Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
Vom Netzwerk:
Wahrheit erzählt hat.“
    „Wieso?“, wollte Sanisbar wissen.
    „Ich habe die Sipos über meinen Kristall verständigt. Die werden ihn überprüfen“, sagte Marella schnippisch und stemmte die Arme in die Hüften.
    „Du hast was? Du hast die Sipos geholt? Du hast Luan verraten?“ Sansibar blieb die Luft schier weg.
    „Nicht verraten. Wenn er nichts verbrochen hat, wird ihm auch nichts geschehen. Sie werden ihn nur kontrollieren. Oder willst du in einer Gesellschaft mit Verbrechern leben, nur weil du den Jungen süß findest? Wo kämen wir da hin, wenn Diebstahl erlaubt wäre? Immerhin hat mir diese Meldung 500 Punkte eingebracht. Wenn er wirklich etwas gestohlen hat, haben sie mir weitere 3000 Punkte in Aussicht gestellt. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass er ein Dieb ist“, sagte Marella.
    Sansibar drehte sich um: „Du bist gemein.“ Sie schwang sich auf die Piste. Der weiße Boden fühlte sich genauso weich an wie ihre Knie. Langsam eierte sie quer über den Hang. Der Berg türmte weder Felsen vor ihr auf, noch brach er in Schluchten ab. Ruhig rollte er sich vor ihr aus.
    Da sah Sansibar auf der anderen Seite der Bergstation einen Jungen auf die Piste springen. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit ceeBand-Werbung: Luan! Er stürzte sich einen fast senkrechten Hang hinunter, flog über weiße Klippen. Er riss seinen Arm hoch, versuchte in sein ceeBand zu tippen.
    In diesem Moment stürmten vier Sipos auf die Piste. Sie rasten Luan hinterher. Sie fuhren schneller. Meter um Meter holten sie auf, kamen näher, immer näher.
    Marella stoppte in einem lässigen Schwung neben Sansibar: „Scheint wohl doch etwas ausgefressen zu haben, dein Luan.“
    „Das ist nicht mein Luan“, fauchte Sansibar.
    Luan verschwand hinter einem Abhang. Seine Verfolger hetzten ihm nach.

5 ABFAHRT
    Luan quetschte sich aus der gläsernen Gondel. Er hastete an einem Mann in grauer Jacke vorbei. „Entschuldigung“, murmelte Luan, als er ihn mit dem Board rammte. Dort hinten waren die Toiletten. Luan riss die Tür auf und zog sie blitzschnell hinter sich zu. Sein Herz raste. Er hielt die Luft an. Luan hörte Schritte trampeln. Sipos? Mit einem Satz war er am Fenster. Luan zerrte es auf. Er flankte über das Fensterbrett. Im Sprung hielt er das Board unter seine Schuhe und ließ die Magnetverschlüsse zuschnappen. Der künstliche Schnee begann sofort zu pulsieren und neigte sich steiler. Luan drückte sich ab. Er hörte noch das Krachen der Toilettentür.
    In geduckter Haltung nahm Luan Fahrt auf. Auf der anderen Seite des Hangs standen die beiden Mädchen, diese blöden Kühe. In seiner Sandkastenfreundin hatte er sich gründlich getäuscht. Sie leugnete sogar, ihn zu kennen.
    Jetzt streckte Sansibar ihren Arm aus. Sie zeigte auf etwas hinter Luan. Luan drehte sich um.
    Verdammt, die Sipos waren ihm auf den Fersen. Alle vier standen schon auf ihren Boards. Der Berg ließ ihnen freie Bahn.
    Vor Luan brach der Berg in einen Steilhang ab. Luan schwang über die Kante hinunter, raste direkt ins Tal. Nur Geschwindigkeit zählte. Je schneller er fuhr, umso steiler neigte sich der Berg. Luan wagte einen Blick zurück. Für einen Moment hatte er seine Verfolger abgeschüttelt. Doch schon tauchten die Sipos über die Kante in den Steilhang ein. Sie machten Zentimeter um Zentimeter gut. Sie waren einfach schneller. Luan wusste, er würde den Vorsprung nicht bis unten durchhalten. Sie würden ihn erwischen.
    Luan strich in rasender Fahrt über sein ceeBand, wechselte das Programm. Er hatte sich wieder in den Computer des Golden Surfers eingeloggt. Er sah den pulsierenden Berg auf dem Bildschirm, jeden Millimeter, jede Zehntelsekunde. Wenn er die Daten des Bergs nur verändern könnte. Hektisch startete er seinen Passwortscanner. Ohne das richtige Passwort hatte er keine Chance, auch nur eine einzige Schneeflocke zu beeinflussen.
    Der Steilhang bog sich jetzt zu einer Buckelpiste. Die Buckel pumpten im Rhythmus seines Herzschlags. Dort, wo gerade ein zwei Meter hoher Buckel herausragte, gähnte nun ein tiefer Trichter. In scharfen Schwüngen riss Luan sein Board um die Trichter und Buckel.
    Die Sipos blieben ihm auf den Fersen. Er konnte sie nicht abschütteln. Sie kamen immer näher. Die Sipos zogen engere Kurven um die Hindernisse, schienen nicht an Geschwindigkeit zu verlieren. Dabei lächelten sie so höflich, als würden sie einer alten Frau über die Straße helfen.
    Nervös blinzelte Luan auf sein ceeBand. Der Passwortscanner raste durch die

Weitere Kostenlose Bücher