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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Keiner wurde von dem Pulver verschont. Ein bisschen nach Weihnachten sahen sie aus, glitzernd und funkelnd.
    „Nein, mein Garmal!“, schrie Luan.
    Da schob der Sipo den Laser-Raptor zurück in seine Jackentasche. In aller Ruhe klopfte er das Garmal von der Trainingsjacke. Der Sipo sah Sansibar direkt in die Augen. Sicher, da war immer noch dieses Lächeln, aber jetzt sah es teilnahmslos aus. Das war nicht mehr der Blick eines Jägers. Gleichgültig drehte der Sipo seinen Kopf und sagte zu seinen Kollegen: „Meine Herren, immer mit der Ruhe. Warum rennen Sie so?“
    Die anderen Sipos glotzten ihn an.
    „Ich renne doch gar nicht“, sagte einer.
    „Ich habe Hunger. Wann gibt es Mittagessen?“, meinte ein anderer.
    „Die Treppe ist mir viel zu steil“, erwiderte ein Dritter.
    Die Sipos hatten jedes Interesse an Sansibar, Luan und Kalawesi verloren. Sie kehrten um und schlenderten die Treppe hinunter. Hüstelnd klopften sie ihre Uniformen sauber. Der silberne Garmal-Staub schwirrte um sie herum.
    Nacho bellte beleidigt. Niemand kümmerte sich um ihn. Sansibar konnte es nicht fassen. Das Garmal machte selbst die Sipos völlig gleichgültig.
    Kalawesi riss eine Faust in die Luft. Er keuchte: „Kommt, wir schaffen es!“
    Sie spurteten los, Nacho galoppierte lässig nebenher. Im Laufen zog Kalawesi einen Kugelschreiber aus seiner Sakkotasche und schraubte ihn auseinander. Eine Hälfte der Hülse reichte er Sansibar. Die andere behielt er selbst. „Die verwenden wir als Blasrohr, zur Verteidigung“, sagte Kalawesi. Er drückte sein Blasrohr in den zweiten Garmal-Beutel und lud es mit dem silbernen Pulver. „Pass auf, dass du es nicht einatmest. Das Zeug ist gefährlich.“ Dann lud auch Sansibar ihr Blasrohr.
    „Nein, ihr dürft das Garmal nicht nehmen. Ich brauche es für Pablo.“
    „Quatsch nicht! Das ist unsere einzige Chance, hier lebend herauszukommen. Wenn die Sipos uns jetzt schnappen, bekommen die Garmal-Sammler nicht ein einziges Körnchen.“
    Luan schnaubte.
    Die drei hetzten den kleinen Gang entlang. Sie jagten um eine enge Kurve. Dann standen sie in der Glasröhre, die mitten durch den Kursolsee in die Freiheit führte. Der See sah friedlich aus wie ein Pool im Ferienparadies.
    „Dort entlang“, wies Luan nach rechts.
    Kalawesi stützte sich an der Glaswand ab. Er schnaufte. Er röchelte.
    „Los, weiter“, rief Luan. Nacho bellte und sprang hin und her. Wie ein Schäferhund trieb er sie an. Kalawesi keuchte. Die Absätze seiner Wildlederschuhe klapperten über den Glasboden. Endlich tauchte die Röhre durch das bläuliche Kursol an die Oberfläche. Vor ihnen erhob sich das verspiegelte Tor. Sansibars Gesicht glühte, Kalawesi pumpte, war nass geschwitzt, und Luan stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab.
    Plötzlich tauchte neben dem Tor ein Trupp Sipos auf. Sansibar hatte sie nicht kommen sehen. Lächelnd schritten die Sipos auf sie zu. Drei von links und drei von rechts. Alle hielten ihre Laser-Raptoren in der Hand. Wie ein Rudel Wölfe umkreisten sie ihre Opfer.
    „Hände hoch!“, fauchte einer.
    Sansibars Hand schloss sich ganz fest um die Kugelschreiberhülse.
    „Jetzt“, zischte Kalawesi und feuerte sein Blasrohr ab. Die zweite Ladung kam von Sansibar. Volltreffer. Die Sipos waren in silbernen Staub gehüllt, wie von einer Fee verzaubert. Sie tappten umher und taumelten. Das Garmal rieselte auf ihre blauen Trainingsjacken herab. Ziellos drehten die Sipos um. Sie steckten ihre Laser-Raptoren ein oder ließen sie achtlos fallen. Ein Sipo legte sich einfach auf den Boden und murmelte: „Ich bin so müde. Ich möchte schlafen. Bitte macht das Licht aus.“ Ein anderer stand einfach nur da und bohrte voller Hingabe in der Nase.
    Luan suchte mit seinem ceeBand das Spiegeltor ab. Seine Finger glitten über den Bildschirm. „Da ist es. Ich hab’s gleich“, murmelte er. Dann ließ er das Tor auffahren, als wäre es das Einfachste der Welt.
    Sansibar starrte hinaus in die Freiheit. Sie wollte es nicht glauben.
    „Vorwärts“, drängelte Luan.
    Nacho rannte als Erster bellend hinaus. Schnell hatten sie auch das zweite Tor durchquert.
    Sansibar sog die Luft der Feiheit ein. Doch Luan ließ ihnen keine Zeit: „Los, weiter!“ Er dirigierte sie links, dann wieder rechts. Er schien den Weg zu kennen. Von einer glitzernden Einkaufsstraße bogen sie in eine Seitenstraße und dort zweigte eine Gasse ab.
    „Ich kann nicht mehr“, japste Kalawesi und rang nach Luft. Sansibars Puls

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