! Fang mich doch!“
Luan streckte die Hand aus. Er versuchte den roten Löffel zu greifen. Doch da schoss die Schüssel davon. „Du musst schon schneller sein“, krähte sie.
Luan spannte seine Muskeln an. Die Schüssel sollte es nicht sehen und er drückte sich mit aller Kraft vom Boden ab. Wie eine Rakete schoss er auf den Milchreis zu, doch einen Moment bevor er sie erreichte, sauste die Schüssel zur Seite. Luan raste an ihr vorbei und donnerte in einen knorrigen Ast. Aus der schartigen Rinde zischten regenbogenfarbene Blitze. Luan schüttelte sich. Er drehte um und nahm wieder Kurs auf den Milchreis. Die Schüssel pfiff im Slalom davon. Luan folgte. Zentimeter um Zentimeter holte er auf. Als wäre es nur eine Kleinigkeit, bemerkte Luan: Er konnte fliegen. Rasend schnell jagte er jetzt um die Bäume dem Milchreis hinterher. Er jauchzte.
In diesem Moment schoss eine dicke Rosine aus der Schüssel. Sie zielte genau auf Luan. Schmatzend traf sie ihn. Eine zweite zerplatzte auf seiner Stirn. Autsch. Luan duckte sich hinter einen Baum. In der Deckung des Stamms glitt er nach oben bis in die Krone und spähte auf die Milchreisschüssel weit unter sich. Der Milchreis schoss mit Rosinen ziellos um sich. Luan holte tief Luft. Dann stieß er sich ab und jagte hinunter, auf die Schüssel zu. Sie bemerkte ihn nicht und im nächsten Augenblick griff Luan zu. Er hielt die Beute in den Händen. Der Milchreis duftete köstlich nach Zimt. Luan zog den roten Löffel aus dem klebrigen Brei und schaufelte einen ganzen Berg Milchreis in seinen Mund. Köstlich.
Plötzlich jagten drei Metroglider auf ihn zu. Über den Augen trugen sie die mattstählernen Masken, die in der Mitte in Schnäbel übergingen, genau wie es Luan aus den Filmen kannte. Die Capes der Vogelmenschen waren aus Pfauenfedern gewoben und darunter trugen sie hautenge schuppige Anzüge. Die Schaftstiefel endeten in dreikralligen Füßen. Damit packten sie ihre Opfer, zogen sie in die Luft und brachten sie in ihre Nester ganz oben auf verlassenen Wolkenkratzern. Luan liebte die Metroglider. Das war die coolste Fernsehserie aller Zeiten. Der tölpelhafte Sergeant Conelli und seine Truppe kämpften gegen die Metroglider, aber seit 37 Staffeln war es ihm nicht gelungen die Metroglider zu besiegen.
Luan stieß sich vom Ast ab, so fest er nur konnte. Er schoss durch den Blätterwald. Zweige peitschten ihm ins Gesicht. Er reckte eine Faust voraus. Im Zickzack raste er durch den Dschungel. Die Metroglider krächzten heiser. Sie ließen sich nicht abschütteln. Luan fühlte sie fast neben sich. Wo blieb nur Conelli?
Luan konzentrierte seine ganze Kraft, um zu bremsen. Mit einem Schlag. Jetzt! Als donnerte er gegen eine Wand aus
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