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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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abgekapselt, ihre Gefühle verbannt und dich dabei verloren. Garmal verwandelt das Herz eines Menschen in Eis.“
    „Für immer?“
    „Nicht unbedingt, aber Garmal-Sammler müssen die Droge immer weiter nehmen, so lange es RUHL gibt. Sonst würde RUHL sie alle vernichten.
    Um die Rebellen auszusperren ließ RUHL die Dunkle Mauer bauen. RUHL wurde immer mächtiger und in Mallinport wagte niemand mehr, gegen RUHL aufzustehen. Plötzlich waren alle RUHL. Falls jemand etwas Unpassendes dachte, wurde er ohne zu fackeln ins Korrekturhaus gesteckt. Wie du weißt, lösen sie dort das Problem mit Lamrag. Ich denke, dieses Schicksal musste dein Vater erleiden.“
    Sansibar drückte ihr Gesicht in das Taschentuch. In wenigen Tagen hatte sich alles aufgelöst, was Sansibar von ihren Eltern zu wissen glaubte. Ihre Welt war eingestürzt. In Scherben lag sie vor ihr.
    Sansibars Kopf raste. Ihre Gedanken zuckten wie Blitz und Donner und ließen ihn beinahe platzen. Aber wie nach einem Gewitter wurde plötzlich alles ganz klar. Ein einziger Gedanke drängte sich in den Vordergrund. Er war so stark, dass Sansibar nichts anderes mehr denken konnte: Ihre Mutter durfte kein Garmal mehr nehmen. Nie mehr. Die Garmal-Sammler mussten mit dieser Droge aufhören. Sansibar strich sich eine nass geweinte Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Mit dem Zeigefinger deutete sie auf Luan und funkelte ihn zornig an: „Kein Körnchen Garmal werden wir den Garmal-Sammlern geben, nicht ein einziges.“
    „Aber, aber“, stotterte Luan, „ich muss Pablo retten. Willst du, dass die Garmal-Sammler ihn auf Eis legen?“
    „Nein, das will ich nicht“, erklärte Sansibar bestimmt, „aber meine Mutter darf diese Droge nicht mehr nehmen. Garmal ist unglaublich mächtig. Es lässt selbst den gehorsamsten Sipo seinen Auftrag vergessen. Meine Mutter erkennt mich nicht mehr“, fuhr Sansibar fort. Sie biss die Zähne zusammen und schluckte. Beschwörend sah sie Luan und Kalawesi an.
    „Das wissen wir alles“, sagte Luan.
    „Wenn wir das Garmal gegen das Wichtigste von RUHL richten …“, Sansibars Stimme zitterte vor Aufregung.
    „Wie meinst du das? Du möchtest Professor Brenius, Doktor Tornham und all die anderen wichtigen Personen im Kristallamt mit Garmal angreifen?“
    „Nein, wir würden sie niemals alle erwischen. Und selbst wenn, hätten wir nichts gewonnen. RUHL würde sie einfach ersetzen. So können wir RUHLs Macht nicht brechen.“
    Sie holte ganz tief Luft. „RUHL selbst“, sagte sie „wir müssen RUHLs Zentralcomputer mit Garmal vollpumpen.“ Sansibar blickte die anderen an. Sie verschränkte die Arme und wartete. Zuversicht blitzte aus ihren verweinten Augen.
    „Das ist doch Unfug“, platzte Kalawesi heraus. „Das kann überhaupt nicht funktionieren.“
    Sansibar überhörte ihn. Erwartungsvoll blickte sie Luan an. Sie sah, wie er überlegte. Er hatte sie verstanden. Luan strich über sein ceeBand und tippte Zahlen ein, berechnete diese Möglichkeit und jene. Dann sah Luan auf. Er runzelte seine Stirn und kratzte sich am Kopf. „Also theoretisch könnte das klappen.“
    Sansibar ballte ihre Faust und stieß ein Ja heraus.
    „Ich sagte theoretisch. Aber unsere Chancen sind geringer, als den Hauptpreis im Lotto zu gewinnen. Der Zentralcomputer von RUHL ist in der Sicherheitszone des Kristallamts untergebracht. Dagegen war unser Ausbruch aus dem Korrekturhaus wie ein Spaziergang im Kurpark. Und die Garmal-Sammler werden Pablo auf Eis legen, wenn wir nicht in 3 Stunden 17 Minuten das gesamte Garmal abliefern. Das lasse ich nicht zu. Ich muss Pablo retten.“
    „Wenn wir RUHL vernichten, brauchen die Garmal-Sammler kein Garmal mehr. Sie können nach Mallinport zurückkehren.“
    Ärgerlich funkelte Luan Sansibar an: „Hast du nicht verstanden, unsere Chance ist so winzig, dass sie eigentlich überhaupt nicht existiert.“
    „Dann müssen wir eben die winzigkleine Chance nutzen.“
    „Man könnte RUHL vollständig zerstören?“, fragte jetzt auch Kalawesi nach.
    „Weiß nicht. Es besteht die Chance, dass sich der RUHL-Zentralcomputer von dem Garmal nicht mehr erholen würde und völlig vergisst, wofür er existiert. Das ganze System könnte dabei zusammenbrechen. Aber niemand lässt uns zum Zentralcomputer vor oder willst du an der Rezeption des Kristallamts um Erlaubnis fragen?“
    Kalawesi grübelte. Dann zog er seinen Mund ganz breit und grinste: „Die alten Versorgungsröhren des Lunaparks sind mit dem Kristallamt verbunden.

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