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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Holo-Kostüm. Luans Finger schwitzten vor Aufregung. Er versuchte sie an der Hose trocken zu reiben. Jetzt musste jedes Kommando sitzen. Er durfte sich keinen Fehler leisten. Nur nicht vertippen.
    Luan kopierte das Opossum-Programm. Dann bearbeitete er die Kopie. Er erhöhte die Reichweite des Holo-Kostüms. Luan setzte die Energiewerte auf maximale Leistung. Im Kopf überschlug er, dass das Holo-Kostüm auf jeden Fall im Medikamentenlager noch funktionieren würde. Als Nächstes änderte er die Verkleidungsmöglichkeiten. Er wollte nicht als Sergeant Conelli durch das Korrekturhaus laufen oder sonst eine lächerliche Figur, die ihm gerade durch den Kopf ging. Er beschränkte die Verkleidungsmöglichkeiten auf einen Sipo.
    Das Programm akzeptierte die Änderungen klaglos. Luan speicherte sie ab und passte noch die Transporteinstellungen an. Nun konnte er sich auch hier in einen Sipo verwandeln. Er durfte nicht noch einmal in den Dschungel gehen, um wieder für Stunden im Hologramm gefangen zu sein.
    Luan ließ sein Angriffsprogramm noch etwas Müll aufsammeln. Beladen mit einem Berg aussortierten Programmcodes trat es den Rückweg aus Sörf an.
    Ob das Holo-Kostüm wirklich funktionieren würde? Luan ging zur Wand, wo das Transportbett schwebte. „Komm!“, sagte er zu Nacho und deutete auf das Bett. Das ließ sich Nacho nicht zweimal sagen, denn Pablo ließ ihn nie aufs Bett oder Sofa springen. Das Bett schaukelte.
    „Brav, Nacho.“ Luan streichelte dem Hund über den Kopf und legte den Rucksack daneben. Dann zog er die Magnetdecke darüber. Nur Nachos zotteliger Kopf schaute noch heraus. Als die Verschlüsse der Decke zuschnappten, winselte Nacho.
    „Ruhig, Nacho, es muss sein. Wir können nicht zusammen durchs Korrekturhaus spazieren. Aber als Patienten kann ich dich mitnehmen. Vertrau mir!“ Natürlich verstand Nacho ihn nicht, aber immerhin hörte er auf zu winseln. Mit großen Augen lugte er unter der Decke hervor.
    Luan fuhr sich nervös durch die Haare. „Jetzt muss ich das Holo-Kostüm aktivieren“, murmelte er.
    Luan versuchte sich zu konzentrieren. Er stellte sich vor ein Sipo zu sein. Es fiel ihm schwer. Sein Wunsch sich in einen Sipo zu verwandeln war halbherzig. Es wollte nicht gelingen. Seine schwarzen Haare hingen ins Gesicht. Kein bisschen sah er wie ein Sipo aus.
    „Ich will trotzdem so ein bescheuerter Sipo sein.“ Luan trat mit dem Fuß gegen die Wand. Hatte sich ein Fehler in seine Programmierung eingeschlichen? Im Kopf ratterte er alle Änderungen durch: die Transportsteuerung, die Energiemaximierung und die Kostümrestriktion. Nein, da war nichts dabei, was er übersehen hatte.
    Sekunden tickten über Luans ceeBand. Jede lebte nur für einen Augenblick. Und schon verwandelte sie sich in Vergangenheit. Gleichgültig, ob er sie nutzte oder wie jetzt sinnlos verstreichen ließ.
    Luan hämmerte mit seinen Handballen gegen die Stirn. Immer wieder. Es musste doch einen Ausweg geben, aber die Lösung ließ sich nicht aus seinem Kopf klopfen. Luan wollte schreien und brüllen. Aber nicht einmal dazu hatte er Kraft.
    Tränen quollen aus seinen Augen. Über sein Gesicht liefen sie herab und tropften auf den Oberschenkel. Ein dunkelblauer Fleck breitete sich aus. Blau?
    Luan riss seinen Arm hoch und starrte auf eine blaue Trainingsjacke mit weißem Zickzackmuster an der Seite. Er fuhr über sein Gesicht. Vor seinen Augen saßen Brillengläser. Seine Haare waren kürzer, hingen nicht mehr in die Stirn. Und obwohl ihm gar nicht danach zumute war, musste er grinsen. Luan konnte sich nicht gegen dieses Lächeln wehren. Er trug das Holo-Kostüm. Luan hatte sich in einen Sipo verwandelt. Als er aufstand, sah er von oben wie von einer Trittleiter auf Nacho herab. Luan konnte es nicht fassen. Er war groß wie ein Sipo. Seine sonst so dünnen Arme ragten kräftig aus breiten Schultern.
    Nacho heulte auf
    „Pssst“, machte Luan, „ich bin’s doch.“ Seine Stimme brummte tief. Ungeschickt streichelte er Nacho mit den großen Händen. Luan schob das Bett zur Tür. Er tat sich schwer mit seiner neue Größe und verhedderte sich im Lichtvorhang.
    „Mist“, fluchte er lächelnd.
    In dem grünlich beleuchteten Gang übte Luan so lässig wie ein Sipo zu gehen. Er musste sich erst an die großen Füße und langen Beine gewöhnen. Luan ließ das Bett mit Nacho vor sich her gleiten. Es war federleicht. Luan fühlte sich so stark wie noch nie.
    Natürlich standen am Ende des Gangs links und rechts vor den

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