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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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raste im Stakkato.
    Luan schob die beiden in einen Hauseingang und von dort aus weiter in einen Hinterhof. Im Schutz der Hofmauer, unter den Teppichstangen, ließ er sich fallen. Nacho hechelte.
    „Wir haben es geschafft“, schnaufte Sansibar. Sie hätte den Augenblick am liebsten festgehalten. Natürlich wusste sie, dass es nur ein kurzes Aufatmen war, bevor sämtliche Sipos Mallinports sie jagen würden.
    „Wie kommen wir zurück in die Schattenstadt?“, murmelte Sansibar. „Die Seilbahn können wir bestimmt nicht mehr benutzen.“
    Luan nickte. Er wischte über sein ceeBand. Eine orangefarbene Nachricht blinkte auf:
    Hüte dich vor Marc! Die Sipos haben uns festgenommen. Sie bringen uns ins Kristallamt. Weiß nicht, was sie mit uns vorhaben. Mach’s gut!
    Nele
    Gedankenverloren schob Luan die Nachricht weg. Lucilia erschien auf dem Bildschirm. Sansibar wurde ganz komisch, als sie die Garmal-Sammlerin mit den langen glatten Haaren sah. Sansibar schwankte. Ihr Magen fühlte sich an, als würde er gleichzeitig mit Nougateis und kochender Vanillesoße gefüllt. Hitze- und Kältewellen jagten durch ihren Bauch. Trotz des winzigen Bildschirms kannte sie die großen dunklen Augen des ausdruckslosen Gesichts. Die Augen! Es war, als blickte Sansibar in einen Spiegel.

37 DAS SCHLITZOHR
    „Mamaaaa!“, schrie Sansibar und starrte auf Luans ceeBand. Sansibar zitterte am ganzen Körper. Ihre Lippen bebten. „Das ist meine Mutter, Lucilia Arbani“, hauchte sie kaum hörbar. Ungläubig starrte Luan auf sein ceeBand. Dann sah er Sansibar an. „Ja, die Augen“, murmelte er.
    Sansibar schob sich vor die ceeBand-Kamera. „Mama!“ Sansibar versuchte, ihre Mutter zu berühren. Ihre Finger rutschten auf dem glatten Bildschirm ab. „Mama, ich bin es, Sansibar“, rief sie verzweifelt. Sie wollte in das ceeBand kriechen, Mama festhalten und nie wieder loslassen. Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte Sansibar ein Leuchten in den Augen ihrer Mutter zu erkennen. Auf Mamas silbernem Panzer zeichnete sich eine Blume ab. Eine fünfblättrige Orchidee. Und wieder schossen Sansibar die Bilder von damals durch den Kopf. Mama trug das orangefarbene T-Shirt mit der lila Orchidee. Mamas dunkle Augen begannen aus der Trostlosigkeit zu erwachen und funkelten.
    Mit fahrigen Bewegungen griff Lucilia Arbani in ihren Mantel. Sie zog ein kleines Döschen hervor und gab den Code ein. Der Deckel sprang auf. Lucilia nahm eine Tablette, in deren Mitte ein einziges silbernes Garmal-Körnchen glänzte, und schluckte sie hastig. Sofort verschwand der Blumenumriss von ihrem Panzer. Lucilias dunkle Augen waren längst wieder im Schatten versunken, als sie fragte: „Ja bitte, Luan. Was willst du?“
    „Wir sind zu dritt: Sansibar, Kalawesi und ich. Wie kommen wir über die Mauer?“
    „Du hast doch dein Skateboard. Bring uns das Garmal.“
    „Aber ... “
    „Dir bleiben noch 3 Stunden 27 Minuten. Nutze deine Zeit!“
    „Mama“, hauchte Sansibar fassungslos. „Du musst mich doch erkennen.“
    Lucilias Gesicht verblasste auf dem Bildschirm wie ausradiert. Sansibar konnte es nicht zurückholen. Luan streichelte über Sansibars Arm. Kawalesi reichte ihr ein Taschentuch: „Ist wirklich ein schlimmes Zeug, dieses Garmal!“ Und er begann zu erzählen: „Als RUHL erfunden wurde, kämpften zunächst viele darum, ihre Geheimnisse zu schützen. Sie behielten ihre Gedanken einfach für sich. Deine Eltern gehörten zu diesen Rebellen. Doch RUHL gewann allmählich die Oberhand und drängte die Rebellen immer weiter zurück. Die meisten Menschen hatten Angst, gegen RUHL zu kämpfen und sahen nur ihre eigenen Vorteile, die es zweifellos gab. RUHL war bequem. Sie arrangierten sich mit RUHL. Wenn ich ehrlich bin, gehörte ich zu diesen Menschen. Dank RUHL konnte ich meinen Lunapark bauen.
    Die Rebellen entdeckten damals Garmal. Es verschloss die Gedanken vor RUHL. Eine winzige Menge genügte und RUHL konnte die Gedanken der Rebellen nicht mehr lesen.“ Kalawesi sprach diese Worte aus, als wäre es etwas ganz Besonderes, ein Rebell zu sein. Irgendwie war Sansibar stolz auf ihre Eltern.
    „Warum nahm nicht jeder Garmal, wenn es Geheimnisse bewahrt?“, fragte Sansibar.
    Kalawesi nickte nachdenklich. „Wer Garmal nimmt, bewahrt nicht nur Geheimnisse vor RUHL, sondern wird auch gleichgültig gegenüber seiner Umwelt. Er kennt keine Gefühle mehr und verschließt sich vor seinen Mitmenschen, genau wie deine Mutter, Sansibar. Sie hat ihre Gedanken

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